Es war ein gutes Kinojahr, das 2008-Jahr. Ein sehr gutes sogar. Ich habe in den ersten drei Monaten mehr großartige Filme gesehen als im gesamten 2007er-Jahrgang zusammen. Angefangen mit "Der Krieg des Charlie Wilson" über den fantastischen "Schmetterling und Taucherglocke" bis zu den beiden Oscar-Granaten "There Will Be Blood" und "No Country For Old Men" -- großes, großes Kino, wobei die beiden zuletzt genannten als potenzielle Filmklassiker taugen.
Dasselbe tut auch, meiner bescheidenen Meinung nach, "The Dark Knight", wahrhaft ein Über-Film, den zu toppen (in diesem Genre) nicht leicht sein wird. Ist mir schon lange nicht mehr passiert, dass ich über zwei Stunden lang derart vehement in den Kinositz gepresst wurde von der puren Wucht des auf der Leinwand Gezeigten. Und das, obwohl ich in meinem Leben noch nie ein großer Batman-Fan war (immerhin gehört Tim Burtons "Batman Returns" trotzdem zu einem meiner Lieblingsfilme).
Dann war da noch "Waltz With Bashir". Einzigartig, beklemmend, stilistisch innovativ: "Arthouse-Kino", wie man es besser nicht kriegen kann. Leider wollten den Film in Deutschland nur wenige sehen: Die Jüngeren interessierten sich nicht fürs Thema (Libanon-Krieg), die Älteren wollten sich keinen "Zeichentrickfilm" anschauen. Tja, Pech. Immerhin hat ihn der in Frankfurt beheimatete Evangelische Pressedienst zum "Film des Jahres" erkoren.
Mein "Film des Jahres" war aber ein anderer: "Brügge sehen ... und sterben" (Foto), mit den fiesesten Dialogen und den herrlichsten Typen des Jahres, ein ganz großer Wurf -- das Ganze aber bitte nur im britischen Original mit den bislang meisten "Four Letter Words" dieses noch jungen Millenniums. Übrigens war ich selbst schon mal in Brügge. Das trägt natürlich zur Begeisterung bei.
Gelitten habe ich derweil viel im deutschen Kino. Sicherlich nicht mehr gelitten als die Charaktere auf der Leinwand, aber Machwerke wie "10 Sekunden" oder "In jeder Sekunde" stürzten mich in tiefste Depressionen. Vielleicht sollte man deutsche Filme mit "Sekunden" im Titel einfach meiden. Auch Wim Wenders ging mir mit seinem unglaublich verquasten "Palermo Shooting" tierisch auf den Senkel, ebenso das peinliche Geträllere von "Mamma Mia!" und noch der ein oder andere Film-Verdruss, den ich mittlerweile zum Glück schon wieder verdrängt habe.
Aber 2008 war ein tolles Kinojahr (auch wenn ich den vierten Indy-Film eher enttäuschend fand, wie mir gerade wieder einfällt). Ein sehr tolles sogar. Hoffen wir mal, dass es 2009 so weitergeht. Immerhin habe ich schon ein großes Highlight des nächsten Jahres goutieren dürfen: Clint Eastwoods heftiges Drama "Der fremde Sohn" mit Angelina Jolie , ein klarer Oscar-Anwärter. Aber davon an anderer Stelle (im JOURNAL FRANKFURT, wo sonst?) mehr. Bis dahin: Auf eine gute Zeit -- im Leben wie im Kino.