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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Auch Uwe Becker "ist Charlie"

"Wir dürfen den Islam nicht gleichsetzen mit islamistischem Terror"

Am Rande der Gedenkveranstaltung an der Hauptwache sprachen wir am Donnerstagabend mit dem Stadtkämmerer und Kirchendezernenten Uwe Becker (CDU) über Extremismus, Pegida und die Konsequenzen für die Politik.
Herr Becker, wie haben Sie die Nachricht von dem Anschlag aufgenommen und warum sind sie heute hier bei der Gedenkveranstaltung?

Ich habe das als schrecklichen Angriff auf die Freiheit in unserem Europa insgesamt gesehen. Das bezog sich jetzt auf die Redaktion dieses Satiremagazins, aber es stand im Fokus, die Presse- und Meinungsfreiheit hier anzugreifen. Das ist barbarisch und das ist auch ein Stück weit heute das Thema. Solidarität zu zeigen, Mitgefühl mit unseren französischen Freunden und auch dagegen aufzustehen, auf der anderen Seite aber auch den Zusammenhalt der Gesellschaft zu demonstrieren und nicht den Islam gleichzusetzen mit islamistischem Terror.

Können Sie sich auch vorstellen, dass so ein Anschlag in Frankfurt verübt werden könnte?

Sicherlich kann man sich so etwas weder für Paris noch für hier vorstellen. Man kann aber nie ausschließen, dass irgendwo so etwas passiert. Um so wichtiger ist auch so eine Demonstration, die klarmacht, dass die Gesellschaft hier insgesamt zusammensteht. Christen, Juden, Muslime. Das wir hier insbesondere zeigen, unser buntes Frankfurt wollen wir nicht beeinträchtigen und beeinflussen lassen.

Wie erklären Sie sich die Radikalisierung einiger Muslime und wie kann man dagegen vorgehen?

Die ist sehr vielschichtig, die resultiert wahrscheinlich aus einer gewissen Frustration von denen, die auf der Strecke geblieben sind, die sozial für sich keine Perspektive sehen. Das greift aber allein zu kurz, denn es gibt auch viele hochqualifiziert-ausgebildete, die aus sehr schwierig nachvollziehbaren Gründen, obwohl sie in einer freien, offenen Gesellschaft groß geworden sind, dann irgendwo eine Orientierung in einem, ich sage mal fehlgeleitet-interpretierten Glauben suchen und dem muss man nachgehen. Man muss früher ansetzen und man muss, glaube ich, auch als Gesellschaft stärker Grenzen aufzeigen und deutlich machen, wo Toleranz aufhört. Und den Rahmen deutlich machen, in dem Gesellschaft offen mit einander zusammenlebt.

Wird das Attentat auch Pegida Rückenwind geben?

Man sieht ja schon wie perfide zum Teil das Thema jetzt schon genutzt wird von einzelnen Akteuren. Es ist ein Schweigemarsch am Samstag angesetzt, angesetzt von jemand, der eher als Spalter auftritt. Oder Aussagen von [Alexander ]Gauland [AfD], die gehen in eine ähnliche Richtung. Das hat ein Stück weit etwas von Leichenfledderei, wenn man versucht, daraus politischen Honig zu saugen. Es muss jetzt erst recht darum gehen, für einen Zusammenhalt der Gesellschaft zu werben und nicht das Auseinandertreiben zu forcieren. Da ist leider Pegida. Damit meine ich nicht die 18.000 Menschen, die in Dresden insgesamt auf die Straße gehen, wo es viele unterschiedliche Gründe, Sorgen und Ängste gibt. Aber die dort die Federführung haben, die beweisen schon ein sehr perfides Umgehen mit einer schrecklichen Situation.

Zeigt ein Phänomen wie Pedia nicht, dass sich Politik vielleicht besser erklären sollte?

Vielleicht muss man auf der einen Seite noch stärker deutlich machen, welcher Vorteil in Vielfalt und Buntheit liegt. Eine Stadt wie Frankfurt ist per se so attraktiv, weil sie seit Jahrhunderten ein internationaler Handelsplatz war und hier auch immer wieder – auch in früheren Jahrhunderten – Flüchtlinge herkamen und daran mitgewirkt haben, die Stadt nach vorne zu bringen. Das Ganze auf heute bezogen heißt auch, dass wir über Fachkräfte reden, Menschen, die ausgebildet nach Deutschland kommen und dass auch Flüchtlinge mitwirken können, am Aufbau eines Landes mitzuwirken. Aber man muss eben auch deutlich machen, dass zum Zusammenleben hier ebenso gehört, dass man die gesellschaftlichen Grundregeln – nicht nur die Gesetze und das Grundgesetz, sondern auch die Normen, was unser Wertesystem ausmacht – auch aktiv lebt und gestaltet und in diesem Korridor auch gemeinsam zur Gesellschaft beiträgt.
 
9. Januar 2015, 11.45 Uhr
Die Fragen stellte Nicole Brevoord
 
 
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