Creaky Boards im Bett

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Detlef Kinsler /

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Welch ein Luxus... Mit Maceo Parker, Tower of Power, den Pussycat Dolls, Wreckless Eric & Amy Rigby, Dover, Mark Medlock und den Kaiser Chiefs (jemand vergessen?) das volle Programm und die Qual der Wahl in Frankfurt und der näheren Umgebung, und das alles einfach ignoriert und dahin gegangen, wo man wirklich Spannendes erwartete, sprich ins Bett nach Sachsenhausen. Das war Folk Pop mit den Creaky Boards aus Brooklyn angesagt. Und was man im Vorfeld hören konnte und als witzige Promofotos zu Gesicht bekam, versprach Eigenwilliges.

Und siehe da – das erhofften sich auch ein paar andere Menschen in die Stadt. Und da mit Boo Hoo noch ein hoffnungsvolles Talent aus Frankfurt mit angekündigt war, zeigte sich die Szene und da echte Supporter des jungen Mannes von Radio X. Da kam er also als Support in den Club und muss feststellen, die Musiker des Hauptacts werten ihn auf – zum dritten von insgesamt vier Programmpunkten des Abends. Denn zwei der Creakys begannen mit Solo-Performances und überraschenden Tanzeinlagen dazwischen – ein bisschen Breakdance bzw. Synchronschwimmen upside down, männlich und auf dem Trockenen. Das sorgte gleich für Stimmung und Sympathie für die New Yorker.

boohoo_kinslerDann also Bernhard Karakoulakis aka Boo Hoo. Er murmelte etwas von „leiser, aber...“... Der Rest ging irgendwie verloren und Insider, die den Mann mit der Strickmütze schon auf der Bühne gesehen haben, erzählten, er könne auch mit seiner Gitarre unglaublich leise werden, so leise, dass der Brumm des Verstärkers alles übertönt, aber damit eine unglaubliche Spannung und Konzentration schaffen. So schüchtern das vielleicht in ersten Moment auch wirken mochte, so charmant kam das Ganze schließlich – auch mal in Begleitung einer weiblichen Stimme oder Glockenspiel rüber. Ein wirklich liebenswerter Zeitgenosse mit zunächst verträumt anmutenden Songs (Tenor: Ich lebe mich auf den Rücken und schaue in den Himmel), die aber nicht zuletzt von recht skurrilen Momenten in den Texte leben. Cool.

Auch die vier Musiker von Creaky Boards wirkten auf den ersten Blick etwas verloren in ihrem Zopfmusterstrickpullis und ähnlich hippen Klamotten. Gitarre, ein alter Rickenbacker-Bass, ein eher rudimentäres Drum kit und ein auf zwei Hockern platziertes Casio-Keyboard ließen erst mal keine musikalische Top-Performance erhoffen. Wie schön, dass man sich irren kann, denn was Andrew Hoepfninski (sah ein bisschen aus wie der Smarte aus „The A-Team“) und seine Freunde Dan Costinski, Michael David Campinski, Eric Wolfinski und Darwin Dinski (huch, einer zu viel – auf der Bühne standen nur vier...) dann mit viel guter Laune und meist irgendwie auch über die Bühnen tänzelnd ablieferten, war großer Pop. Allein ihr vierstimmiger, an die Beach Boys erinnernder Gesang, ein Traum. Und dann die Grooves... Das ist Musik, die selbst erklärte Nicht-Tänzer zum Tanzen verführt und das, ohne dass sie es merken! Analytischerer Menschen könnten sich damit aufhalten, zu versuchen, herauszufiltern, was alles in der sehr „uniquen“ Musik der Creaky Boards steckt, zumal wenn sie sich vergegenwärtigen, dass der Bevölkerung in Brooklyn ethnische Vielfalt nachgesagt wird. Also kaum verwunderlich, dass da zwischendurch mal was anklingt, was an Calypso, Polka oder Kabarett erinnert. Als Kinks-Fans kennen sie, wie Ray Davies mit Vaudeville und Vergleichbarem umging.

Meine eigene, ganz persönliche Assoziation aus Teenager-Zeiten muss die Jungs auch nicht verärgern. The Monkees waren zwar eine TV-Show gecastet, aber deren Songs zwar Bubblegum, aber unglaubliche tolle Ohrwürmer und very entertaining.

Fotos: Detlef Kinsler


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