Die Komödie Salami Aleikum feierte am Sonntag eine umjubelte Premiere im Harmonie-Kino, wo der Regisseur Ali Samadi Ahadi und die zwei Hauptdarsteller Anna Böger und Navid Akhavan frenetisch gefeiert wurden. Der deutsche Film ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Schon allein weil der Regisseur zuvor vor allem mit ernsten Sujets glänzte, etwa 2006 für seine Dokumentation über Kindersoldaten in Nord-Uganda mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde und sich jetzt von einer ganz anderen Seite präsentiert. „Am Anfang hat niemand an den Film geglaubt“, sagt denn auch Ahadi (Foto unten, rechts außen), dessen Werk erst mal finanziert werden musste. Die Story selbst, klang wohl zunächst zu bizarr. Der in Köln lebende Deutsch-Iraner Mohsen Taheri (Navid Akhavan) soll die Schlachterei seines Vaters (Michael Niavarani) übernehmen, kann jedoch keine Tiere töten, vor allem keine Schafe, denn die liefern ihm doch den Stoff für sein Hobby: Stricken. Als der verträumte Mohsen in Polen eine Herde Schafe abholen soll, hat er eine Panne und landet unverhofft in der ostdeutschen Provinz. Als „Ausländer“ wird er von den Einheimischen erst misstrauisch beäugt und bedroht , später jedoch - als sich Mohsen in ein Lügengespinst verstrickt – für einen wohlhabenden, persischen Industriellen gehalten, der die marode Textilfabrik, von der im Dorf zu DDR-Zeiten alle lebten, wieder zum Leben erwecken will. Grund für dieses Missverständnis ist, dass sich Mohsen in die Automechanikerin Ana (Anna Böger) verliebt hat. Diese ist viel größer als er, wurde in der DDR als Kugelstoßerin ein Star, dessen Glanz bei der Wiedervereinigung verblasste, wegen des jahrelangen Dopings. Als zu allem Übel plötzlich Mohsens Eltern bei Anas Vater (Wolfgang Stumph) in der Wirtschaft stehen, droht sein Lügengebäude zusammenzustürzen. All das ist sehr unterhaltsam, bunt und schräg. An Bollywood erinnernde Tanzszenen, Trickfilmsequenzen und Animationen ergänzen die Komödie, letztere erinnern die Kritiker vom Stil her an „Die fabelhafte Welt der Amélie“. „Dabei war Salami Aleikum viel billiger“, sagt Ahadi. „Unser Film hat mit 1,4 Millionen Euro etwa so viel gekostet wie eine Tatortfolge, „Amélie“ kostete dagegen rund 20 Millionen.“
Ahadi verbindet geschickt und weise alle gängigen Klischees und führt sie ad absurdum: Deutsche versus Ausländer, Ossi gegen Wessis, die graue Provinz drüben und die Dopingaffären ebenso wie die überzeichneten orientalischen Sitten. „Die Ostdeutschen und die Perser haben viel gemeinsam“, sagt der Filmmacher Ali Samadi Ahadi, „beide leben in Deutschland in einer idealisierten Vergangenheit und werden hier nicht richtig heimisch, die Ossis trauern der DDR nach und die Exil-Iraner warten seit 30 Jahren auf den Regimewechsel.“ Fotos: Zorro