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Hausbesetzung in Bockenheim

Polizei stellt Leerstand nach vier Stunden wieder her

Aus Protest an der Wohnbaupolitik haben 26 Aktivisten am Samstag eine Villa in Bockenheim besetzt. Die Eigentümerin, die ABG Frankfurt Holding, ließ das Haus von der Polizei räumen – und klagt jetzt auf Schadenersatz.
Es sollte ein „generationen- und milieuübergreifendes Café“ werden, eines, „das sowohl ein Treffpunkt zum Rumhängen, als auch ein alternativer Ort der Reflexion sein kann“. Das Café sollte in einer leerstehenden Villa in der Georg-Voigt-Straße entstehen, wo einst Professoren residiert und bis vor kurzem noch Institute der Goethe-Universität ihren Sitz hatten. 26 Menschen haben am Samstagnachmittag das Gebäude auf dem Campus Bockenheim besetzt, um „jenseits des institutionellen Rahmens von Bildung, Zeit und Raum bieten“, um „selbstverantwortlich, kreativ und selbstbestimmt ein gegenseitiges Lernen“ zu ermöglichen. So heißt es jedenfalls in der Verlautbarung der Gruppe „Leerstelle“ in ihrem Blog.

Doch nach vier Stunden war das Projekt zu Ende bevor es angefangen hatte. Frank Junker, Geschäftsführer der Eigentümerin ABG Frankfurt Holding, rief die Polizei. Wie diese berichtet, stellte sie den Aktivisten um 17.30 Uhr ein Ultimatum: Wenn die Besetzer das Haus freiwillig räumten, würde die Polizei darauf verzichten, die Identität der Besetzer festzustellen. Nachdem das Ultimatum eine halbe Stunde später verstrichen war, räumten die Beamten das Gebäude. Die verbarrikadierte Eingangstür wurde gewaltsam geöffnet, sonst soll die Räumung friedlich verlaufen sein. Die Aktivisten berichten, es sei zu mehreren Übergriffen seitens der Polizisten gekommen, einigen Besetzern seien „mittelschwere Verletzungen“ zugefügt worden. Die Polizei soll die Teilnehmer auch abgefilmt haben.

Nach der Räumung kam es zu einer weitgehend friedlichen Demonstration Richtung Alte Oper. In der Beethovenstraße wurde laut Polizei ein Auto in Brand gesetzt. Die Ermittlungen dazu dauern noch an.

Die Aktivisten kritisieren die mangelnde Gesprächsbereitschaft der ABG. Sie vertreten die Ansicht, dass bei großen Bauprojekten die Bürger bei der Stadtplanung nicht beteiligt werden würden. Außerdem würden „selbstständig initiierte und geplante Projekte, wie das Philosophicum, angesichts 'mangelnder Rentabilität' gekippt zu werden“, so die offizielle Stellungnahme im Blog der Leerstelle-Gruppe. Darin spricht sie sich auch dafür aus, der Forderung des Fördervereins Roma nachzukommen und ein Wohnprojekt für wohnsitzlose Familien einzurichten. Darüber hinaus gebe es genug Raum, um dem „Institut für vergleichende Irrelevanz“ und den Aktivisten zwei Doppelhälften einer Villa zu überlassen.

Nach Angaben der ABG Frankfurt Holding sollen die Villen noch in diesem Jahr zu Mietwohnungen umgebaut werden. "Die erste Villa wird in gut sechs Monaten bezusfertig sein", so Frank Junker. Er weist auch den Vorwurf zurück, die Villen hätten jahrelang leergestanden. "Sie wurden uns 2013 von der Universität übergeben, von der sie bis zuletzt genutzt wurden." Man habe jedoch die Sprengung des benachbarten Turms abwarten wollen, und erst dann erste Voruntersuchungen einzuleiten. Die seien jetzt bereits im Gange, in einigen Wochen sollen die Bauarbeiten beginnen. "Luxuswohnungen werden das nicht", so Junker. Pro Villa sollen mindestens zwei Mietwohnungen entstehen, die Miete solle sich an der ortsüblichen Vergleichsmiete orientieren. "Als öffentliche Wohnungsbaugesellschaft haben wir keinerlei Interesse an einem spekulativen Leerstand."

Die ABG will die Anzeige gegen die Hausbesetzer aufrechterhalten, mehr noch: sie will eine Schadensersatzklage anstrengen, weil die Besetzer trotz mehrfacher Aufforderung das Gebäude nicht verlassen hätten. "Der Schaden geht in die Zehntausende", so Junker. Die Chancen, juristisch mit der Klage erfolgreich zu sein, schätzt der Geschäftsführer als sehr gut ein.
 
17. März 2014, 11.34 Uhr
leg/nil
 
 
Fotogalerie: Hausbesetzung in Bockenheim
 
 
 
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