Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Daniel Cohn-Bendit
Startseite Alle KolumnenDaniel Cohn-Bendit
"Meine politische Zukunft liegt hinter mir"
 

"Meine politische Zukunft liegt hinter mir"

Der Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit über innerparteiliche Auseinandersetzungen, die Energiewende und den Fall Kachelmann.
Vor dem Parteitag von Europe Ecologie in der westfranzösischen Hafenstadt La Rochelle hieß es, Sie ziehen sich aus der französischen Politik zurück?
Das ist nicht ganz richtig. Ich ziehe mich lediglich aus der innerparteilichen Auseinandersetzung in La Rochelle zurück.
Weil Sie für Ihre Ideen keine Mehrheit innerhalb von Europe Ecologie bekamen?
Weil mich auch schon bei den Grünen die innerparteilichen Auseinandersetzungen genervt haben.
Also können wir nicht auf Ihre Rückkehr in die deutsche Politik hoffen?
Fakt ist, dass ich mich sowieso erst 2014, wenn mein Mandat endet, aus der Politik zurückziehe. Wie sage ich immer: Meine politische Zukunft liegt hinter mir.
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat sich auf den Atomausstieg bis 2022 geeinigt. Ein Erfolg für die Grünen?
Ohne wenn und aber: ja. Die Grünen waren die treibende Kraft für den Atomausstieg und haben einen großen Anteil an der gesellschaftlichen Mobilisierung zum Ausstieg. Mit der Energiewende haben die Grünen ihr Ziel erreicht.
Droht ihnen nun eine Sinnkrise?
Das unterstellt man uns seit 25 Jahren. Und zwar immer dann, wenn eine Partei mal einen ökologischen Satz von sich gibt. Doch noch ist die dringend notwendige ökologisch-soziale Reform in Wirtschaft und Gesellschaft nicht vollzogen. Sieht man sich den Klimawandel an, stehen dort noch
Reformen an. Sprich: Die Grünen haben noch genug zu tun.
Das Öko-Institut hat berechnet, dass durch die Übertragung von Reststrommengen die Betriebszeit der AKWs über der vereinbarten Restlaufzeit liegt. Ihre Lösung für das Debakel?
Eine technische Lösung habe ich nicht. Die ganze Atompolitik der Regierung ist ein Debakel.
Was hätte Angela Merkel denn besser machen können?
Jede Regierung hätte Schwierigkeiten gehabt, den Atomausstieg jetzt zu Papier zu bekommen. Falsch und unverantwortlich finde ich aber, als Ersatz für Atomkraftwerke Kohlekraftwerke zu bauen. Wenn, dann hätten das Gaskraftwerke sein müssen.
Die Energiekonzerne machen Stimmung gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Geht der Wirtschaftsstandort Deutschland nun zugrunde?
So ein Quatsch. Die Energiekonzerne meinen jetzt, dass sie Einbußen erleben werden. Sie haben einfach nie an den Atomausstieg geglaubt.
Macht die sogenannte Kaltreserve eines Altmeilers bis 2013 überhaupt Sinn?
Das sind doch nur Tricks. Aber diese Randerscheinungen sind unwichtig. Das Wichtigste und vor allem richtig ist, dass wir aus der Atomenergie aussteigen.
BSE, Schweinegrippe, Vogelpest und jetzt der Ehec-Virus. Haben die Deutschen Spaß an solchen Krankheiten?
Diese Krankheiten gibt’s nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa und den USA. Die Viren sind beunruhigend, und damit muss verantwortungsvoll umgegangen werden.
Greifen Sie noch zu Salat, Gurken und Co.?
Salat habe ich in der letzten Zeit noch gegessen. Auf Gurken habe ich jedoch verzichtet.
Jörg Kachelmann wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Befördern solche Urteile nicht, dass sich weniger Frauen trauen, eine Vergewaltigung anzuzeigen?
Das ist doch schon ein Widerspruch in sich. Man muss jemandem beweisen, dass er ein Vergewaltiger ist. Und das Urteil bedeutet nicht, dass er kein Vergewaltiger ist. Man konnte es ihm nur nicht nachweisen. Das Recht kann nicht einfach aus der Angel genommen werden. Denn die Grundeigenschaft eines Rechtsstaates ist es, dass den Richtern eine Schuld bewiesen werden muss. Dennoch muss man die Frauen schützen und sie müssen sich trauen, eine Vergewaltigung anzuzeigen.
Kann er sich je wieder rehabilitieren?
Alle Menschen müssen die Chance auf eine Rehabilitation haben. Es wäre auch schlimm, wenn sich Herr Kachelmann jetzt 100 Jahre in einen freiwilligen Kerker sperren würde.
Wir sprachen schon einmal darüber, wie korrupt die Fifa ist. Jetzt zerlegt sich der Fußballverband selbst. Joseph Blatter gelobt Besserung. Wäre es nicht besser, dass er geht?
Absolut! Die ganze Fifa-Struktur ist eine Mafia, Joseph Blatter ihr Pate.
Kommen wir zur Eintracht: Nach langer Suche haben sie einen neuen Trainer gefunden. Macht Armin Veh die Mannschaft schee?
Das könnte sein. Er ist ein ruhiger Zeitgenosse, der es schaffen könnte, die Mannschaft für die Zweite Liga fit zu machen.
Und was halten Sie von Bruno Hübner als Sportdirektor?
Den kenne ich nicht. Aber das mit Armin Veh hat er cool gemacht.
8. Juni 2011
Julia Lorenz
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_kolumne_GALERIE_WHILE#}
 

Leser-Kommentare

Kommentieren
Schreiben Sie den ersten Kommentar.
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Daniel Cohn-Bendit
Nach der Landtagswahl in Hessen sieht der Politiker Daniel Cohn-Bendit (Grüne) Optionen für eine rot-grüne Minderheitsregierung. SPD und Grüne müssten Mumm beweisen, forderte er im Interview mit dem Journal Frankfurt.
Text: nil/mim / Foto: Harald Schröder
 
 
Der EU-Parlamentarierer Daniel Cohn-Bendit glaubt nicht daran, dass es einen Machtwechsel in Deutschland geben wird. Der Wahlkampf sei „gaga“, sagt er dem JOURNAL FRANKFURT. Angela Merkel werde Kanzlerin bleiben.
Text: ges / Foto: © Joelle Dolle
 
 
Daniel Cohn-Bendit nominiert:
„Gebt Edward Snowden den Sacharow-Preis“
Der Europaparlamentarier Daniel Cohn-Bendit (Die Grünen) würde Edward Snowden jederzeit Asyl auf seiner Couch gewähren. Zudem möchte er den Whistleblower mit dem EU-Menschenrechtspreis bedenken.
Text: ges / Foto: © Joelle Dolle
 
 
Der Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit äußert sich im Interview mit dem Journal Frankfurt erstmals ausführlich zu den neuerlichen Missbrauchs-Vorwürfen. "Der Text war ein großer Fehler", sagt er.
Text: mim/nil / Foto: © Bernd Kammerer
 
 
Der oberste Verfassungsrichter des Landes, Andreas Voßkuhle, zieht sich von der Theodor-Heuss-Preisverleihung zurück. Im April soll Daniel Cohn-Bendit den Preis empfangen. Für ihn will Herr Voßkuhle die Festrede aber nicht halten.
Text: ges
 
 
 
 
Ältere Beiträge