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Foto: Nils Bremer
Foto: Nils Bremer

Ein "How to" von Kerry Reddington

Make Oeder Weg Great Again!

Kerry Reddington, umtriebiger Unternehmer und Mitglied der Kommunalen Ausländervertretung, ärgerte sich über gut organisierte Bettler vor dem Rewe im Oeder Weg. Jetzt sind sie weg – und das war eigentlich ganz einfach.
Am Ende unseres Gesprächs kommt es zu einer geradezu denkwürdigen Szene. Nachdem wir also gut eine Stunde über den Oeder Weg gesprochen haben, über Frankfurt und darüber, wie man diese unsere Stadt freundlicher und netter gestalten könnte, läuft ein Foodora-Fahrer aus dem Rewe am Oeder Weg, sagt "Ist doch alles scheiße hier" und schmeißt den Deckel seines Joghurts auf die Straße. Kerry Reddington ist für einen seltenen Moment sprachlos. Unter seinem missbilligenden Blick räumt der junge Mann ein: "Ich heb es gleich wieder auf – aber wenn ich es will, nicht wenn du es willst." Herr Reddington bückt sich kurzerhand und lässt den Müll in seiner Hosentasche verschwinden. "Unglaublich", meint er. "Ist doch auch Deine Stadt!"

So funktioniert das mit ihm. Er ist ein großer Freund des Kennedy-Ausspruchs: "Ask not what your country can do for you — ask what you can do for your country." Das, meint der Unternehmer, kann man auch auf eine Stadt wie Frankfurt übertragen. Als ihm ein mit Schimpfwörtern beschmierter Spielplatz unweit seines Büros auffiel, ging er kurzerhand mit ein paar Mitarbeitern hin und reinigte alles. "Ich fahr alle paar Wochen vorbei und schau, ob alles noch sauber ist", sagt er. Als ihm missfiel, dass es am Mainufer keine öffentlichen Toiletten gibt, ließ er sich mit einem Mietklo-Unternehmer verbinden und erklärte ihm, warum er hier mal wohltätig werden könne. Und im Sommer, als wir Essen waren und er sich darüber aufregte, dass eine Glühbirne in der Schule seines Sohnes seit Monaten kaputt sei, sich aber niemand zuständig fühlte, redete er sich so in Rage, das wir kurz davor standen, sofort selbst hinzufahren und die Geschichte in die Hand zu nehmen – "Let's do this now, come on!"



So wundert es nicht, dass Kerry Reddington auch der Eingang vom Rewe auffiel. Links und rechts saßen Bettler, keine wirklich armen Menschen, wie er meint, sondern solche, die morgens mit dem Auto abgesetzt werden und abends wieder abgeholt werden. Die aggressive Bettlerei störte auch den Marktleiter – doch er wusste nicht, wie er dem beikommen sollte. Auf die Stadtpolizei wartet man in dieser Gegend Frankfurts gerne mal über eine Stunde.

Die Lösung war dann ganz einfach. Einfach etwas vor die Tür stellen. Die erste Idee mit den Fahrradständern ging aber schief. Die Rewe-Mitarbeiter bekamen Besuch vom Ordnungsamt der Stadt. Der Ständer sei leider neun Zentimeter zu breit und müsse sofort entfernt werden, wenn man keinen Strafzettel riskieren wolle. Seit ein paar Wochen stehen nun ein paar kleine Buchsbäume vor der Tür. Die Beantragung über das Amt für Straßenbau und Erschließung verlief problemlos. "Sieht doch gut aus", meint Reddington. Die organisierten Bettler seien seither nicht mehr gesehen worden. "Und die Menschen, die hier auf der Straße langlaufen oder einkaufen gehen wollen – die haben einfach ein besseres Gefühl."



Und für die wirklich bedürftigen Obdachlosen, die auf der Straße um Geld oder Essen betteln, hat sich Kerry Reddington auch etwas einfallen lassen. Er will einen Wegweiser für sie erstellen lassen, in dem steht, wo sie Unterstützung und Lebensmittel erhalten können – in verschiedenen Sprachen. "In Frankfurt ist es nicht nötig nach Essen beziehungsweise Geld für Essen zu betteln. Es gibt genug Einrichtungen, die ihre Unterstützung anbieten", meint Reddington. Dann geht er zurück in sein Büro und lässt den Joghurtdeckel in einen Mülleimer fallen.
 
1. Dezember 2017, 11.53 Uhr
Nils Bremer
 
 
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