Ja, es war wirklich nicht nett von Scholl. Ja, Gomez hat gegen Holland die Antwort gegeben. Ja, die öffentliche Spott-Richtung hat sich um 180 Grad gedreht. Aber was hat Scholl eigentlich gesagt?
Omid Nouripour /
Das deutsche Offensiv-Spiel gegen Portugal war extrem unbeweglich, die Raumaufteilung weitgehend schlecht. Und das hat bei einer Spitze auch sehr viel mit dem Bewegungsradius des Stürmers zutun.
Die Wortwahl Scholls bei dieser für sein Kompetenz-Niveau banalen Analyse war sicher nicht die des britischen Adels. Deshalb lassen ja britische Fernsehsender traditionell Typen wie George "Belfast Boy" Best kommentieren. Best ist für mich nicht nur einer der besten fünf Spieler aller Zeiten. Er war auch als Kommentator legendär. Kompetent und spitzzüngig war er zeitweise der beliebteste Mann im britischen Fernsehen.
Unvergessen bleiben Zitate wie "Ich habe einmal gesagt, Gazza (Paul Gascoigne) hätte einen IQ kleiner als seine Rückennummer. Daraufhin fragte er mich, was ein IQ ist!" In Belfast ist der Flughafen (!) nach George Best benannt. Möge er in Frieden ruhen. Zurück zu Scholl: Langweiler gibt es im Fernsehen genug, und Papst will Mehmet auch nicht mehr werden. Lasst ihn in Ruhe!
Im letzten Blog schrieb ich: "Die bisher schlimmste Geschichte der EM sind die rassistischen Ausfälle von Zuschauern holländischen Spielern gegenüber." Es war leider richtig "bisher" zu schreiben, denn danach gab es noch die nationalistischen Ausschreitungen in Warschau, bei der russische Fans von polnischen Schlägern überfallen wurden. "Begründet" wurde das auch mit Geschehnissen im Zweiten Weltkrieg. Das zeigt uns, wie wenig selbstverständlich die historische Aussöhnung zwischen Deutschland und seinen Nachbarn ist - allen voran mit Frankreich und mit Polen. Und wie fragil.