Nachwuchskünstler

Festival der jungen Talente erobert Campus Bockenheim

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Der Campus Bockenheim übt sich schon mal darin, ein Kulturcampus zu sein. Denn vom 27. bis 30. September verwandeln ihn Studenten in ein offenes Festivalgelände - er wird zum wahren Schatzkästchen.

gw/nil /

Es ist ja ein gutes Wiedersehen. Denn das Festival mit dem etwas anachronistischen Titel, der an den verordneten Optimismus realsozialistischer Staaten erinnert, hat in Frankfurt schon seit 2000 Tradition. Alle zwei bis drei Jahre hat es bisher die Studierenden der unterschiedlichen Sparten von der Bildenden bis zur Darstellenden Kunst zusammengeführt.

Wir erinnern uns: 2010 fand das Ganze in der Frankfurter Diamantenbörse und auf dem Betriebsgelände des Energieversorgers Offenbach statt. Der Austausch zwischen beiden Städten war aber, wie die Macher zugeben, eher gering. Deswegen nun (fast) an einem Ort - das immer verlassener wirkende Gelände der Goethe-Uni in Offenbach wird genutzt, wird aufgebrochen durch die Kunst, Hörsäle werden zu Performancebühnen, Gänge zu Ausstellungsflächen, Lichthöfe zu Sound-Boxen. Auch das benachbarte Senckenberg-Museum hat einen Raum freigemacht für die Kunst - das Verlangen nach einem Kulturcampus ist bei diesem Institut am spürbarsten, schließlich wird es über kurz oder lang auf den Austausch mit den Studenten verzichten müssen, wenn die gänzlich auf den Riedberg und ins Westend umgesiedelt sind.

Auch diesmal kommen beim Festival der jungen Talente die Studenten wieder von fünf Hochschulen, so von der HfG Offenbach oder der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt. Auch Städelstudenten sind wieder dabei. Die jungen Künstler werfen aber nicht einfach nur ihre Werke zusammen, sondern haben sich zur Vorbereitung ein ganzes Semester regelmäßig getroffen, haben außerdem eine eigene Ringvorlesung veranstaltet, um gemeinsam mit der Kuratorin Anja Nathan-Dorn das Festival vorzubereiten.

So werden Benedikt Grubel und Philipp Krüger von den Theaterwissenschaften aus Gießen eine Performance im Freibad Hausen aufführen - ganz nah am Campus, nur zwei U-Bahnstationen, heißt es. In ihm beziehen sie sich auf den Vorwurf, wonach ihre Generation doch kaum noch politisch handeln würde, dafür aber ihre narzisstischen Neigungen und ihren Selbstbezug akribisch pflegen würden. Die beiden Künstler haben für ihr Thema die Form des rituellen Theaters gewählt und werden dieses Theater passenderweise in einem Freibad stattfinden lassen – der Ort überhaupt, wenn es um Eigenliebe im Körperkult, wenn es um Selbst- und Fremdbespiegelung geht!

Denn so unterschiedlich die insgesamt 25 Beiträge sein werden, alle sollen sich um vier Begriffe drehen: Simulation, Adaption, Illusion und Pose. Die Performance beinhaltet schon mal Pose und Adaption. Die sollte heute jeder Mensch drauf haben, der seine Talente entwickeln und überzeugend unter die Leute bringen möchte, denn „Talent und Kreativität“, so sagt Anja Nathan-Dorn, „sind mittlerweile allgegenwärtig und nicht nur in der Kunst anzutreffen“. Mit ihr haben wir uns schon mal vor dem alten Hauptgebäude der Goethe-Uni getroffen, wo die meisten der Festivalaktionen stattfinden werden. Außerdem sollen die alte Mensa sowie Ferdinand Kramers Hörsaalgebäude bespielt werden. Auch das Senckenberg Museum hat einen Raum zur Verfügung gestellt, in dem in leeren Vitrinen Klang als wissenschaftliches „Objekt“ ausgestellt wird. Und im Vestibül des Jügelhauses gibt es einen Film, den die drei Studenten Tilman Aumüller, Arne Salasse und Ruth Schmidt initiiert haben. Ausgehend von dem Ursprung des Wortes „Talent“, das im alten Griechenland eine Währungseinheit bezeichnete, haben sie ein Soap-Drehbuch über das Festival geschrieben, dieses nach Indien zu einem Soap-Filmemacher geschickt, der daraus mit den ästhetischen Mitteln Bollywoods einen Streifen gemacht hat. Ob dies nun Kulturexport bedeutet oder Outsourcing von Kreativität, müssen die Besucher dann schon selbst bewerten. 


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