Obama. Ist ja nett, dass alle ihn toll finden. Aber ist es nicht bedenklich, einen Befürworter der Todesstrafe zu vergöttern? Klar. McCain wäre schlimmer gewesen. Aber ist ein Schwarzer automatisch ein Guter? Ich kenne zum Beispiel jüdische Arschlöcher. Die finde ich richtig doof und sage ihnen das auch – auch wenn dann den Gutmenschen im Nordend vor Betroffenheit der Lauch aus dem Rucksack fällt. Einfacher wäre es doch, man würde die Menschheit unabhängig von Rasse, Herkunft und Religion in Arschlöcher und Nichtarschlöcher unterscheiden. So wie Dieter Engel. Jener Mann, der dieser Tage nach 37 Jahren sein Sudfaß schloss und dem ich hiermit öffentlich eine dicke Träne hinterherweine. Dieter Engel unterschied die Menschen in „Ficker“ und „Nichtficker“ – und erklärte dann in breitem kölschem Dialekt: „Isch bin ne Figger.“
Also noch mal: Lieber Dieter, alles Gute und tausend Dank dafür, was du für diese Stadt geleistet hast. Man sollte ihm mindestens die Goethe-Plakette überreichen. Doch ich war ja bei Obama. Durch ihn ändern sich ja gerade in den USA so ziemlich alle Wertmaßstäbe. Alles wird infrage gestellt. Das lässt mich nun zu Weihnachten überlegen: War Jesus vielleicht ein Schwarzer? Oder ein Arschloch? Ein Nichtficker? Erklärt sich dadurch das Zölibat? Aber gab es Jesus überhaupt? Oder ist die Weihnachtsgeschichte im Haschischrausch geschrieben?
Die drei Weisen? Hatten die wirklich Myrrhe dabei? Oder war das Dope? Drei Weise? Oder drei Weiße? Also Koksdealer? Und Jesus? War er überhaupt ein Mensch? Oder vielleicht ein Esel? Eine Gans? Ein Bratapfel? Ein Kokosmakrönchen? Und die drei Dealer? Sind die einem Übermittlungsfehler aufgesessen? Hatte man ihnen irrtümlich erzählt, in der Krippe zu Bethlehem liege nicht ein Kokosmakrönchen, sondern ein Koksbarönchen? Jesses! Ich hör jetzt auf. Tschö. Und guten Rutsch.
Erschienen im Journal Frankfurt, Ausgabe 26/2008; Illustration Peter O. Zierlein