Die Mosaikschule kocht

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Redaktion /



Im Restaurant des Best Western IB Hotels Friedberger Warte säuselt leise Musik. Die verschlafen wirkenden Hotelgäste sitzen Zeitung lesend vor ihrem Kaffee oder löffeln ihr Frühstücksei. Plötzlich ist es mit der ruhigen Atmosphäre vorbei, als eine Meute laut rufender Nachwuchsköche in das Restaurant stürmt. Während die Gäste irritiert aufblicken, ist Hoteldirektor Michael Mauersberger schon zur Stelle, nimmt persönlich die Jacken entgegen und begrüßt jeden mit Handschlag.

Kochkurse finden hier, in Hessens größter Event- und Schulungsküche, zwar häufig statt, jedoch selten um diese Uhrzeit und noch niemals zuvor in dieser Form. Initiiert vom International Women’s Club, sollen zum heutigen Termin 20 Schülerinnen und Schüler mit geistigen Einschränkungen gemeinsam mit Chefkoch Michael Nehrdich Spaghetti Bolognese kochen.

Ausgestattet mit Schürze und Kochmütze lauschen die 16- bis 19-jährigen Jungs und Mädels von der Mosaikschule Frankfurt dem erfahrenen Küchenchef, der geduldig den Ablauf erklärt. Als er vorführt, wie man das Hackfleisch in die Pfanne gibt, ruft Melanie laut: „Hm, Frikadellen!“ Ein Betreuer erklärt ihr lächelnd, dass das Fleisch für die Sauce sei.

Nach der Einführung werden Hände gewaschen, und schon geht es ans Werk. Uwe filettiert fachmännisch die Karotten, was ihm Lob vom Küchenchef einbringt. An einem anderen Tresen reibt Piere hochkonzentriert Parmesan. Der stellvertretende Schulsprecher erklärt, dass er manchmal Streits schlichten müsse, aber „im Prinzip“ der Meinung sei, dass jeder selbst eine Auseinandersetzung beenden könne. Während er so souverän erzählt, wandert sein Finger immer näher an die Reibe, doch kurz bevor das Schlimmste passiert, nimmt er ein neues Stück Käse.

Schulleiter Herr Walter sagt, dass die Jugendlichen im Vorfeld intensiv vorbereitet wurden und sich sehr auf „ein schickes Hotel“ gefreut haben. Was allerdings genau in den Köpfen eines jeden einzelnen vorgeht, wisse er leider nicht. Tatsächlich wäre ein Einblick in die Gedanken der zufrieden wirkenden Kochkünstler interessant. Etwa um zu erfahren, warum Charmeur Ugur super kocht und nebenbei Schultermassagen verteilt, aber auf keinen Fall die Hackfleischsauce probieren will.

Doch auch wenn die Gedanken nicht gelesen werden können, so ist eines sichtbar: viele glücklich wirkende Jugendliche mit glänzenden Augen, die diesen Ausflug anscheinend sehr genießen.

Text & Bild: Oliver Becker


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