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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Der Müll, die Stadt und der Tod

Unsere Kolumnistin wagt eine kurze Kulturgeschichte vom Theater am Turm, Westend-Spekulanten bis hin zur neuzeitlichen Bebauung des früheren Rothschild-Geländes an der Alten Oper.
Der Müll, die Stadt und der Tod ist ein Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder, das im TAT am Widerstand von Joachim Fest, Salomon Korn, Ignatz Bubis und anderen scheiterte. Abgesetzt wurde das Stück, weil sich die Meinung durchsetzte, dass der dargestellte reiche Jude antisemitischen Ressentiments entgegen kommt. Hier kamen sie dem jüdischen Investor Ignatz Bubis entgegen.

Wir schreiben die 70er, in der die Nachfolger der Außerparlamentarischen Opposition (APO), in Frankfurt dann Spontis genannt, gegen die Verdrängung der Wohnbevölkerung zugunsten von Büroflächen im Westend, auch gegen Ignatz Bubis, hart kämpften. Befördert wurde diese Entwicklung durch einen Fünffingerplan aufgestellt vom Stadtplanungsamt. Entlang der Taunusanlage, der Bockenheimer Landstraße, der Mainzer Landstraße, dem Kettenhofweg, der Oberlindau und dem Reuterweg wurde eine konzentrierte Verdichtung von Büronutzungen ausgewiesen. Erstes Resultat dieser Entwicklung war das Zürichhochhaus, vis-à-vis der Alten Oper gelegen. Diese Liegenschaft gehörte der Familie Rothschild, die durch die Nazis enteignet wurden. In Folge der Restitution erlangten die Rothschilds ihr Eigentum zu einem Drittel zurück. Als Kompensation für die zu zwei Dritteln in der Stadt verbliebenen Parkflächen wurde der Familie eine hohe Ausnutzung ihrer Liegenschaft zugestanden. Das Grundstück wurde spekulativ an die Zürich Gruppe verkauft. Diese bebaute es mit dem Zürichhochhaus, das nun in der jüngsten Entwicklung zugunsten des Opernturms, Bestandteil eines Ensemble an dieser Stelle restlos untypischen neuen Blockrandbebauung, fiel.

Gegensätzlich zur formalen stadtplanerischen Eleganz des Zürichhochhauses, das die Architekten von Schauroth und Stücheli vom Straßenrand zurückversetzt in den Park formvollendet hinein planten und so der Alten Oper räumlich den Respekt erwiesen, entwickelte sich die Umgebung rabiat und in weiten Teilen bis heute spürbar unvorteilhaft. Spontis besetzten Häuser, die spekulativ leer standen, heftige Straßenschlachten folgten auf deren Räumungen. Als Ergebnis dieser Entwicklung stimmte die Frankfurter Stadtversammlung für einen Erlass gegen die Wohnraumzweckentfremdung und das Hessische Denkmalschutzgesetz. Die Denkmalliste steht.

2015 sagt Kristin Feireiss, dass gute Architektur eine lebendige Stadt ausmacht. Feireiss ist eine deutsche Ausstellungsmacherin und Mitbegründerin des deutschen Architekturforums in Berlin. Sie wuchs als Waise bei ihrem Onkel, dem Frankfurter Versandhausgründers Josef Neckermann auf. Dieses Jahr wurde sie in die Jury des Pritzker Preisgerichts berufen. Die Vergabe des Preises wird unter Interessierten mit ähnlicher Spannung wie die Bekanntgabe des Literaturnobelpreises erwartet. Dieses Jahr starb der Ausgezeichnete noch bevor er den Preis erhielt: Frei Otto.

Der Architekt Frei Otto (1925-2015) verantwortete unter Anderen das Dach des Olympiastadions aus den 70ern in München. Mit Frei Otto stirbt auch ein Teil jener Kulturschaffenden aus, die gegenläufig zum Vergangenen in ihrem Wirken ein neues, freies und modernes Deutschland kultivierten.
 
16. April 2015, 11.30 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
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