Traditionell richtet das Fotografie Forum jeweils eine Ausstellung aus, die sich dem Gastland der Buchmesse widmet. Dieses Mal wird’s cool – mit Portrait-Kunst aus Finnland. Insgesamt sieben Künstler stellen ihre Werke aus.
Christina Weber /
Ein blutiges Gesicht reiht sich an das nächste. Die Protagonisten sind völlig unterschiedliche Typen – von einer Oma bis hin zum Punk ist alles vertreten. Die Gemeinsamkeit liegt lediglich darin, dass alle offensichtlich gerade eine Schlägerei hinter sich haben. Fotografiert hat sie der finnische Künstler Harri Pälviranta. Zwei Jahre lang begleitete er für die Foto-Serie Polizisten auf Streife und fotografierte nach unterschiedlichen Gewaltverbrechen. Pälvirantas Werke wurden schon in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA, Südkorea und Europa gezeigt. Immer sind die Arbeiten sehr dokumentarisch, erinnern fast an Pressefotografie.
Ab 4. Oktober sind seine Werke, zusammen mit denen sechs weiterer finnischer Fotokünstler im Fotografie Forum Frankfurt zu sehen. Anlass ist die Ausstellung „Potretti. Contemporary finnish Photography“, die bis zum 30. November läuft. Nicht zufällig ist die Schau gerade finnischen Künstlern gewidmet. Denn Finnland ist Ehrengast der Buchmesse. Und die Gastland-Ausstellungen haben im Fotografie Forum bereits Tradition.
Da Portrait-Fotografie einen hohen Stellenwert in Finnland hat, wurde der Ausstellung dieser Rahmen gegeben. Zu sehen sind sehr unterschiedliche Arbeiten. Auch viele Selbstportraits sind darunter – teilweise sind sie sehr ironisch, geradezu skurril. Wie etwa die Arbeiten von Iiu Susiraja. Die 39-jährige, füllige Finnin setzt sich mit den Themen Weiblichkeit und die Rolle der Frau auseinander. Sie zeigt sich selbst in unvorteilhaften Posen. Etwa mit einem Besen, der unter ihre Brüste geklemmt ist. Oder vor einem Laufband. Dabei trägt sie eine Strickmütze, unter die sie zwei geflochtene Laugenstangen geklemmt hat und die auf den ersten Blick wie Zöpfe aussehen. Auch der finnische Shooting Star Nelli Palomäki stellt Selbstportraits aus. Allerdings wählte sie eine klassische Umsetzung – die schwarz-weiß Bilder zeigen sie in verschiedenem Alter.
Sehr besonders sind auch die Arbeiten von Ulla Jokisalo. Ihre Werke sind Collagen, für die sie Nähutensilien verwendet. Etwa Nadeln oder Fäden. Diese Vorliebe rührt daher, dass ihre Mutter Schneiderin war und diese Materialien sie von ihrer frühesten Kindheit an begleitet haben. Eine große Bedeutung kommt in ihren Werken den Augen zu. Sie schneidet sie heraus und ersetzt sie durch andere Augen.
>> Potretti. Contemporary finnish Photography vom 4. Oktober bis zum 30. November im Fotografie Forum, Braubachstraße 30-32