„Machen Sie Krach!“

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Detlef Kinsler /



Wann immer Bands aus unserem größten westlichen Nachbarland in Frankfurt auftauchen, da ist die französische Posse zugegen. Ganz egal, was sie für Musik spielen, Rock, Pop, Indie, Folk oder wie jetzt LéOparleur mit – ja was spielen denn eigentlich? Klar ist, die Brüder Josef (Gesang, Gitarre, Trompete, Programming) und Simon Oster (Akkordeon, Gesang) gründete ihre Band 1992 im Straßburger Stadtteil La Krutenau. Dort sind Sinti und Roma sesshaft geworden und auch die „Manouches“ zu Hause, eine ethnischen Subgruppe von Sinti, die hauptsächlich in Frankreich und in Belgien leben. Und was sagt das über die Musik aus? Arabo-andalusische Melodien, osteuropäische Rhythmen und ein ehrlicher Gypsy-Rock bilden die Grundlage für poetische Texte, in denen Josef Oster und Maya Martinez (Gesang, Saxophon, Posaune, Klarinette, Kastagnetten) ihre kleinen Alltags-Geschichten erzählen.

„Der Albumtitel ist total stimmig“, meint eine Konzertbesucherin, die man auch den ganzen Sommer über bei fast allen Jazz im Museum- und Weltmusik im Palmengarten-Konzerte gesehen hat, ein großer Jazzfan ist und auch ein großes Herz für den Frankfurter Nachwuchs hat. „Tout Ce qui Brille“ heißt die neue CD (und die Musiker haben schon die nächste in der Mache) – alles was glänzt. Und so stürzen sich die Musik „wie Elstern auf alles, was funkelt und glitzert, ihnen auffällt und gefällt.“ Und so entsteht ein Musikmix, in dem vieles auszumachen ist. Reisen in die Türkei und den Maghreb haben Spuren hinterlassen genauso wie Tango, Musette und Walzer Natürlich ist das keine Musik in der Tradition von Zigeuner Swing wie ihn ein Django Reinhardt verpflichteter Birelli Lagrene spielt. Eher Gypsy Music von der Energie einer Balkan Brass Band mit Punkappeal.

Überhaupt: bei LéOparleur geht es nicht um Perfektion und Virtuosität. Auch wenn Instrumente wie Kontrabass, Akkordeon und Posaune und Klarinette mehr Technik verlangen als vielleicht die E-Gitarre oder die Drums – täglich üben dürften die Jungs und das Mädel nicht. Da wackelt´s im Timing, da schrabbelt die Gitarre, da sind Kontrabass und Akkordeon im Schlussakkord nicht unbedingt auf dem selben Ton, in der selben Harmonie. Macht aber gar nix – die Musik hat eh den Charme von Zirkus- und Kirmesmusik, forciert die Tempi nach Lust und Laune und der Eingebung des Augenblicks und das Publikum freut sich und tanzt sich die Seele aus dem Leib. Auch eine Qualität und typisch für Anarchobands dieser Prägung.

„Machen Sie Krach!“ lacht Josef, der sich gerne mehrsprachig und als Straßburger auch gerne auf Deutsch versucht und meint damit zunächst den Beifall für die Musiker, den Licht- und Tonmann und die Merchandise-Frau und dann die Anfeuerungen für den Zugabenblock. Der nächste Termin in der Brotfabrik für alle Franzosen und Frankophilen steht auch schon: Am 5.10. kommen La Caravan Passe nach Hausen. Die kommen von der Ile-de-France und versprechen Musik aus dem globalen Dorf, in dem auch der Balkan zuhause ist.

Foto: Detlef Kinsler


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