Devon Allman im Sinkkasten

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Detlef Kinsler /



Wären mehr Leute vorgestern in den Sinkkasten gepilgert, hätte Madonna nicht die Commerzbankarena gerockt? Eher nicht. Denn das Publikum, dass sich für Devon Allman verantwortlich fühlt, ist sicherlich Retro orientiert und reagiert vor allem auf einen guten, alten Namen: Allman. Wir erinnern uns an die 1969 in Georgia gegründete Allman Brothers Band, eine Legende es sogenannten Southern Rocks, tief im Blues geerdet. Und – kein Frage – immer auch ein Thema für Freunde virtuoser Gitarrensoli. Dafür stand vor allem Duane Allman, Devons Onkel. Der war allerdings schon tot, als Devon geboren wurde. Aber auch Papa Gregg, eigentlich Keyboarder, spielte Gitarre. Denn bis zu drei Gitarren auf der Bühne waren immer ein Markenzeichen der Südstaatler.

Honeytribe, das aktuelle Quartett des Juniors, kommt mit einer, seiner Gitarre aus, begleitet von George Potsos am Bass, Jack Kirkner an den Keyboards und Mark Oyarzabal an den Drums und Background Vocals. Lässig (und vielleicht auch ein bisschen müde wirkend) schlurfen sie auf die Bühne des Sinkkasten. Vielleicht auch ein wenig gefrustet, dass er Club nicht knackevoll war. Aber das darf man heutzutage, großer Name hin, bester Leumund her, einfach nicht mehr erwarten. Der Einstief ist dann auch eher verhalten. Bei den lauteren, schnelleren Songs kommt Devon Allmans Stimme nicht wirklich zur Geltung. Erst später, bei den bluesigeren, balladesken Tönen bekommt sie Kraft und Ausdruck. Mitunter musste ich an Gary Moore denken, der – bevor er sich vollends dem Blues ergab – auch diesen schnellen Wechseln zwischen Slow und fast Hard Rockig-mäßig anmutenden Temposongs beherrschte. Aber gleich ein Instrumental zeigte die Dynamik und die Improvisationsfreude der Vier, die sich schnell – nur (zumindest auf der Bühne) genährt und inspiriert von Mineralwasser – ins Spiellaune brachten.

Was sie dann spielten, hatte viele Facetten. Shuffle, Boogie, Blues Rock, Slow Blues, Rock´n´Roll, auch ein wenig Funk. Der Mix hätte, vor allem dann, wenn weit ausladende Soli auch das Publikum mit abheben ließ, bestens auch auf die Bühne gepasst, die nur ein paar Meter an der Bar vorbei im heutigen Café des Sinkkasten Anfang der Siebziger zu Jammen einlud. Im legendären Zoom Club. Da hörte man solche Musik allenthalben. Aber fairerweise muss gesagt werden, dass der junge Allman nicht allein von Ruhm der Familie zehrt. Außer einem wirklichen kurzen Zitat des großen Instrumentalhits „Jessica“ ist das hier kein Allman Brothers Band Revisited. Aber es gibt auch Bass- und Schlagzeug-Soli wie früher. Und das, was die beiden da spielen, zeigt auf witzige Weise eine Nähe von Country zu Reggae. Ansonsten spielt der Bassist gruppendienlicher als der Drummer, nur der Keyboarder – nicht, wenn er die Hammond, aber wohl, wenn er das E-Klavier bearbeitete – nervte ein wenig mit grenzwertigem Geklimpere, das die Gitarre auch schon mal ärgerlicherweise überdeckte.

Zwischendurch schweiften meine Gedanken auch mal ab. Wie würde Devon wohl aussehen, wenn er auch – wie sein jüngerer Halbbruder Elijah Blue, Jahrgang ´76 – aus der Ehe Greggs mit Cher stammen würde? Indianischer und mit dunklen Strähnen? Sorry, nicht wirklich wichtig. Devon kann froh sein, dass ihn dieses Schicksal erspart geblieben ist. Denn Elijah Blue Allman macht auch Musik und ist weit mehr in den Klatschspalten als er. Cher sang ihm ihr „He Was Beautiful“ und Schlagzeilen machte auch seien Aussage, er habe Sex mit Paris Hilton gehabt und Angst, sich dabei etwas eingefangen zu haben. Paris was not amused. Verrückt, dann plötzlich doch so viel Klatschgeschichten im Zusammenhang mit einem eher bodenständigen Konzert. Und das Journal war dabei während alle Anderen bei Madonna waren. Auch eine Form von profilbildender Maßnahme.

Foto: Detlef Kinsler


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