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Rache isst Blutwurst!

Himmelarschundzwirn! Jemand hatte mir den Parkplatz vorm Haus weggeschnappt und ich fluchte, verwünschte und spuckte allerlei Sprachunrat aus. Dann endlich: Den Hals rau gebrüllt, besaß ich die Kraft, weitere 50 Runden um den Häuserblock zu drehen. Ich konnte gar nicht anders, meint die Wissenschaft, denn das Bedürfnis zu verdammen und zu fluchen sei tief in der „Architektur“ unseres Gehirns verankert, und außerdem die sprachliche Fähigkeit, die am längsten erhalten bleibt. Will heißen, noch auf dem Sterbebett zeigen wir den Stinkefinger.
Wer nun aber behauptet, er kenne die bucklige Schwester des Fluchens nicht, der lügt. Die Lust auf Rache. Sie ist zutiefst menschlich, manche leben allein dafür. Wie Drückerkolonnen stellt sie den Fuß in unsere Tür. „Frankfurt rächt sich“, war neulich zu lesen. Natürlich, es ging um Fußball. Als vor Monaten eine beleidigte Leberwurst über Nacht Sportverein und Stadt verließ, war das auch eine Form der Rache. Nur hat in Frankfurt keiner den Herrn vermisst, und so tänzelte er reumütig aufs Römer-Parkett zurück. Die Erde rächt sich, auch der Genuss von dicken Bohnen rächt sich, Robin Hood und Montezuma rächen sowieso. Die gewaltigste Schlagkraft hat seit alters her die Liebesrache, oder sagen wir es unangemessen poetisch: Wenn der Mensch gekränkt in seiner Liebe Recht, ist in der Gier nach Blut kein Herz dem seinen gleich. Die Zeitungen sind voll davon: Mein Schmerz soll dein Schmerz sein! Manche spalten dann dem, der geht, den Schädel (ganz falsch), zerstechen die Reifen (lächerlich) oder bügeln Juckpulver in die Fremdgeher-Unterhose (sinnlos). Bedenklich sind auch alle magischen Hilfsmittel, etwa die trendigen Voodoo-Puppen oder -Messer. Der Rache-Gourmet lässt lieber die Zeit und vor allem andere für sich arbeiten.
Mein Ex heiratete. Gegönnt. Meine Ex-Fast-Schwiegermutter griff zum Mikro und gratulierte überschwänglich der Braut. Nur: Das tat sie – versehentlich und vielleicht auch der Champagner-Laune geschuldet – mit meinem Vornamen. Eisiges Schweigen im Saal. Dann nahm die Braut Fahrt auf. Außer sich vor Wut riss sie sich, nein, nicht die Haare aus, sondern den Schleier vom Blondhaupt. Selbstredend wurde mir dieser theatralische Auftritt, einer antiker Tragödie würdig, zugetragen. Das arme Ding. So war meine Rache eine Delikatesse, die ich noch nicht mal selbst zubereiten musste. Und dass diese Ehe in die Binsen ging, war nun wirklich nicht meine Schuld!
Was lernen wir: Die beste Rache ist die, die das Leben erledigt. Denn vieles, was wir selbst umsetzen, scheitert kläglich, wie bei einer Bekannten, die Katzenfutter in die Blutwurst-Lasagne schob, die ihr die Rivalin aber so genießerisch aus der Hand fraß, dass von „Zahn um Zahn“ kaum mehr die Rede sein konnte. Wenn Sie also das nächste Mal über Rache nachdenken, und der Moment wird kommen, planen Sie sorgfältig. Ansonsten zitieren Sie einfach einen amerikanischen Politiker: „Go fuck yourself!“
 
15. April 2011, 12.16 Uhr
Viola B. Hollings
 
 
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