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Foto: Nicole Brevoord
Foto: Nicole Brevoord

Großer Aufriss fürs kleine Geschäft

Acht neue WC-Häuschen am Main und alle so "Yeah!"

Die Stadt Frankfurt hat acht neue Dixi-Klos am Main aufgestellt. Klingt unspektakulär, aber wenn man weiß, dass schon seit 2008 mehr Klos am Ufer gefordert werden, ist das ein Mega-Erfolg – für wenige Wochen.
Leuchtend blau mit Fotoaufklebern verziert, die die Skyline zeigen: Ja, machen wir uns nichts vor, Dixi-Klos sind mehr zweckmäßig als schön – auch wenn Frankfurt darauf prangt. Acht solcher mobilen WC-Häuschen hat die Stadt nun an beiden Ufern des Mains in Höhe der Untermainbrücke und des Holbeinstegs aufgestellt, immer ein WC für Damen und eines für Herren. 2000 Euro hat die Stadt die aufgeklebte Skyline gekostet. Was jetzt klingt, als wäre ein langes Ringen um Toiletten nun zu einem Happy End gelangt, ist nur ein Durchbruch auf Zeit. Die acht Dixiklos sind Teil eines sechswöchigen Pilotprojektes. Im Frühjahr soll es einen weiteren, dann achtwöchigen Testlauf geben, wo wieder auf Zeit mobile Toiletten aufgestellt werden. Doch immerhin ein Etappensieg für "Troublemaker" Kerry Reddington.

Der quirlige Frankfurter ist Mitglied in der Kommunalen Ausländervertretung und sieht sich als engagierter Bürger, der nicht länger mehr mit ansehen will, wie am Main, einem Naherholungsgebiet für immer mehr Frankfurter und Touristen, die Ufer anfangen zu stinken, weil die Wildpinkler kaum eine Möglichkeit bekommen, ihr Geschäft in Sanitäranlagen zu verrichten. „Seit 2008 werden dazu Anträge unter anderem im Ortbeirat gestellt“, sagt Reddington. Doch öffentliche Klos sind ein Problemthema. Am Main noch dazu. Wer ist denn da zuständig? Grünflächenamt? Liegenschaftsamt? Straßenverkehrsamt? „In Düsseldorf gibt es eine Ansprechperson, in Frankfurt muss man mit allen Ämtern reden“, weiß Reddington mittlerweile aus leidvoller Erfahrung. Im August unterbreitete er den Ämtern ein Angebot: Die Firma Toi Toi & Dixi zeigte sich bereit, für ein paar Wochen für die Stadt kostenlos Toiletten aufzustellen. Doch statt eines begeisterten „Jaaaaa!“ mussten sich die Ämter erstmal miteinander kurzschließen. So einfach ist das alles nicht.

Jedenfalls wurden die acht mobilen Klos letztlich am Freitagmittag angeliefert und am Montagmittag, nachdem die Tanks bereits voll waren, gereinigt. Ein Truck rückt dazu an und pumpt den stinkenden Toiletteninhalt ab. 250 Liter pro Klo – auf dem dann ungefähr 100 Nutzer vorher waren, macht bei acht Toiletten also 2000 Liter Fäkalien. „Und das wäre alles normalerweise in der Grünanlage gelandet“, ist sich Reddington sicher. Liegenschaftsdezernent Jan Schneider (CDU) möchte sich die mobile Lösung aber zunächst anschauen. Denn neben den Reinigungskosten, die nach der Probephase von der Stadt zu zahlen wären, sei nun zu überprüfen, ob sich nicht Vandalen und Halbstarke an den Dixiklos zu schaffen machten. Regulär würde ein Dixiklo laut dem Toi Toi-Vertriebsleiter Norman Rühl zwischen 800 und 900 Euro im Monat kosten. „Das ist Peanuts, wenn man das auf die Messebesucher und die Bürger der Stadt hochrechnet“, sagt Reddington.

Immerhin: Das Grünflächen- und das Liegenschaftsamt haben sich mit den meisten Gastronomiebetrieben entlang des Mains geeinigt, dass deren Sanitäranlagen von Nutzern des Mainufers genutzt werden dürfen, außerdem zeigen Piktogramme an den Laternenpfählen an, wo sich die neuen mobilen WCs befinden.

Dass unter der Untermainbrücke bereits zwei unschön aussehende Dixiklos nahe des Spielplatzes standen? Geschenkt! Das läge daran, dass die Ämter nicht miteinander kommunizieren, sagt Reddington. Indes wird vom Grünflächenamt die Instandsetzungsmaßnahme der alten festen, aber seit Jahren ungenutzten Toilettenanlage am Nizza geplant – soll aber kostspielig werden, hört man. Davon unberührt soll eine öffentliche Systemtoilette am Ufer, nur eben auf Straßenhöhe nahe des Nizza entstehen, die vermutlich 100.000 bis 150.000 Euro kosten soll. Also gleich zwei teure Toiletten auf einer Uferseite, auf gleicher Höhe.

Das mag für den Laien alles nach Geldverschwendung und Umständlichkeit aussehen. Was weiß Otto Normaltoilettennutzer denn schon? Den kümmert es ja auch nicht, was mit mobilen Toiletten bei Hochwasser passiert – die müssen vorher gesichert beziehungsweise entfernt werden – und dass es für Festeinbauten von Toilettenanlagen eine Genehmigung des Regierungspräsidiums Darmstadt braucht, weil es sich beim Mainufer doch um eine Grünfläche handelt. Auf die Frage einer Journalistin, ob man es den obdachlosen Migranten, die derzeit in der Grünanlage am Nizza nächtigen, mit den mobilen Stillen Örtchen nicht zu kommod macht, zuckt dann auch Heike Appel, stellvertretende Leiterin des Grünflächenamts die Schultern. Vielleicht müsste man die Frage auch besser ans Ordnungsamt oder an das Sozialdezernat stellen…

Foto unten v.l.n.r. beim feierlichen Klopapierdurchschneiden: Toi Toi & Dixi-Vertriebsleiter Norman Rühl, Kerry Reddington und Liegenschaftsdezernent Jan Schneider (CDU).
 
26. September 2016, 14.33 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie: Dixi-Klos dixiklo
 
 
 
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Text: ktho/dpa / Foto: © Adobe Stock/Tupungato
 
 
 
 
 
 
 
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