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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Neue Gesundheitsstiftung

Medizinische Hilfe für Menschen ohne Papiere

Anfang Dezember ging die Gesundheitsstiftung der navidou foundation an den Start. Ziel: Menschen ohne Papiere und damit auch ohne Krankenversicherung eine medizinische Versorgung zu ermöglichen.
„Ich wusste nicht, was los war“, sagte Frau P. „Die Blutungen hörten nicht auf. Elf Tage lang ging das.“ Frau P. hatte Unterleibsgeschwüre, doch ohne Krankenversicherung und Geld konnte sie für die 8000 Euro, die das Krankenhaus für die Operation verlangte, nicht aufkommen. Sie litt auch an Fieber von mehr als 40 Grad. Ihr Bekannter wollte sie ins Krankenhaus einliefern lassen, doch sie lehnte ab. Dies ist nur eines von vielen Fallbeispielen.

Geschätzt leben 30 000 Menschen ohne Papiere in Frankfurt. Die Zahl für ganz Deutschland liegt im hohen sechsstelligen Bereich. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich. Diese Menschen arbeiten meist seit vielen Jahren in der Stadt, als Tellerwäsche oder Putzhilfe, ihre Kinder gehen ganz normal zur Schule. Doch sie sind nicht registriert und haben keine Krankenversicherung, deshalb kann ein Krankheitsfall schnell teuer werden. Zwar helfen Krankenhäuser und Ärzte in Notfällen, aber eine medizinische Weiterbehandlung kommt für die Betroffenen nicht in Frage, weil sie es riskieren, an die Ausländerbehörde gemeldet und abgeschoben zu werden.

Doch zu der am 10. Dezember 1948 verabschiedeten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gehört auch das Recht auf Gesundheit, der Zugang zu Gesundheitsleistungen und eine Behandlung im Krankheitsfall. Viele Menschen können diese Gesundheitsleistungen jedoch nicht wahrnehmen und die notwendigen Behandlungen deshalb nicht durchgeführt werden – und die Folgen können tödlich sein. Besonders Schwangere und Kinder leiden häufig unter dieser Situation, da es bei den Frauen bei der Geburt zu Komplikationen kommen kann und Kinder schneller krank werden als Erwachsene.
Um dieses Problem zu lösen, wurde die Gesundheitsstiftung der navidou foundation gegründet. In Zusammenarbeit mit dem „Arbeitskreis für Menschen ohne Papiere“ ging die Stiftung am 3. Dezember rechtsgültig an den Start. Man wolle nicht nur über Flüchtlinge reden, sondern auch über „Menschen, die nicht sichtbar, aber ein Teil von Frankfurt sind“, so Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne, Foto). Deshalb richte sich diese Stiftung speziell an Menschen ohne Papiere allgemein.

Ziel der Gesundheitsstiftung ist es, durch die Übernahme von Behandlungskosten auch nicht versicherten Menschen Gesundheitsleistungen zu ermöglichen. Sie ist Schnittstelle zwischen Ärzten, Kliniken und anderen Institutionen. „Behandelnde Mediziner können sich an uns wenden und unbürokratisch eine Kostenübernahme beantragen“, erklärt Karl-Heinz Sohn, der zusammen mit Manuela Strutz Anfang 2013 die navidou gGmbH gegründet hat. Sie deckt die Bereiche Jugendhilfe, Bildung und Erziehung sowie Soziale Dienste ab. Die Motivation zur Gründung der navidou foundation war das persönliche Anliegen beider Geschäftsführer nachdem Eskandari-Grünberg bei ihnen nach der Projektvorstellung auf offene Ohren gestoßen ist.

Vorläufer solcher Stiftungen gab es schon im Raum Frankfurt. Die Maisha e.V. beispielsweise, eine Selbsthilfegruppe für afrikanische Frauen in Deutschland, die 2006 gegründet wurde und Menschen ohne Papiere bei Krankheitsfällen seither helfen. Vor allem sollen die Betroffenen auch ihre Hemmungen und Ängste gegenüben Helfenden abbauen. „Die Menschen sollen das Angebot annehmen und weitergeben“, erklärt Geschäftsführerin Virginia Wangare-Greiner. Die Humanitäre Sprechstunde im Gesundheitsamt, die zweimal in der Woche stattfindet, steht Menschen ohne Papiere in Not auch jederzeit bei. 2001 gegründet richtete sie sich erst an Afrikaner, erweiterte das Angebot aber 2007 auf Menschen aus aller Welt. Bei der Maisha e.V. und der Humanitären Sprechstunde fand auch Frau P. aus dem Fallbeispiel Hilfe. Das Geld für die Operation wurde beschafft und der Eingriff konnte vernommen werden. Frau P. hat überlebt und ist heute wieder gesund.

Damit es eine solche Unterstützung im Notfall für jeden geben kann, geht es jetzt darum, Spender für die neue Gesundheitsstiftung der navidou foundation zu finden. Denn den Menschen kann nur geholfen werden, wenn der Stiftung genügend Geld für die oft teuren Behandlungskosten zur Verfügung stehen. In Deutschland gibt es nämlich das System, dass jeder krankenversichert sein soll. „Wir wollen sie auch zurückführen in unser System“, sagt Sohn.
 
11. Dezember 2015, 11.32 Uhr
Martina Schumacher
 
 
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Text: ktho/dpa / Foto: © Adobe Stock/Tupungato
 
 
 
 
 
 
 
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