Zurzeit macht Frankfurt der Hauptstadt aller Baustellen Konkurrenz. Was in Berlin der Potsdamer Platz, ist in der Mainmetropole der Nibelungenplatz. Zugegeben, die Dimensionen sind andere – aber das produzierte Chaos scheint gleich groß. Werktags stauen sich die Automassen zwischen Fachhochschule und Bürocenter, um der zukünftigen Bahntrasse für die neue Straßenbahnlinie 18 Platz zu machen. Und selbst die regelmäßigen Pendler verzweifeln angesichts einer täglich wechselnden Verkehrsführung.
Wo gestern noch eine Fahrspur entlanglief, steht heute lediglich ein Absperrgitter. Flüche dringen aus den Pkws an mein Ohr, ein Lkw nimmt vor meinen Augen ein Stück Leitplanke mit, ein Kleinwagen bremst mit quietschenden Reifen mitten auf der Kreuzung, bis ihn der Verkehrspolizist endlich fuchtelnd zum Bremsen bringt. Die armen Menschen in neongelben Westen, die mitten im Chaos für Ordnung sorgen sollen, haben ohnehin einen Orden verdient. Ob bei strömendem Regen oder sengender Hitze, sie weisen den cholerischen Autofahrern und verwirrten Fußgängern stets den richtigen Weg. Und retten sich gelegentlich mit einem Sprung hinter den Absperrzaun vor Grobmotorikern auf vier Rädern.