Standing Ovations und tosender Applaus. Die Premiere von „Elisabeth – Das Musical. Die wahre Geschichte der Sissi“ wurde in der Alten Oper rauschend gefeiert. Ja richtig, hierbei handelt es sich um ein Ausnahme-Musical, dem Fans aus aller Welt nachreisen. Selbst eine japanische Reisegruppe hatte sich im Großen Saal zusammengefunden, um der Kaiserin ihre Aufwartung zu machen. Das Publikum war begeistert von der Aufführung und man merkte dem Beifall nicht an, dass es zur Premiere noch ein paar technische Kinderkrankheiten gab. Das Ensemble spielte hervorragend, daran lag es nicht. Vielmehr spiegelte sich das Licht in der LED-Leinwand, die als Kulisse diente. Dadurch wirkte das Bühnenbild nicht so perfekt, wie es sein könnte (ich habe das Stück schon in München gesehen, wo es absolut perfekt war). Auch klanglich, war das Orchester dominant, viele Stimmen wurden akustisch geschluckt. Schade, denn bei nur wenigen Musicals kommt es so sehr auf den Text an wie bei Elisabeth. Denn die wechselhafte, meist traurig-dramatische Geschichte der Kaiserin wird von ihrem Mörder, Luigi Lucheni, erzählt. Auf einem beweglichen Steg, der sich nachher als eine Feile erweist, mit einer solchen die Kaiserin ermordet wird, hängt Lucheni. Eine Stimme aus dem Off, fragt in Richtermanier, warum er die Kaiserin ermordet hat. Und Lucheni erzählt, dass er Sissi doch nur einen Gefallen getan habe. Und so nimmt die Handlung ihren Lauf. Oben am linken Bühnenrand hängt eine gigantische schwarze Schwinge mit einem Totenkopf, darunter lernt man das glückliche, bayerische Landkind Sissi in Possenhofen kennen. All das steht offenbar unter keinem guten Stern, denn schon bald muss der Wildfang den Kaiser ehelichen, während ihre für den Hof abgerichtete Schwester Nene das Nachsehen hat. Doch die Ehe zwischen Franz-Josef und Elisabeth wird von dem strikten Reglement des Wiener Hofs belastet, Kaiserin Sophie führt ein strenges Regiment und der einstige Wildfang Sissi steckt in einem goldenen Käfig. Der Tod, bei der Premiere von Musical-Star Uwe Kröger verkörpert, flirtet aufs Heftigste mit Sissi, die zunächst Depressionen, dann einer Magersucht, dem Schönheitswahn und einem Reisefieber anheim fällt. Was die schmalztriefende Trilogie mit Romy Schneider verschwieg, offenbart dieses Musical: Sissi war vielschichtig. Ein Freigeist einerseits, aber auch depressiv, verträumt, rebellisch, zickig, unverantwortlich aber auch ihrer Zeit voraus. Mit der kommenden Jahrhundertwende stand die Monarchie, das Korsett in dem Sissi gefangen war, auf der Kippe. Melodien mit Ohrwurmqualität, die einen nach der Aufführung nicht mehr loslassen. Pompöse Kostüme, eine moderne Choreografie (dank Harry Kupfer), durchweg gute Darsteller und ein zurückhaltendes, entkitschtes Bühnenbild machen das Musical Elisabeth außergewöhnlich. Auf der Leinwand flimmert mal die Hofburg, mal das Riesenrad im Prater, mal die Augustinerkirche, in der Sissi vermählt wird. Dazu kommen interessante Effekte durch eine Drehbühne und originelle Einfälle. Etwa die fünf runden beweglichen, Bühnenelemente, bei der Darstellung eines Wiener Kaffeehauses, bei dem die Bistrotische sich umeinander drehen. Hat man sich einmal von den langjährig gehegten Sissiklischees befreit, so kann dieses Musical einen sehr in den Bann zeihen. Zur Frankfurt-Premiere waren auch Michael Kunze (verantwortlich für die Konzeption, Buch und Liedtexte) sowie Sylvester Levay (Komponist) angereist. Beide wurden nach der Aufführung von Fans umstellt und um Autogramme gebeten. Bei der Premierenfeier wurde dann mit Wiener Würstchen und Schnitzel sowie natürlich Kaiserschmarrn über die Aufführung diskutiert. Durchweg positiv waren die Kritiken, wenn auch die technischen Unzulänglichen bedauert wurden. Diese werden aber wohl schnell behoben werden. Sybille Nicolai machte sich gleich auf die Suche nach Michael Kunze, den sie seit Jahren kennt. Stolz ob der gelungenen Premiere feierten auch die Musicaldarsteller, darunter die im normalen Leben blonde Niederländerin Annemieke van Dam (Elisabeth) und Uwe Kröger, der in einigen Aufführungen in Frankfurt als mittlerweile routinierter Tod zu sehen ist. Wolfgang Kauss schäkert mit Palmengartenchef Dr. Jenny. Auch Ex-Moderator Rainer Holbe, den ich zuletzt Backstage beim Auftritt Karel Gotts am Römerberg gesehen habe, flanierte durch die Feier. Holger Weinert war dienstlich angerückt, gab aber zum Besten, dass er neuerdings echter Sissi-Experte ist. So heißt nämlich sein neuer Hund, ein schwarzer Cockerspaniel. „Der hat viel schönere Haare als die Kaiserin und er kommt aus Ungarn, dem Lieblingsland von Sissi.“ Sein vorheriger Hund ist übrigens am Todestag von Sissi gestorben und so schließt sich der Kreis. Wenn Annemieke van Dam übrigens ausgefallen wäre, dann hätte es eine zwar nicht so anmutige aber dafür pompös ausgestattete Zweitbesetzung gegeben: Im Sissikostüme sorgte Kaiserin Tobias, bekannt als Assistent von Bäppi, für Aufsehen.