Die Schirn zeigt Farbholzschnitte aus Wien um 1900

Ein Irrgarten aus schillernden Bildern

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Die Schirn Kunsthalle feiert die Wiederentdeckung des Farbholzschnitts im Wien des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler entdeckten diese alte Technik für sich wieder und hauchten ihr neues Leben ein.

Tamara Marszalkowski /

Dunkle, kantige Ausstellungswände machen die Schirn dieser Tage zu einem regelrechten Irrgarten. In der Ausstellung "Kunst für Alle. Der Farbholzschnitt im Wien um 1900" kann der Besucher zwischen den hohen, verwinkelten Wänden flanieren und sich in der Ausstellungsarchitektur und den Bildern verlieren. Bei den Bildern handelt es sich um Farbholzschnitte aus dem Wien um 1900. Sie zeigen Portraits, Stadtszenerien, Landschaften und Alltagsszenen, aber auch Stillleben, Tierdarstellungen und Entwürfe für Dekor und Inneneinrichtungen.

Etwas morbide wirken die dunklen Stellwände schon. Doch was würde besser zu einer Ausstellung mit Wiener Kunst passen, als morbider Charme. Schon der Wiener Musiker Georg Kreisler wusste: "Der Tod, das muss ein Wiener sein". Und die Süddeutsche Zeitung betitelt die Stadt sogar als die "Metropole des Morbiden".

Doch keine Angst! Nicht alles dort ist düster. Denn da wird der Besucher auch schon von der Seite von einem bunt gefiederten Papagei angekrächzt. Die drei blauen Ara stammen aus Ludwig Heinrich Jungnickels Feder oder vielmehr seinem Stichel. Dieser beschäftigte sich am nachhaltigsten von den ausgestellten Künstlern mit Tiermotiven. Insgesamt werden Werke von über 40 Künstlern gezeigt - darunter erstaunlich viele Künstlerinnen. Sowohl Arbeiten namhafter Mitglieder der Wiener Secession wie etwa Carl Moll und Emil Orlik, aber auch fast vergessener Künstler wie Gustav Marisch, Jutta Sika, Viktor Schufinsky oder Marie Uchatius sind ausgestellt.

Der Farbholzschnitt prägte mit den charakteristischen Umrisszeichnungen sowie der flächig stilisierten Darstellungsweise die Entwicklung der modernen Bildsprache des beginnenden 20. Jahrhunderts. Doch darüber hinaus eröffnete der Farbholzschnitt den Kunsthandel für ein breites Publikum: Auch Originaldrucke konnten zu erschwinglichen Preisen angeboten werden. Auch entfachte er eine lebhafte Diskussion über Authentizität und Originalität sowie über ein Kunstschaffen außerhalb des Elfenbeinturms - also das nicht elitär ist. Die Ausstellung zeigt, wie weit der Farbholzschnitt in alle Bereiche des Lebens hineinreichte.

>>> Die Ausstellung "Kunst für Alle. Der Farbholzschnitt in Wien um 1900" in der Schirn Kunsthalle Frankfurt ist noch bis zum 3. Oktober 2016 zu sehen. Mehr Informationen unter www.schirn.de.


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