Die Eintracht darf aus zwei Gründen feiern: Zum einen den erfolgreiche Aufstieg in die Champions League, zum anderen den 100. Geburtstag des Waldstadions. Dieses wurde am 21. Mai 1925, eröffnet.
Jannis Seelbach /
Im Jahr 1925 hätte wohl niemand ahnen können, welche Bedeutung das Waldstadion für Frankfurter Fußballfans haben würde. Denn ursprünglich gab es in Frankfurt mehrere Sportplätze. Matthias Thoma, Leiter des Eintracht-Museums, erklärt: „Fußball begann um die Jahrhundertwende, die Vereine wurden gegründet und haben sich zunächst eigene Stadien und Anlagen errichtet. In Frankfurt waren das der Rosegger-Sportplatz, der FSV-Sportplatz an der Seckbacher Straße und ab 1920 der Riederwald.“ Durch die steigende Popularität des Sports nach dem Ersten Weltkrieg sei der Bau eines eigenen städtischen Stadions notwendig geworden.
Frankfurter Stadion als Meilenstein der Stadtplanung
Errichtet wurde das Stadion im namensgebenden Stadtwald. Laut Thoma stand an dieser Stelle damals ein militärischer Schießplatz. Durch die Versailler Verträge durfte Deutschland keine militärische Infrastruktur mehr besitzen. Deshalb wurde entschieden dort, und nicht am Flughafen am Rebstock, zu bauen. Thoma: „Die Wahl fiel auf den Stadtwald, weshalb die Gegentribüne des Stadions auf einem Erdwall, der zuvor als Kugelfang diente, errichtet wurde. Das Praktische daran: Durch den Erdwall konnte man die Arbeiten des Tribünenfundaments extrem beschleunigen.“ Den Wall erkenne man sogar noch heute, so der Historiker.
Das Stadion ist ebenso alt wie die Städtebaubewegung „Neues Frankfurt“, welche unter dem Architekten Ernst May startete . Laut Thoma ist die Idee des Stadions direkt daran angelehnt, da es als „eine Sport-Kultur-Erholungsanlage geplant wurde.“ Der Historiker sagt: „Dazu zählten ein Licht- und Luftbad, das Stadionbad, die Radrennbahn, ein Turnplatz, das Waldtheater, der Reitplatz, wo später die Wintersportanlage stand, und ein zentraler Platz für Massenturnübungen.“ Das Stadionbad sei sogar das erste Frankfurter Schwimmbad ohne natürliche Wasserversorgung gewesen.
Oberbürgermeister Mike Josef (SPD): „Die Stadt Frankfurt hat damals großen Mut und Weitblick bewiesen, indem sie trotz oder vielleicht auch gerade wegen politischer und wirtschaftlicher Krisen an dem Großprojekt Stadion festhielt – mehrfach stand das 1921 von der Stadtregierung beschlossene Vorhaben vor dem Aus." Bis heute könnten Frankfurter die „Früchte der mutigen Anstrengungen unserer Vorgänger“ ernten, meint er.
Das Stadion in Hand von Gesellschaftern
Eine Besonderheit bei der Gründung: Der damalige Magistrat übergab die Führung des Stadions nicht an ein Amt, sondern einer privatwirtschaftlich arbeitenden Gesellschaft. Diese gemeinnützige „Stadion GmbH“ befand sich allerdings weiterhin im Besitz der Stadt. Auf den Tag genau einen Monat vor der Stadion-Eröffnung wurde am 21. April 1925 die Betriebsgesellschaft gegründet.
Laut Gesellschaftsvertrag war das Ziel „der Betrieb und die Unterhaltung des der Stadtgemeinde Frankfurt am Main gehörigen, im Stadtwalde gelegenen Stadions zum Zwecke der Förderung der Gesundheit aller Kreise der Bevölkerung, insbesondere der körperlichen Ertüchtigung der Jugend.“ Bis heute hat sich an dieser Konstellation nichts geändert. Auch heute ist der Sportpark im Eigentum der städtischen Gesellschaft – die heute allerdings „Sportpark Stadion Frankfurt am Main Gesellschaft für Projektentwicklungen mbH“ (SSF GmbH) heißt.
In Zukunft wird weiter ausgebaut
Im Laufe der Jahrzehnte wurde das Waldstadion immer weiter ausgebaut. Thoma: „1936 wurde das Stadion im Stadtwald daher auf 50 000, im Jahr 1955 zwischenzeitlich gar auf bis zu 90 000 Plätze erweitert. Besucherrekord ist bis heute übrigens das Endrundenspiel 1959 gegen den SK Pirmasens, das die Eintracht mit 3:2 gewann und das 81 000 Zuschauer verfolgten.“ Diese Veränderungen waren nötig, zumal das Stadion nicht nur fürs Fußballspielen genutzt werden sollte.
Beispielsweise kämpfte Muhammad Ali 1966 hier gegen Karl Mildenberger. Eiskunstläuferin Marika Kilius lief in der umfunktionierten Radrennbahn Schlittschuh. Und 1970 fand in der Heimat der Eintracht deutschlandweit das erste internationale Open-Air-Festival statt. Bands wie Deep Purple und Ozzy Osbourne spielten.
Zukünftig soll eine Multifunktionsarena für die Basketball/-und Eishockeyteams von Frankfurt entstehen. Gleichzeitig sei die Arena für Konzerte und kulturelle Angebote geplant. Der neue Geschäftsführer der SSF GmbH, Moritz Schneider sagt: „Mit der geplanten Multifunktionsarena werden wir neue Maßstäbe setzen und Frankfurt als attraktiven Standort für Sport- und Kulturveranstaltungen weiter stärken. Der Sportpark wird dadurch ein weiterer Motor für die Entwicklung der Stadt und der Region bleiben."
Info Vortragsreihe zu "100 Jahre Stadion Frankfurt Im Eintracht-Museum ist eine Veranstaltungsreihe am Mittwoch (21. Mai) zur Geschichte des Stadions geplant. Mehr Informationen unter hier