Wie kann man nach der MeToo-Debatte noch über Lust, Macht und Gleichheit denken und sprechen? Am 19.6. wird Bestseller-Autorin und Friedenspreisträgerin Carolin Emcke diese und weitere Fragen im Rahmen einer Lecture Performance im Schauspielhaus beantworten.
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Am 22. Mai ist Carolin Emckes neues Buch “Ja heißt ja und …” erschienen. In diesem geht es um Machtverhältnisse und die Fragen, die die #MeToo-Debatte aufwirft. Wie kann man nach der “MeToo-Debatte” noch über Lust, Macht und Gleichheit denken und sprechen? Die Idee, zu dem Thema auch ein Bühnenstück zu entwickeln, kam Emcke im Laufe des Schreibprozesses: „Manchmal spürt man erst beim Schreiben, dass ein Text eine bestimmte Form sucht, dass die Worte nicht nur geschrieben, sondern gesprochen, gezeigt werden wollen, mehr noch: dass das, was man schreibt, den eigenen Körper betrifft, die eigene Haut, dass man einen Raum braucht, ein Theater, in dem man sich anders ausliefert, direkter und schutzloser“, so Emcke. Nach Auftritten in Zürich, Stuttgart und Hamburg bringt sie ihre Lecture Performance nun am 19. Juni, um 19.30 Uhr, im Schauspielhaus Frankfurt auf die Bühne.
Für die Bestseller-Autorin und Friedenspreisträgerin hat die Debatte um #MeToo vor allem eines gezeigt: Es ist ein Gespräch über Missbrauch und Sexualität entstanden, das nicht wieder abgebrochen werden kann. Denn die Fragen bleiben: Welche Bilder und Begriffe prägen unsere Vorstellungen von Lust und Unlust? Wie lässt sich Gewalt entlarven und verhindern? Wie bilden sich die Strukturen und Normen, in die Männer und Frauen und alle dazwischen passen müssen? Welche Hautfarben, welche Körper werden besonders in Zonen der Ohnmacht und des Schweigens verwiesen? Wie lässt sich Gewalt entlarven und verhindern? Wie lassen sich Begehren und Lust ermöglichen? Welche Sprachen braucht es dafür, welche Räume, welche Allianzen? Wie lassen sich Lust und Sexualität in ihrer Vielfalt ermöglichen – ohne Vereindeutigung?
Mit heiteren, zornigen, poetischen, melancholischen Miniaturen versucht Carolin Emcke sich den vielschichtigen Facetten der Fragen von Sexualität und Wahrheit zu nähern. Vielleicht müsse das mit dem Wollen noch einmal erklärt werden, sagt Emcke. „Etwas Spezifisches von einer bestimmten Person nicht zu wollen, heißt nicht, nichts zu wollen. […] Ein ›Nein‹ grenzt nur etwas ab, um, womöglich, dadurch die Räume zu öffnen für das, was gewollt wird, was Lust bereitet.“