Kolumne von Ana Marija Milkovic

Der Ring

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Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic nimmt sich auch mal gerne selbst auf die Schippe. Als wir ihren aktuellen Text gelesen hatten, blieb uns dennoch eine ganz ernstgemeinte Frage: Hat er "Ja" gesagt?

Ana Marija Milkovic /

Heute treffe ich einen lieben Freund. Lange nicht mehr gesehen. Wir sind beim Griechen verabredet. Ich erkläre ihm, wie er mit öffentlichen Mitteln aus dem snobistischen Westen in das bürgerliche Sachsenhausen kommt. Ich lasse das mal so stehen, denn mein Freund ist Banker. Ein guter, wäre sonst auch nicht mein Freund. Ein klares Wort zu Beginn strukturiert unser Gespräch: "Mir ist das Glück anderer Menschen heute unerträglich", sage ich.

Ich frage, wie es ihm gehe. Er: "Schlecht!" Ich lächle. Wir verstehen uns. Ich hole tief Luft. Ich bin unkonventionell, klar. Aber das hier ist auch für mich ein bisschen aufregend. Ich fahre fort: "Schau, Du bist Single, ich bin Single. "Und", fragt er, "wo ist das Problem?" "Ja, klar", sage ich, "Du scheinst keins zu haben. Aber ich." "Und?" setzt mein guter Freund nach. "Schau, es machen sich schon viel zu viele Leute Gedanken. Ich wünsche mir Projekte, sie sich einen Mann an meiner Seite. Dann wäre alles viel einfacher, sagen sie, ich wäre viel entspannter. Schau, es gibt nur eine herausragende Frau in der Architektur, sie ist Single, ihr Büro trägt ausschließlich ihren Namen. Sie lebt aber nicht in Deutschland. Hier geht das nicht. Noch nicht. Architektinnen haben immer einen, einen Mann," meine ich. "Es geht ums Bild!"

Ich falte die Hände, stütze meinen Kopf, wiege ihn sanft hin und her, lächele freundlich. Ich beobachte mich. Nun wirke ich tatsächlich entspannt. Mein guter Freund allerdings nicht, legt das Besteck beiseite und schaut mich an. So hat er noch nie geschaut. Ich hole tief Luft und sage: "Heirate mich."


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