Anhand von Radwegen lassen sich gelegentlich interessante gesellschaftliche Phänomene beobachten. Auf meiner morgendlichen Wegstrecke komme ich auch durch die Frankenallee. Dort war ein Teil des Radwegs längere Zeit durch eine Baustelle okkupiert, nun ist er wieder frei. Eigentlich. Denn meistens parken Autos dort. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches in Frankfurt, aber was mich stutzig macht, ist der Umstand, dass der Abschnitt entweder komplett frei ist (wie heute morgen), oder komplett zugeparkt ist (wie gestern). Ich habe dazu zwei Erklärungen: a) das Ordnungsamt hat gerade abschleppen lassen (eher unwahrscheinlich); b) Herdentrieb. Wenn erstmal ein Autofahrer seine Kiste ins Halteverbot gestellt hat, brechen alle Dämme und die nächsten 10 stellen sich dazu, weil es so vertraut nach einem Parkplatz aussieht.
Etwas anders sieht es eine Ecke weiter am Güterplatz aus: dort hat eine Bank ihre Filiale. Zwar bietet die Bank Ihren Kunden einen kostenfreien Parkplatz hinterm Haus an, aber dennoch erfreut sich der Radweg vor der Bank allergrößter Beliebtheit bei allen Autofahrern, die mal eben schnell Geld brauchen. Wenn selbst die Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamts, die ja eigentlich für die Einhaltung der StVo sorgen sollen, dort mal eben schnell parken um ihre Bankgeschäfte zu erledigen, kann man eigentlich jede Hoffnung auf einen autofreien Radweg begraben. Interessant sind auch die Auskünfte, die man von den Falschparkern mit Blaulicht bekommt. Ein Ordnungspolizist erklärte mir kürzlich, er wäre mehr so für illegale Nutten und so zuständig, nicht für den ruhenden Verkehr. Aber er würde jetzt halt mal die anderen Falschparker aufschreiben (… solange sein Kollege gerade Kontoauszüge druckt). Und ein Mitarbeiter vom Mainova-Gasnotdienst, der dort einen dringend Notfall von Bargeldknappheit zu bearbeiten hatte, meinte, dass ihn das Blaulicht auf dem Dach sowieso berechtige, wo immer und wann immer er möchte auf dem Radweg zu parken.