Am 17. Mai findet im Hafen 2 (siehe Text „Der Himmel kann warten“ im aktuellen JOURNAL FRANKFURT) in Offenbach die Hazelwood Night mit Bands des Frankfurter Labels Hazelwood statt. Wir nahmen es zum Anlass, mit Labelmacher Gordon Friedrich zu sprechen.
Pflasterstrand: Zwischenzeitlich war es ein wenig still um Hazelwood, jetzt gibt es gleich mehrere Neuveröffentlichungen - ein echte Hazelwood-Offensive?
Gordon Friedrich: Wenn der Eindruck entsteht, mag das daran liegen, dass Hazelwood ja erstens all die Platten, die wir so veröffentlichen, beinahe ausnahmslos im eigenen Studio produziert – das gilt auch für die Cover, Fotos und Videos – und so was dauert und zweitens arbeiten wir ja nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Gerade Anfang des Jahres haben wir uns sehr um unser Büro in Holland (Hazelwood.nl) gekümmert und mehrere Platte in den USA, England und Frankreich veröffentlicht. Im Studio war noch nie so viel los wie in den letzten Monaten. Die Bands geben sich die Klinke in die Hand. Wir haben in 2008 bereits 5 komplette Alben produziert, die dann ab Herbst sukzessive veröffentlicht werden, darunter die neuen Tonträger von The Audience, Mardi Gras.bb und Fatima Spar. Ruhig war's also nicht.
Ihr seid beim Himmelsfahrtskommando vertreten und macht – diesmal in Offenbach – eine Labelnacht. Was wollt ihr dem Frankfurter Publikum damit signalisieren/sagen und was dürfen sie von euren Bands musikalisch erwarten ...
Da steckt keine besondere Botschaft dahinter. Wir haben in der Vergangenheit schon häufiger im Hafen 2 veranstaltet. Das ist eine schöne Location und so wirklich weg von Frankfurt ist die ja auch nicht. Zur City Ffmnäher als zum Beispiel die Batschkapp, wo wir im übrigen am 08.08.08, also am Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele das 6. Hazelwood Independent Festival unter dem Namen "Hyper Olympic" auf drei Ebenen abhalten. Das ganze beginnt mit einem Fackellauf vom Goetheturm über den Eisernen Steg und den Römer in die Batschkapp. Du erinnerst Dich vielleicht an das 5. Hazelwood-Festival "Stoppt Wahlfreiheit" zur letzten Bundestagswahl?! Obwohl das kein bewusstes Signing-Kriterium bei Hazelwood ist (viele unserer Bands hatten wir bei Vertragsabschluss noch gar nicht live gesehen), stellt sich immer wieder heraus, dass sämtliche Hazelwood-Bands gerade live der Hammer sind. Das überrascht auch uns jedes Mal aufs neue. Muss was mit unserem musikalischen Wertesystem zu tun haben. Denk nur an King Khan, Mardi Gras.bb, The Great Bertholinis, The Broken Beats, The Audience und auch unsere neuen Signings tanzen da nicht aus der Reihe. Der Mischer im Nachtleben kommentierte anlässlich eines Spontankonzertes unserer Den Haager Band John Deer Mowing Club, das sei das Beste gewesen, was er in den fünf Jahren seiner Tätigkeit unter den Reglern hatte. Was soll man also erwarten? Das Übliche würde ich sagen – Ein Fest!
Wie seht ihr den aktuellen Stellenwert von Hazelwood in der Frankfurter Szenelandschaft?
Na ja, wir haben bis dato 5 Festivals in Frankfurt veranstaltet und zwar ausnahmslos mit Hazelwood-Bands und ohne wirklichen Headliner. Die Zuschauerzahlen ‚variierten zwischen 600 und 1.500 Gästen. Wer sonst schafft das über eine so Lange Zeit (12 Jahre) regelmäßig mit Independent-Musik in Frankfurt? Bis auf die Technoparties Ende der Neunziger und Anfang der 2.000er Jahre, kann ich mich nicht erinnern. Wenn wir im Studio ein Konzert geben haben wir auch bei total unbekannten Acts auf unseren Newsletter hin (ganz ohne Printwerbung, Flyer oder Poster) regelmäßig mindestens 100 Besucher. Der ein oder andere Klub in FFM hätte die gerne. War ist aber auch, dass Frankfurt im Gegensatz zu Berlin, Hamburg, Köln, Nürnberg nicht wirklich eine Alternative-Szene besitzt. Die, die da sind, kommen zu uns. Bei der Gelegenheit: Am 26.05. spielt Howe Gelb (Giant Sand) im Hazelwood Studio, im Juli kommt die Sängerin von Kosheen mit neuer Band.