Große Konzerthallen rockt er genauso, wie kleine Bühnen. Das beweist Sänger Clueso beim „HR3 Ganz nah Konzert“. Vor nur 150 Fans performt er Songs von seinem neuen Album „Stadtrandlichter“, dass erst in drei Wochen erscheint.
Christina Weber /
Wer einen vollen Terminkalender hat, muss Prioritäten setzen. Sänger Clueso kann das gut, und bei ihm steht ganz oben auf der Liste, sich auch mal Zeit für sich selbst zu nehmen. Das zeigt sich etwa darin, dass er zuerst eine Partie Tischkicker mit seiner Band beendet, bevor er für ein Interview bereit steht. Oder auch daran, dass er sich gerade eine dreijährige Auszeit nahm, um nun mit seinem neuen Album „Stadtrandlichter“ auf die Bühne zurückzukehren. „Ich habe auf die Songs geschaut, und war nicht ganz zufrieden. Das war nicht hundertprozentig Clueso“, sagt er über sein 2011 erschienenes Album „An und für sich“. Daher war eine Pause nötig.
Dass der 34-Jährige immer noch gute Musik macht, beweist er 150 seiner Fans schon, bevor seine neue Scheibe am 9. September in die Läden kommt: beim „HR3 Ganz nah Konzert“. Gut gelaunt springt der Künstler in cooler Lederjacke über die Bühne und gibt einen kleinen Einblick in „Stadtrandlichter“. Der gleichnamige Song ist etwa gefühlvoll und nachdenklich. Auch die rockige, gerade veröffentliche, Single „Freidrehen“ hören die Gäste, sowie ein paar alte Lieder des Künstlers. „Das tolle hier ist, dass niemand hinten stehen muss“, scherzt er beim Mini-Konzert. Aber auch auf die große Hallen-Tournee freue er sich. „Ich vergleiche das mit einem Piratenschiff, mit dem wir mir ganzer Besatzung raus fahren und komplett durchdrehen können.“ Am 25. November ankert das Clueso-Piratenschiff übrigens in der Jahrhunderthalle in Frankfurt.
Faul war der Sänger und Songwriter nicht in den vergangenen Jahren. Er gründete etwa ein eigenes Label mit Freunden und Arbeitskollegen. „Wir haben hier eine demokratische Diktatur“, beschreibt die Arbeit im Label. Sie hatten eben keine Lust mehr, sich alles vorschreiben zu lassen, wollten ihr eigenes Ding machen, erzählt er. Auch musikalische hat Clueso Neues ausprobiert. So ging er nicht nur mit Udo Lindenberg auf Tour, sondern nahm auch mit seinem Großvater ein eigenes Album auf. „Er hat so eine Johnny-Cash-Stimme“ schwärmt er von dem 84-Jährigen. „Arbeitersong mit schön schmutziger Musik“ seien entstanden. Zu hören bekommen die Fans diese musikalische Reise allerdings nicht. Das Album ist nur für private Zwecke gedacht. „Die Musik mit Opa ist nichts für die Öffentlichkeit“, sagt Clueso.
Musikalisch orientiert sich Clueso gerne an älteren Musikern – wie eben an Lindenberg oder seinem Großvater. „Meine Freunde scherzen schon mal, dass es jetzt auch mal mit den alten Männern reicht“, erzählt er lachend. Privat aber ist Clueso auch in seiner Altersklasse gut vernetzt. So lebt er etwa mit sieben Freunden in einer Wohngemeinschaft in Erfurt. Da hat er dann immer Gegner fürs Kickern um sich.