Ursula Edelmann stellt aus

Der Henninger Turm 1961-2013

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Der Henninger Turm wird derzeit abgerissen. Eine Ausstellung mit Fotografien Ursula Edelmanns in der Galerie Braubachfive erinnert an das Wahrzeichen und zeigt bislang unveröffentlichte Aufnahmen.

mim /

„Ich wusste gar nicht mehr, dass ich den Henninger Turm damals fotografiert habe“, sagt Ursula Edelmann, noch immer überrascht von ihrem Fund. „Mein Mann und ich sind früher oft da gewesen. Ich habe es geliebt, in diesem Drehrestaurant zu sitzen und über Frankfurt zu schauen“, schwärmt sie noch heute. Doch dies ist nun passée. Der Abriss des einst 119,5 Meter hohen Henninger Turms, der als Getreidesilo der Henninger-Bräu AG zwischen 1959 und 1961 errichtet wurde und bis 1974 als höchstes Bauwerk der Stadt über dieser thronte, schreitet voran. Der Turmkorb, in dem sich einst die zwei Restaurants befanden, ist längst verschwunden. Doch Ursula Edelmanns Aufnahmen sind geblieben. Mit einer Ausstellung in der Galerie Braubachfive entführt Edelmann nun mit bislang unveröffentlichten Innen- und Außen-, Tag- und Nachtaufnahmen des geliebten Gebäudes ins Frankfurt der 60er Jahre, zeigt den Turm damals und heute.

1926 wurde Ursula Pomplitz, wie sie damals hieß, in Berlin geboren. 1945 begann sie bei dem bekannten Fotografen Max Bauer in Potsdam ihre Ausbildung zur Fotografin, die sie 1948 abschloss. Aufgrund der Berliner Blockade fand sie damals keine Anstellung. Ein im Berliner Radiosender Rias ausgestrahltes Stellenangebot lockte sie schließlich nach Frankfurt. Als Angestellte begann sie, die Messe, Mode und Möbel zu fotografieren. Im Dezember 1949 entschloss sich die damals 23-Jährige zu Selbstständigkeit. „Aus heutiger Sicht völlig irrsinnig“, sagt Ursula Edelmann und erzählt, wie sie gemeinsam mit einer Freundin ein winzig kleines Zimmer bewohnte und in der zur Dunkelkammer umfunktionierten Waschküche ihre Bilder entwickelte. Zum Durchbruch verhalf ihr ein Vorsprechen bei der damaligen Deutschen Genossenschaftskasse. Sie erhielt die Erlaubnis für einige unverbindliche Innenaufnahmen des Gebäudes. Ihre Fotografien überzeugten, es folgten weitere Aufträge. In den Folgejahren fotografierte Edelmann für Mode-, Maschinenbau- und Möbelfirmen, Städel, Goethe- und Liebighaus bis sie 1955 im Auftrag des Oberbaurats Joseph Schubö damit begann, das zerstörte und im Wiederaufbau befindliche Frankfurt zu fotografieren. Mit ihren Bildern schuf Ursula Edelmann ein beeindruckendes Zeugnis der Stadtgeschichte und -Entwicklung Frankfurts – bis hinein in die heutige Zeit. Denn aufgehört zu fotografieren, hat Ursula Edelmann trotz ihres beachtlichen Alters von mittlerweile 87 Jahren bis heute nicht. Ihr Liebstes, so scheint es, ist bis heute der Henninger Turm. Als sie 2012 davon erfuhr, dass dem Henninger Turm der Abriss bevorsteht, begann sie, in ihrem persönlichen Archiv zu forsten. Sie stieß auf einen Zettel mit dem Vermerk „Siehe Neuverwerbung. Auftrag 15. Mai 1961“, der sie zwischen den unzähligen Werken zu den längst vergessenen Aufnahmen des einstigen Frankfurter Wahrzeichens leitete.

>> Ursula Edelmann. Der Henninger Turm 1961 – 2013. Galerie Braubachfive, Braubachstraße 5. bis 17.8., Di-Sa 11–13/14–18 Uhr. Eintritt: frei.


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