Nach dem Endspurt vor Weihnachten haben die Friseursalons nun seit Wochen geschlossen. Während die Kund:innen immer ungeduldiger werden, hoffen auch die Betriebe auf eine baldige Öffnung – oder zumindest auf Finanzhilfen. Salon-Inhaberin Kirsi Mathes im Gespräch.
Sina Eichhorn /
JOURNAL FRANKFURT: Frau Mathes, Sie betreiben zwei Salons hier in Frankfurt. Wie sieht es dort aktuell aus? Kirsi Mathes: Ich habe vor sechs Jahren den Familienbetrieb meiner Großmutter übernommen und betreibe nun einen Salon in Ecken- und einen in Eschersheim. Nach einem Endspurt und Dauerstress vor Weihnachten und der Lockdown-bedingten Schließung haben wir nun seit knapp sechs Wochen wieder geschlossen. Meine Mitarbeiter:innen sind seitdem in Kurzarbeit.
Und finanziell, wie sieht es dort aus? Seit dem erneuten Lockdown ist bislang noch nichts an versprochenen Finanzhilfen angekommen. Für den Dezember bekomme ich, aber vermutlich auch 90 Prozent meiner Kolleg:innen, keine Unterstützung. Denn dafür hätte man weniger als 30 Prozent des Dezemberumsatzes aus dem Vorjahr verdienen müssen. Aber durch die Tage vor dem Lockdown fällt kaum einer darunter. Darüber hinaus kann die Überbrückungshilfe 3 überhaupt erst ab Februar beantragt werden, die Auszahlung soll dann im März erfolgen. Und auch das Kurzarbeitergeld strecke ich vor – hier ist noch nichts angekommen. Ich warte und hoffe.
Wie kommen Sie über die Runden? Haben Sie denn sonst Unterstützung erfahren? Ohne private Rücklagen und die Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden würde es uns definitiv noch schlechter gehen. Doch auch das ist begrenzt und verschiebt nur die Notlage. Denn die verkauften Gutscheine und die damit verbundene Arbeitsleistung müssen irgendwann nachgeholt werden.
Was würde Ihnen helfen, was fordern Sie von Bund und Land? Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Ich verstehe nicht, warum Unterstützung versprochen, dann aber nicht eingelöst wird. Im ersten Lockdown hat es ja auch funktioniert. Darüber hinaus, und das geht wahrscheinlich vielen so, fehlt es uns an Perspektive.
Und wie reagieren Ihre Kundinnen und Kunden? So halb, halb, würde ich sagen. Viele haben Verständnis, andere wiederum sind sehr ungeduldig. Wir bekommen nicht selten die Anfrage, ob wir nicht privat zu den Personen nach Hause kommen wollen. Wir lehnen das natürlich ab, aber ich kann mir vorstellen, dass einige Friseur:innen aufgrund von Geldsorgen schnell den Weg in die Schwarzarbeit wählen. Ein großes Problem, denn in Friseurläden wäre es auch definitiv hygienischer als im privaten Umfeld.
Wer leidet denn am meisten? Gerade auch für ältere Menschen ist der Lockdown teilweise ein großes Problem. Einige kommen normalerweise fast einmal die Woche. Sie können sich mitunter nicht alleine die Haare waschen, geschweige denn diese frisieren. Nach dem ersten Lockdown hatten wir beispielsweise Kundinnen, die sich über Wochen am Stück nicht die Haare waschen konnten. Darüber hinaus fehlt ihnen auch die soziale Komponente eines regelmäßigen Besuchs.
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst.