Terror-Prozess um Halil D.

Aus dem Sortiment genommen

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Im Prozess um den mutmaßlichen Terroristen Halil D. geht es unter anderem auch um die Substanz Wasserstoffperoxid. Die kann zum Bau von Bomben verwendet werden - aber auch im Kampf gegen Schimmel.

Tamara Marszalkowski /

Betritt sein Vater den Publikumsraum, winkt Halil D. ihm kurz zu und lächelt. Einer der seltenen Momenten, in denen er Regung zeigt und nicht stur geradeaus an die Wand guckt. Nachdem der Vater nicht aussagen wollte, scheinen die beiden ein gutes Verhältnis zueinander zu haben. Sonst lächelt er nur müde, wenn mal wieder die Glühbirne angeführt wird, die beim Bau einer Bombe als Zünder missbraucht werden könne. Oder wenn es darum geht, dass die Bananenkiste, in der die verdächtigen Gegenstände gefunden wurden, hinter einem Stapel Reifen versteckt wurde - oder eben nicht. Aber in dem Prozess um den mutmaßlichen Terroristen geht es um genau solche Details.

Sind die drei Liter Wasserstoffperoxid nun eine handelsübliche Menge oder nicht? Für den stellvertretenden Baumarktleiter, der auch zuständig für die Bestände ist, sind drei Liter Wasserstoffperoxid keine handelsübliche Menge. Auch dann nicht, wenn in anderen Märkten teilweise fünf oder sechs Flaschen der ätzenden Chemikalie verkauft wurden. Der Manager hat über zehn Jahre Erfahrung in seinem Beruf.

Die Baumarktmitarbeiterin, die Halil D. die Substanz verkaufte, fühlte sich an die Terroranschläge in London erinnert. Wäre Halil D. nicht solch eine Erscheinung, groß, auffälliges Gewand, Rauschebart und trüge seine Frau nicht ein Kopftuch, hätte die Dame dann auch die Polizei verständigt?

Den Teich, den Halil D. beim Kauf des Wasserstoffperoxids als Grund angab, den gibt es nicht. Dafür wurde wahrscheinlich eine kleine Menge der Chemikalie zur Bekämpfung von Schimmel im Schlafzimmer benutzt.

Nichtsdestotrotz besaß Halil D. islamistisches Propagandamaterial. Mehrere Stunden von Videomaterial wurden auf dem Computer und Mobiltelefon des Angeklagten gefunden. Darunter Kampfszenen und Hinrichtungen. Aber auch umfangreiche Texte dschihadistischer Prediger befanden sich auf seinem Computer. In denen wurde körperliche Gewalt als einen „Akt der Gottesverehrung“ bezeichnet.

Was Halil D. wirklich vorhatte, weiß er möglicherweise selbst nicht mehr. Der Verdacht auf einen Anschlag auf das Radrennen um den Finanzplatz Frankfurt/Eschborn erhärtet sich nicht. Auch wenn der Verdächtige dabei beobachtet wurde, wie er die Strecke mit dem Auto entlangfuhr. Bald ist es wieder so weit und das Radrennen steht wieder an. Klarheit gibt es noch keine. Nur Hornbach hat seine Schlüsse aus dem Fall gezogen: Wasserstoffperoxid hat der Baumarkt aus dem Sortiment genommen. Europaweit.


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