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dk auf Tour – von Brasilien über Marokko auf die Insel



Endlich war es soweit – nach drei Jahren Wartezeit das erste Soloalbum von Zélia Fonseca und die Album-Release-Party der Neu-Heidelbergerin natürlich in Frankfurt, ihrer alten Heimat, und in der Brotfabrik, da wo neben dem Jazzkeller die meisten Rosanna & Zélia-Konzerte stattgefunden haben. Gewohntes Terrain also, das für ein wenig mehr Sicherheit sorgte. Denn nervös war die brasilianische Singer/Songwriterin. Und rechtzeitig zum Gig spielte ihr ihre Stimme einen Streich. Typisch. Trotzdem meisterte die Sängerin und Gitarristin ihr Konzert, nicht nur weil ihre verstorbene Ex-Sängerin vom Himmel aus über sie wachte. In all den Jahren seit sie über Portugal und Finnland nach Deutschland gekommen war, hat die Komponisten einen eigenen, selbstbewussten Stil zwischen afro- und indigen-gefärbten brasilianischem Pop, eher europäischem Jazz und Kammermusik gefunden, der so einmaliger ist auf der Szene. Und wo Zélia Fonseca mit Virtuosität auf der Gitarre immer schon begeisterte, hat sie nun eine ähnliche Selbstverständlichkeit als Sängerin gefunden. So heißt ihr Album zwar „Impar“, aber solo, allein, ohne Partner ist sie nun wirklich nicht.

Sie hatte an diesem speziellen Abend nicht nur ihre kongeniale Band dabei mit langjährigen Mitstreitern wie Marcio Tubino (Flöte, Saxophon, Percussion), Angela Frontera (Schlagzeug, Percussion) und Rosana Levental (Cello), sondern auch neue wichtigen Impulsgeber wie Zélias Neffe João Luis Nogueira (akustische Gitarre und Co-Komponist vom Titelsong „Impar“) und einen Sohn Mannheims, Michael „Kosho“ Koschorrek (Gitarren). So fehlte zwar – wichtig auf dem Album - Martin Kälberer, doch der konnte kurzfristig durch einen brasilianischer Freund ersetzt werden, der nicht nur den Flügel übernahm, sondern die Parts von Vibrandeon und Hang, der Schweizer Antwort auf Steeldrums, eben mal auf Melodica übersetzte. Nicht genug damit kamen zusätzliche Gäste dazu: Katja Quintus als Backgroundsängerin, dazu Ivan Santos (dessen tolles „Lady Multimelancolica“ natürlich als Zusage gespielt wurde), Geovany da Silveira, Frank Wolff (mehr Bodenkür als Cellosolo) und – extra zwischen zwei Konzerten nach Frankfurt gekommen – Katharina Franck…

Da wurde – zumal mit „Coisario“, „Postcard“ und „Lady Multimelacolica“ sowie „Cadencia do Samba“ die Vergangenheit wach gehalten wurde – auch mal das eine oder andere Tränchen verdrückt in Erinnerung an Rosanna Tavares, aber der Abend insgesamt geriet zu einer Celebration guter Musik voller Klangfarbenreichtum (an dem auch Kosho z.B. mit seiner Lapsteel Gitarre großen Anteil an im Interplay mit Cello und Blasinstrumenten) und der Freundschaft über Zeit und Raum hinweg.

Ein Tag darauf, Nachtleben, Hindi Zahra. Manchmal braucht es ein wenig Hype, um auf neue, extraordinaire Künstler aufmerksam zu machen. Hindi Zahra kam mit viel Vorschusslorbeeren. Und wenn bestimmte Menschen, deren Meinung man schätzt, dafür verantwortlich sein, erst recht. Und dann hört man sich das Album „Handmade“ an und bleibt erstaunlicherweise vollkommen unberührt, so schön nett, lieb, brav und beinah bieder kommt die Musik darauf rüber. Also Konzert sparen? Gottseidank tat ich das nicht, denn sonst hätte ich den Support, Okou, hier als Duo mit Tatiana Heintz und Gitarist Gilbert Trefzger (zwei Global Players mit Roots an der Elferbeinküste bzw. in Ägypten), verpasst – ausdrucksstarker Gesang zu Gitarre und allerlei Soundscapes von unterschiedlichen Saiteninstrumenten, und das wahre Gesicht von Hindi Zahra nie kennen gelernt.

Tatsächlich begann auch das Konzert verhalten, ein wenig loungig à la Sade, allein Hindi leicht angerauhte, kehlige Stimme sorgte vom ersten Moment an für eine sinnliche Stimmung. Da gehört ein anderer Sound dazu. Aber die zwei Gitarristen, der Keyboarder und Drummer (sehr percussiv zu Beginn und die wichtige zweite Gesangsstimme) groovten sich langsam – ein langen, langes Vorspiel wie sie bald heraus stellen sollte. Denn so unspektakulär, westlich und austauschbar es zunächst klang, so sehr entpuppten sich Sängerin, Musiker und Songs nach halber Strecke. Als die beiden Gitarristen nämlich anfingen, mit ihren Gitarren die nordafrikanische Gimbri zu imitieren, in andere Grooves (auch erstaunlicherweise Reggae-Off beat – aber Dub ist nahe!) und Melodik fielen, so sehr gewann das Ganze an Fahrt, Farbe und Charakter. Das Stück endete fast in einer Ekstase, die Sängerin beinahe in Trance. Wer bis dahin nicht wusste, nicht mal ahnte: ja – Jimi Hendrix war so Lebzeiten in Marokko, hat dort wie Led Zeppelin seine Spuren bei einer bestimmten Musikergeneration hinterlassen und das kommt auf diesem Wege zurück wie auch der Blues, der einst von Afrika seinen Weg nahm in den Süden der USA. Marokko, Mauretanien, Mali, die Musik der gesamte Sahara von West bis Ost, Blues in allen Facetten, psychedelischer Rock, mediterrane Musik, auch Flamenco und dessen indische Roots – am Ende ist das, was Hindi Zahra, die sich hinterher im Gespräch als absoluter Robert Plant-Fan outet, global Gypsy music, so sexy und lasziv wie spirituell. Das lässt sich im Studio nicht reproduzieren.



Dritter Konzerttag in Folge. Zu platt von Fotosessions tagsüber, um tatsächlich nach Offenbach zu A Sunny Day in Glasgow im Hafen 2 zu radeln. Aber in der Brotfabrik stand mit den Miserable Rich eine wunderbare, räumlich leichter erreichbare Alternative auf der Bühne. Nach 025, altem Bett und Hazelwood endlich auch mal mit guter Technik zu hören, nach der die akustische Besetzung mit Geige, Cello und Kontrabass zu Gitarre und Gesang verlangt. James de Malplaque ist ein toller Sänger mit an Nuancen reichen Gesang, facettenreichem Storytelling und zudem ein humorvoller Conférencier, was die Geschichten seiner so gar nicht plakativen, eher subtilen Lieder fast plastisch werden lässt. Mit Fortdauer des Konzertes, das zunächst den Eindruck erweckt, Miserable Rich bevorzuge inzwischen das – relativ gesehen – simplere Popsongformat, stellen sich wieder die alten Assoziation ein dankt der repetitiven Motive in den Kompositionen: Michael Nyman und das Penguin Café Orchestra seien stellvertretend genannt mit ihrer Perpetuum Mobile-Musik.

Fotos: Detlef Kinsler
 
13. Mai 2010, 11.00 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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