Der Fotograf Ulrich Mattner versammelt in seinem neuen Buch 50 Highlights des Bahnhofsviertels. Sie reichen von Deutschlands kleinstem Erotikkino bis zum African Shop von Big Mama. Hereinspaziert ...
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"Ich muss versuchen, mich kurz zu fassen", sagt Ulrich Mattner beim kurzen Rundgang durchs Bahnhofsviertel anlässlich seines neuen Buchs. Der beginnt in der Saint-Tropez-Bar, Moselstraße, im ersten Stock überm Walon & Rosetti. Man muss klingeln, um hineinzugelangen, das Modelabel Hooligan Streetwear hat hier seinen Shop, alles ist über und über voll mit Eintracht-Signets, doch der Besitzer sagt, es sei jeder willkommen, selbst Leute mit Kickers-Schal kämen herein. Ob sie auch wieder herauskommen? Klar, im Bahnhofsviertel kommt jeder rein und wieder raus, auch die teuersten Animierschuppen sind nichts weiteres als eine ganz normale Bar, wenn man den Mädels sagt, dass man einfach nur was trinken möchte. Das My Way zum Beispiel, drüber ist ein Puff, der Besitzer ist begeisterter Motorradfahrer und die Chefin hinterm Tresen sagt, wer hier nur sein Bier für 3,50 Euro trinken will: kein Problem. Teurer wird's im Separée, da darf mit den Animierdamen geschäkert werden, es wird gestript, aber mehr dann auch nicht. Manche Männer, erzählt Ulrich Mattner, ließen in Bars wie dieser vierstellige Beträge.
Weiter geht's zum Jerome, Deutschlands kleinstem Erotikkino mit fünf Plätzen, es folgen türkische Fischhändler, pakistanische Gastronomen ("Das günstigste Essen der Stadt"), indische Schneiderinnen, Plattenläden wie Tactile Records, die Bar Plank, die Cocktailmischer vom Livity, drüben auf der anderen Seite vom Platz der Republik, technisch gesehen schon im Gallus sind noch Kneipen wie die Kongo Bar oder das Ashebr, "eher Locations für die, die das Abenteuer suchen", meint Mattner, aber auch sie versammelt im Bahnhofsviertel-Führer, der soeben im Societätsverlag erschienen ist. "50 Highlights für Szenegänger" versammelt der, jeder bekommt vom Autor fünf Sterne in verschiedenen Kategorien, weil "die für dieses Buch sorgfältig ausgewählten Adressen nach subjektiver Überzeung des Autors die besten im Bahnhofsviertel sind." Der Autor selbst ist Reporter, Fotograf und seit vier Jahren Bewohner der Münchner Straße, er kennt das Viertel mittlerweile besser als viele seiner Bewohner, er macht Stadtführungen und sieht auch die Veränderungen durch die noble Wohnarchitektur, die hier und da aus dem Boden schießt. "Man muss ein robuster Mieter sein", meint Ulrich Mattner mit Blick auf die gegenüber liegenden Drogenhilfeeinrichtungen. Ganz und gar nicht robust muss hingegen der Besucher dieses Viertels sein. Zumindest, wenn er sich auf die Tipps und Hinweise dieses Autors verlässt.
>> Im Frankfurter Bahnhofsviertel – 50 Highlights für Szenegänger, Societätsverlags, 12,80 Euro, 228 Seiten.