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Dienstabschied

Ein Urgestein verlässt die Bühne

Mit dem Dienstende von Volker Stein geht eine Ära zu Ende. Zum Abschied zieht der Gottvater der Frankfurter FDP noch einmal gewohnt charmant vom Leder und zeigt, dass unter der rauen Schale ein ganz sensibler Kerl steckt.
Seit 1977 ist Volker Stein aktives Mitglied der FDP, in seiner langen Amtszeit hat er die Politik Frankfurts entscheidend mitgestaltet und auch das ein oder andere Mal für ungläubiges Staunen gesorgt – nicht nur im positiven Sinne. Kaum vorstellbar, dass das Urgestein der Liberalen nun die Bühne verlässt. Doch keine Sorge – Stein war schon immer ein politischer Mensch und hat auch vor, ein solcher zu bleiben. Daran ändert auch der neue Job in Berlin nichts. Dort wird der scheidende Stadtrat fortan Wehrübungen im Kommando Territoriale Aufgaben durchführen, um genauer zu sein: er übernimmt die Leitung des Katastrophenschutzes.

Menschen helfen, das war schon immer sein oberstes Ziel. „Ich habe mich immer lieber auf die Seiten der Schwachen gestellt“, sagt der Mann, der in dem Ruf steht, unnachgiebig und steinhart zu sein und erinnert sogleich an einige seiner edlen Taten: „Man denke an den Flohmarkt am Schaumainkai, der die Anwohner jeden Samstag belästigte. Die Leute wünschten sich Ruhe nach einer langen Arbeitswoche, sie konnten wegen der voll gestellten Straßen ja nicht einmal Besuch empfangen. Heute findet der Flohmarkt nur noch alle 14 Tage statt und jeder ist zufrieden.“ Ein Mann des Volkes also. Die Masse dankt es ihm – oder auch nicht. Unvergessen der Eklat von 2011, als Volker Stein sich zu Ostern für das längst veraltete Tanzverbot stark machte. Die Kritik schlug ihm in hohen Wellen entgegen, dabei hat er es doch nur gut gemeint. „Ich gönne doch jedem seinen Spaß und ich bin auch dafür, dass die Jugendlichen ihre Lokalitäten bekommen, in denen sie nach Herzenslust feiern können – von mir aus auch bis fünf Uhr früh – aber doch bitte nicht in Wohngegenden. Man darf doch die Leute nicht vergessen, die trotz Feiertag arbeiten müssen und dann wegen des Lärms keinen Schlaf finden.“ Wenn er nur einige der rechtschaffenen Bürger Frankfurts glücklich machen konnte, dann war das für Volker Stein stets Lohn genug. „Die Menschen waren froh über meinen Einsatz. Ich bekam zahlreiche Briefe, in denen man mir für mein Engagement dankte. Etwas Schöneres kann es doch nicht geben.“ Wäre doch nur jeder Politiker so bescheiden und selbstlos.

Seine gütige Art, weiß auch Steins Familie zu schätzen. Kennt ihn der durchschnittliche Frankfurter eher als politischen Krawallmacher, lässt er daheim den harten Panzer an der Türschwelle liegen. „Nach außen bin ich manchmal eklig, aber in mir steckt ein weicher Kern.“ „Der Oberst“ kann ganz schnell schwach werden, besonders, wenn es um seine Frau geht. Ganz romantisch hat er die mit seinen Kochkünsten verführt. „Spargel mit Schnitzel kann ich ganz gut, damit habe ich meine Frau herumgekriegt. Für Spargel habe ich wirklich ein Händchen, manchmal mache ich ihn auch mit Schinken. Aber eigentlich ist so ein Schnitzel ja das Kunstwerk. Man muss es gründlich klopfen, damit es schön zart wird.“ Welche Frau würde bei so viel Talent und Hingabe nicht schwach werden?

Wenn ihm etwas am Herzen liegt, zeigt Volker Stein gerne Einsatz. Eifrig, manchmal auch etwas übereifrig, kämpfte der ehemalige Lehrer mit Wort und Tat für seine Ziele und wehe dem, der sich ihm in den Weg stellte. Seien es die Salafisten, die Händler der Kleinmarkthalle oder Oberbürgermeister Peter Feldmann – ein Stein schreckt vor niemandem zurück! Und ein Stein steht zu seinem Wort. Wenn der Liberale eines nämlich nicht mag, dann ist es Unaufrichtigkeit. Die hat ihn während seiner politischen Laufbahn immer am meisten geärgert, doch da er stets Offenheit und Ehrlichkeit zu seinen Waffen zählte, braucht Volker Stein sich heute rückblickend auch für nichts zu schämen. „Ich kann mich an nichts erinnern, das ich bereue. Jede meiner Entscheidungen kann ich rechtfertigen und würde sie heute wieder so treffen.“ Eines müssen auch seine politischen Gegner ihm lassen: sie wussten immer, woran sie bei ihm sind. „Ich habe aus meinem Herzen nie eine Mördergrube gemacht. Dummen Menschen habe ich vielleicht nicht direkt gesagt, dass sie dumm sind, aber ich habe es sie bei jeder Gelegenheit spüren lassen.“

Man kann über Volker Stein denken, was man will, ihn mögen oder auch nicht, aber ganz gleich, welche persönliche Meinung man von ihm hat, er wird eine Lücke in Frankfurt hinterlassen. Seine Wege mögen manchen unergründlich gewesen sein, doch der Gottvater der FDP hat bleibende Spuren hinterlassen. Von seinem Biss und Lausbubencharme kann sich der ein oder andere Nachwuchspolitiker noch eine Scheibe abschneiden. Das führt dann nicht unbedingt zu besseren Wahlergebnissen, aber dafür zu einigem Amüsement im grauen Alltag der Stadtpolitik.
 
24. Oktober 2013, 12.26 Uhr
Ronja Merkel
 
 
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