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Foto: ciconia ciconia Verlag
Foto: ciconia ciconia Verlag

Pjotr Pawlenski in der Freitagsküche

"Weil ich Künstler bin"

Der russische Künstler Pjotr Pawlenski macht immer wieder durch seine radikalen Aktionen auf sich aufmerksam. Er setzt seinen Körper als Instrument ein. Nun hat er ein Buch geschrieben und stellt es in der Freitagsküche vor.
Der russische Küntler Pjotr Andrejewitsch Pawlenski ist, wie zu erwarten, ein ernster Mann. Selten lächelt er. Doch sein Blick ist wach und freundlich. Wir treffen ihn auf der Buchmesse. Er ist gerade erst angereist und wirkt von der Reise noch etwas mitgenommen. Seine Partnerin Oksana Viktorovna Shalygina begleitet ihn bei seinem Besuch in Frankfurt. Auch sonst ist sie ein wichtiger Teil seiner radikalen Aktionen. Am Freitagabend wird er in der Freitagsküche sein Buch vorstellen, während in der Küche russische Speisen zubereitet werden.

Pawlenski bringt demnächst sein Buch "Gefängnis des Alltäglichen" heraus. Darin führt er gemeinsam mit Anastasia Belyaeva, Ilja Danishevski und Wladimir Velminski Gespräche, die Einblick in seine radikalen Gedanken geben. Bei seinen künstlerischen Aktionen steht der Begriff der "Freiheit" im Zentrum. Er sagt, das wirkliche Gefängnis könne im Verhältnis zum "Gefängnis des Alltäglichen" ein Erholungszentrum sein. Das Buch besteht zum Teil aus Reflexionen, die er während seines letzten Gefängnisaufenthaltes gesammelt hat. Er war sieben Monate in Haft.

Für seine radikalen Aktionen gerät er des öfteren mit dem Staat in Konflikt. Zum Beispiel wurde 2013 ein Verfahren wegen Hooliganismus gegen ihn eingeleitet, als er sich in seiner Aktion "Fixierung" seinen Hodensack an den Roten Platz in Moskau nagelte. Am "Tag der Polizei" protestierte er damit gegen Gleichgültigkeit und korrupte Polizisten in Russland. Auch protestierte er gegen die Inhaftierung von Mitgliedern der Band Pussy Riot, indem er sich den Mund zunähte. 2014 schnitt er sich ein Ohrläppchen ab, auf dem Dach einer psychiatrischen Klinik sitzend. Damit demonstrierte er gegen die politische Instrumentalisierung von Psychiatrien in Russland. Denn die Folter von Kritikern in vermeintlichen Heilanstalten hat dort Tradition.

Wenn es um die Umsetzung starker Zeichen geht, muss Pawlenskis Körper einiges wegstecken. "In der russischen Kultur spielt der Körper eine besondere Rolle. Denn die meisten Menschen reden nur. Die Körper sind meist nicht beteiligt. Jeder kann denken, was er will", sagt Pawlenski. "Doch wenn ich etwas anzünde, muss ich das mit meiner Hand machen." Während seiner Aktionen werde Pawlenski zum Beobachter. Die Vertreter der Macht müssen auf ihn reagieren. Er ist das handelnde Subjekt.

"Wenn der Mensch mit den Rahmenbedingungen nicht einverstanden ist, muss er etwas tun, um etwas zu ändern", so Pawlenski. Die Existenz in so einem Lebensraum sei die Existenz in einem Gefängnis des Alltäglichen, so lautet die zentrale These seines Buches. "Das wirkliche Gefängnis unterscheidet sich nicht zum Gefängnis des Alltäglichen, nur räumlich", sagt er. "Weil ich Künstler bin, trage ich Verantwortung. Ich bin ein Teil der Kultur und somit des kollektiven Gedächtnisses."

Freitagabend soll es in der Freitagsküche eine Filmpräsentation geben mit anschließender Lesung und Diskussionsrunde. Die kulinarische Gestaltung des Abends in der Freitagsküche soll betont russisch werden. Es soll Rassolnik, einen russischen Suppeneintopf geben, Gretschnewaya kascha s mjasom (Buchweizenbrei mit geschmortem Rindfleisch) und als Nachtisch eine Vogelmilch-Torte.

>> Freitagsküche geöffnet ab 19 Uhr, Mainzer Landstr. 105 (Hinterhaus). Film, Lesung und Diskussion ab 21 Uhr. Mehr Informationen unter freitagskueche.de/mainzer-landstrase/freitagskueche/.
 
21. Oktober 2016, 12.04 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
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