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Festival

Großes Lüften in und um die Jahrhunderthalle

Dieter Nentwig ist Jazz-Promoter, Sohn Daniel kommt mit The Whitest Boy Alive zum Lüften Festival nach Höchst. Nicht der einzige Höhepunkt des dreitägigen Lüften-Festivals. 160 Bands und Künstler treten auf.
Die Erleichterung war Dieter Nentwig anzuhören als er beim Galakonzert zu Fritz Raus 80. Geburtstag im März vor zwei Jahren erzählte, der Filius sei jetzt als Musiker richtig erfolgreich. Die rudimentären Infos, Berlin, Electro, Norweger und Boy im Bandnamen, ließen sich dank Google schnell verdichten, Daniel Nentwig als Keyboarder bei Erlend Øye und The Whitest Boy Alive ausgemacht. Als Electronic Dance Project 2006 gegründet, nötigt sie dem Vater, der mit seiner Agentur in Erlensee unter dem Slogan „Where Jazz has its home – seit 40 Jahren im Dienste guter Musik“ Künstler wie Les Haricots Rouges, The Jackson Singers und die Barrelhouse Jazzband vertritt, Respekt ab. „Ich hätte Beethoven- oder ­Louis Armstrong-Fan sein können, es war von beiden Polen weit entfernt was die Jungs anfangs gemacht haben. Aber ok – es war ihr Leben“, erinnert sich Dieter Nentwig an frühe Experimente mit gesampelten Soundideen – so gar nicht seine Welt. The Whitest Boy Alive war ihm da weniger fremd. „Die Musik hat teilweise, ich will nicht sagen einen swingenden, aber einen lockeren, federnden Beat. Das ist cool, das ist melodiös und du hörst, dass die Jungs Ahnung haben von Blue notes, Off beats und solchen Sachen.“ Der Ritterschlag vom Papa.

Klar war der stolz, als Daniel mit 11 für den erkrankten Champion Jack Dupree in der Hugenottenhalle „einen Boogie ins Klavier gehauen hat und der Saal raste.“ Klar hätte ihm gefallen, wenn er mit 14 schon Elmore James nachgespielt hätte. „Andererseits wollte ich, dass die Kinder was Anständiges lernen, damit es ihnen dann später besser geht.“ Nur die Prägung daheim war eine andere, wenn seine Musiker in Nentwigs Hof zusammenkamen oder die Familie gemeinsam unterwegs war auf Jazz-Kreuzfahrten. „Eine Woche lang mit 100 Musikern auf dem Mittelmeer, nur Musik, nur Spaß, alle lustig und Party bis zum Abwinken – da willst du Musiker werden. Die Tochter hat sich für was Ähnliches entschieden, ist Schauspielerin geworden.“ Diese Vorbestimmung bestätigt dann auch Nentwig jr., der zunächst Soziologie und Musikpädagogik, dann Politik studierte. „Wenn man das vorgelebt bekommt, gerade von den Eltern, da kommt eine Bank- oder Bäckerlehre nicht in Frage. Das ist eine andere Welt, die konnte ich mir nicht vorstellen.“

Trotzdem dann seine Flucht, nicht ins nahe Hanau, nicht nach Frankfurt, Gießen, Marburg oder Darmstadt. „Ich habe versucht, mich davon zu schleichen“, gibt Daniel zu, weit weg bis nach Berlin. „Denn ich habe schnell gesehen, ich bin nicht auf dem Niveau, um als Pianist Jazz zu spielen und sollte besser etwas anderes machen, um damit glücklich zu werden.“ Nach einer längeren Durststrecke ergab sich dann dank Mitbewohner und Drummer Sebastian Maschat der Kontakt zu Øye, The Whitest Boy Alive entwickelte sich zu einem homogenen und organischen Klangkörper. „Unser Grundgesetz steht: ein gibt ein Schlagzeug, einen Bass, eine Gitarre, ein Fender Rhodes Piano und einen analogen Crumar Synthesizer – kein Schnickschnack. Da ist die Parallele zu einer Jazzband – die sich einfach hinstellt mit ihren Instrumenten und fertig aus!“ Da treffen sie dann doch aufeinander, die unterschiedlichen Welten von Vater und Sohn. Und ein weiterer Kreis schließt sich. Seine erste große Veranstaltung, die „Night In New Orleans“, machte Dieter Nentwig in der Jahrhunderthalle.

Unikat mit Wiederholungspotenzial
160 Bands & Artists – Open Air & Indoor – Camping – Lounge – Delicious Food, das Lüften Mouson Arts & Music Festival 2012 vom 22.-24. Juni in, an und um die Jahrhunderthalle bietet mehr als Musik, viele Performances, noch mehr Kunst. Aber kein Zweifel – Namen wie James Blake, Jan Delay (Foto), Dexys (Midnight Runners), The Low Anthem, Maximo Park, My Brightest Diamond, The Shins, Totally Enourmous Extinct Dinosaurs, dazu Locals wie Bees Village, Volta Royal und Okta Logue sind für viele Argument genug für den Ticketkauf. Mousonturm-Musik-Kurator Markus Gardian hat in Höchst das lange gewünschte Spiel- und Experimentierfeld gefunden: „Endlich ein Open Air in Frankfurt für innovative Musik mit den Schwerpunkten Electronica, Folk in verschiedenen Facetten, dazu Soul und Deutschsprachiges.“

Eine Version dieses Artikels erschien zuerst im Journal Frankfurt vom 5. Juni 2012. Mehr zum künstlerischen Programm lesen Sie im aktuellen Heft vom 19. Juni.
 
21. Juni 2012, 11.31 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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