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Alvin Ailey in der Alten Oper

Getanztes amerikanisches Kulturerbe

Alvin Ailey ist tot, in dem Alvin Ailey American Dance Theater aber lebt der afroamerikanische Tänzer und Choreograf weiter. Vom 16. bis 21. August ist die Company in der Alten Oper in Frankfurt zu sehen.
Als Alvin Ailey 1958 das nach ihm benannte American Dance Theater gründete, war das für die damalige Zeit etwas sehr Außergewöhnliches. Der afroamerikanische Tänzer wollte seiner Vision von einer Company, die den amerikanischen Modern Dance weiterentfaltet und gleichzeitig das afroamerikanische kulturelle Erbe bewahrt, Leben einhauchen. Mit dem 1969 gegründeten Dance Center in New York ging Ailey sogar noch einen Schritt weiter und ermöglichte mit dieser Ausbildungsstätte auch einer kulturell unterprivilegierten Schicht den Zugang zu einer tänzerischen Ausbildung. Gemäß seines Mottos: „Tanz ist für jedermann. Aus dem Menschen geboren, sollte er immer dem Menschen zurückgegeben werden.“ Als Alvin Ailey 1989 an AIDS starb, hinterließ er diese mittlerweile weltberühmte Institution, aber auch ein Werk, das auch heute noch beim Publikum nichts von der einstigen Beliebtheit verloren hat. 2008 verabschiedete sogar der US-Kongress eine Resolution, in der die Company offiziell zu „einem für die Welt lebendigen amerikanischen Kultur-Botschafter der Vereinigten Staaten“ erklärt wurde.

Mittlerweile wird die Company in dritter Generation geleitet. Nach Aileys Tod trat Judith Jamison die Nachfolge an, bewahrte Aileys Oeuvre von 79 Werken und ergänzte das Repertoire der Company um weitere zeitgenössische Werke. Seit Juli dieses Jahres führt Robert Battle nun diese Tradition fort – nicht ohne dem weltweit gefeierten Meisterwerk Aileys „Revelations“ seinen gebührenden Platz in dem Programm einzuräumen. Basierend auf seinen Kindheitserinnerungen in Texas, inspiriert vom Blues und dem religiösen Einfluss sowie der Gospelmusik, verarbeitete Ailey die afroamerikanische Geschichte in einer Suite von Tänzen, die sowohl den Modern Dance zitieren als auch der afrikanischen Tanztradition huldigen. „Revelations“ bildet im derzeitigen Programm der Company den Höhepunkt, auch wenn sich die 38 Minuten währende Suite sehr stark vom vorangegangenen Rest unterscheidet. Wird in Aileys Meisterwerk noch in der Verzweiflung gen Himmel gestrebt, in blauen wogenden Stoffbahnen eine symbolische Taufe vorgenommen und mit einem Fächertanz der Südstaatenflair nachempfunden, so lässt einen der Showbeginn mit „Love Stories“ eher ohne Botschaft oder einer getanzten Erzählung zurück. Liebesgeschichten sind nicht zu erkennen. Dafür ziehen die langen, feingliedrigen und wohldefinierten Körper mit ihrer Ausstrahlung in den Bann. Sportlich gekleidet, jedoch keineswegs uniform, bieten die vornehmlich afroamerikanischen Tänzer eine Melange aus Hip-Hop und Modern Dance und begeistern durch Sprünge, bei denen die Künstler für Bruchteile von Sekunden fast in der Luft zu verharren scheinen. All das ist sehr ästhetisch anzuschauen und bedarf nach 30 Minuten einer Pause. Es folgt ein dreiminütiges Solo, Takademe genannt, das von Robert Battle choreografiert wurde und durchscheinen lässt, dass das Alvin Ailey Theater sich der Moderne nicht verschließt. Ist Takademe teils humoresk, so ist „The Hunt“ ein von Trommelmusik untermaltes Ballett, das weitaus archaischer anmutet. Sechs in lange Röcke gewandete Tänzer vollführen ein kriegerisches Ritual. Eine weitere Pause markiert dann den Höhepunkt, der durch einen fünf-minütigen Dokumentarfilm über das Schaffen Alvin Aileys eingeleitet wird und in dem vom Publikum erwarteten „Revelations“ endet. Gewissermaßen ist die aus einzelnen aneinandergereihten Fragmenten bestehende Show eine Verneigung vor dem Werk Aileys. Bei der Premiere in Berlin wurde die Show vom Publikum mit frenetischem Applaus aufgenommen. Kein Wunder, das Programm ist gefällig, vielleicht sogar am Mainstream orientiert und im Vergleich zu anderen Gruppierungen im Modern Dance wenig mutig. Doch der historische Hintergrund und das energetische und ästhetische Bemühen, die Tradition mit der Gegenwart zu verbinden, macht den besonderen Charme des Alvin Ailey Dance Theater aus.

Vom 16.-21. August in der Alten Oper, Karten für 39 - 93,50 Euro.
 
15. Juli 2011, 11.00 Uhr
nb
 
 
Fotogalerie:
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