61 Stockwerke, 1202 Treppenstufen, 222 Höhenmeter – das galt es beim 9. Skyrun am Sonntag in Frankfurt zu bezwingen. Eine JOURNAL-Mitarbeiterin hat sich der Herausforderung gestellt. Und berichtet vom Lauf auf den Messeturm.
Christina Weber /
Es ist bereits ein paar Monate her, da erzählte mir eine Freundin, dass sie am Skyrun in Frankfurt teilnehmen will. Das Ganze klang machbar, man läuft den Messeturm rauf. Spontan entschied ich mich, mitzumachen. Am vergangenen Sonntag war es dann soweit. Mehr als einmal bereute ich an diesem Morgen meinen Entschluss. Zwar hatte ich trainiert – sowohl im eigenen Treppenhaus, das immerhin acht Stockwerke aufweist, sowie auf dem Stepper im Fitnessstudio. Trotzdem wurde mir zunehmend mulmiger, insbesondere beim Anblick des Messeturms. Wenn man vorhat, ihn zu erklimmen, wirkt er nämlich mindestens zehn Mal so hoch wie sonst.
Es beruhigte mich ein wenig, dass es meiner Freundin nicht viel besser ging als mir: flauer Magen, weiche Knie. Nichtsdestotrotz kam Kneifen nicht in Frage. Vor uns lagen 61 Stockwerke, 1202 Stufen, 222 Höhenmeter. Außerdem wurde uns immer mehr bewusst, dass hier etliche Läufer schwerere Aufgaben vor sich hatten, als wir. Zum einen machten auch Kinder mit – die jüngste Starterin war gerade einmal sieben Jahre alt. Zum anderen gab es „Multi-Climber“, die bis zu zehn Mal rauf und runter liefen. Und die wohl verrücktesten Teilnehmer: Feuerwehrmänner- und -frauen, die in voller Montur antraten. Mein persönliches Ziel war es lediglich, unter 20 Minuten zu bleiben.
Schließlich war es soweit. Meine Startnummer, die 77, wurde aufgerufen. Vor einem knappen Jahr bin ich nach Offenbach gezogen. Das brachte mir spontanen Beifall einer Gruppe junger Männer – mutmaßlich ebenfalls aus Offenbach – ein. Denn der Moderator kündigte mich mit den Worten an: „Jetzt kommen die Offenbacher.“ Ein paar Meter entlang einer Strecken ins Innere des Messeturms und schon warteten die ersten Stufen auf mich. Positiv überraschte mich, dass sie relativ flach waren, was ordentlich Energie sparte. Das Treppenhaus war allerdings auch recht eng. Nach kurzer Zeit überrundete ich die erste Läuferin. Etwas später wollte mich wiederum ein Starter überholen und gleichzeitig trafen wir auf meine Vorderfrau – hier mussten wir kurz stoppen und uns gegenseitig vorbei lassen.
Ein Stockwerk nach dem anderen ließ ich hinter mir. Bei Nummer 30 galt es eine besonders sportliche Figur zu machen, denn hier wurden alle Teilnehmer fotografiert. Kurz danach verließ mich allerdings die Kraft. Nun ging ich die meiste Zeit. Nur zwischendurch joggte ich ein paar Stockwerke, um dann wieder in ein schnelles Gehen zu verfallen. Einmal wurde ich noch überholt, was etwas an meinem Selbstbewusstsein knabberte – denn es war ein kleiner Jungen, der höchstens zehn Jahre alt war. Ich versuchte mich nicht irritieren zu lassen und nach 13,45 Minuten erreichte ich den 61. Stock, ich war im Ziel. Geschafft!
Glücklicherweise standen ausreichend Sitzmöglichkeiten zur Verfügung, Wasser gab es auch. Nach einer kurzen Erholungsphase konnte ich mit dem Aufzug wieder ins Erdgeschoss fahren. Unten angekommen ging wenige Minuten später auch schon die Preisverleihung los. Die Siegerin, Suzy Walsham aus Singapore, hatte den höchsten Treppenhaus-Lauf Europas in 7,46 Minuten gemeistert. Der schnellste Mann, der Pole Lobodzinski Piotr, in nur 6,38 Minuten. Und der kleine Junge, der mich überholt hatte, war schnellster in seiner Altersklasse – das beruhigte mich ein wenig. Mein persönlicher Platz war immerhin der 45. Eine Medaille gab es auch. Fürs erste Mal ganz in Ordnung, finde ich.