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Wie haben Sie 1968 erlebt?
Frankfurter Stadträte antworten.
Wo und in welcher Situation haben Sie das Jahr 68 erlebt?
Uwe Becker, Sozialdezernent: Die Frage entfällt aus offensichtlichen Gründen... (siehe Foto).
Edwin Schwarz, Planungsdezernent: Ich war Student unter anderem am Fachbereich Politik an der Universität Frankfurt und habe dort die ganze politische Auseinandersetzung unmittelbar miterlebt: Hausbesetzungen im Westend, SDS contra Polizei etc.
Felix Semmelroth, Kulturdezernent: Als Abiturient in Kassel und als Erstsemester an der Universität in Marburg. Es war eine Zeit des Aufbruchs, der kulturellen Umbrüche und Euphorie.
Volker Stein, Ordnungsdezernent: Ich lebte damals in Frankfurt und war Mitglied der Deutschen Jungdemokraten (DJD). Unser politisches Arbeiten richtete sich gegen die "Notstandsgesetze" der Großen Koalition.
Welches Ereignis, welche Szene ist am deutlichsten in Ihrer Erinnerung und warum?
Becker: Die Studentenunruhen in Frankfurt.
Schwarz: Als Cohn-Bendit mit seinen Gesinnungsgenossen Gebrüder Wolff und anderen die Vorlesung von Professor Carlo Schmid – politische Ideengeschichte – gestört und gesprengt haben. Prof. Schmid, ein Vater des Grundgesetzes, war über diesen totalitären Anspruch des SDS fürchterlich entsetzt.
Semmelroth: Mir ist der Sternmarsch nach Bonn am 11. Mai sehr gegenwärtig: die leidenschaftlichen Diskussionen werde ich nicht vergessen. Wir wollten einfach zu viel zu schnell!
Stein: Das Attentat auf Rudi Dutschke. Die Demos, beginnend an der Ernst-Reuter-Schule, dann haben wir die Ziehenschüler abgeholt, danach die Wöhlerschüler, die Elisabethenschülerinnen.
Danach demonstrierten wir gemeinsam mit den Studenten.
Hat 68 Einfluss auf Ihre Biographie gehabt?
Becker: Das Entgleiten der intellektuellen Auseinandersetzung an den Rändern der 68er Bewegung in gewalttätiges Handeln sowie ein überbordend grundsätzliches in Frage stellen jeglicher Normen und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen hat für mich bereits früh in umgekehrter Weise die Motivation bewirkt, mich für eine wertebezogene und friedlich-freiheitliche und demokratische Politik in unserem Land zu engagieren. Insofern sind die Ausläufer der 68er Bewegung in den 70er und 80er Jahren mit Grund dafür, dass ich meinen Einstieg in die Politik genommen habe.
Schwarz: Aufgrund dieser Erfahrung beschloss ich, mich politisch zu engagieren und schloss mich 1970 der CDU an, um diesen gesellschaftlichen Entwicklungen begegnen zu können. Im Rahmen meines Politikstudiums habe ich dann den Schwerpunkt Marxismus/Leninismus gesetzt.
Semmelroth: Ohne Zweifel: gerade die Musik der Zeit, ihre ungemeine Lust an der Körperlichkeit (besonders der Rolling Stones, z.B. "Jumpin’ Jack Flash") haben nachgewirkt.
Stein: Ja, ich besuchte damals die Oberstufe der Ernst-Reuter-Schule, die in der Emanzipationsbewegung der Schüler und Studenten eine große Rolle spielte.
Quelle: PIA/Stadt Frankfurt am Main, Fotos: privat
Wo und in welcher Situation haben Sie das Jahr 68 erlebt?
Uwe Becker, Sozialdezernent: Die Frage entfällt aus offensichtlichen Gründen... (siehe Foto).
Edwin Schwarz, Planungsdezernent: Ich war Student unter anderem am Fachbereich Politik an der Universität Frankfurt und habe dort die ganze politische Auseinandersetzung unmittelbar miterlebt: Hausbesetzungen im Westend, SDS contra Polizei etc.
Felix Semmelroth, Kulturdezernent: Als Abiturient in Kassel und als Erstsemester an der Universität in Marburg. Es war eine Zeit des Aufbruchs, der kulturellen Umbrüche und Euphorie.
Volker Stein, Ordnungsdezernent: Ich lebte damals in Frankfurt und war Mitglied der Deutschen Jungdemokraten (DJD). Unser politisches Arbeiten richtete sich gegen die "Notstandsgesetze" der Großen Koalition.
Welches Ereignis, welche Szene ist am deutlichsten in Ihrer Erinnerung und warum?
Becker: Die Studentenunruhen in Frankfurt.
Schwarz: Als Cohn-Bendit mit seinen Gesinnungsgenossen Gebrüder Wolff und anderen die Vorlesung von Professor Carlo Schmid – politische Ideengeschichte – gestört und gesprengt haben. Prof. Schmid, ein Vater des Grundgesetzes, war über diesen totalitären Anspruch des SDS fürchterlich entsetzt.
Semmelroth: Mir ist der Sternmarsch nach Bonn am 11. Mai sehr gegenwärtig: die leidenschaftlichen Diskussionen werde ich nicht vergessen. Wir wollten einfach zu viel zu schnell!
Stein: Das Attentat auf Rudi Dutschke. Die Demos, beginnend an der Ernst-Reuter-Schule, dann haben wir die Ziehenschüler abgeholt, danach die Wöhlerschüler, die Elisabethenschülerinnen.
Danach demonstrierten wir gemeinsam mit den Studenten.
Hat 68 Einfluss auf Ihre Biographie gehabt?
Becker: Das Entgleiten der intellektuellen Auseinandersetzung an den Rändern der 68er Bewegung in gewalttätiges Handeln sowie ein überbordend grundsätzliches in Frage stellen jeglicher Normen und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen hat für mich bereits früh in umgekehrter Weise die Motivation bewirkt, mich für eine wertebezogene und friedlich-freiheitliche und demokratische Politik in unserem Land zu engagieren. Insofern sind die Ausläufer der 68er Bewegung in den 70er und 80er Jahren mit Grund dafür, dass ich meinen Einstieg in die Politik genommen habe.
Schwarz: Aufgrund dieser Erfahrung beschloss ich, mich politisch zu engagieren und schloss mich 1970 der CDU an, um diesen gesellschaftlichen Entwicklungen begegnen zu können. Im Rahmen meines Politikstudiums habe ich dann den Schwerpunkt Marxismus/Leninismus gesetzt.
Semmelroth: Ohne Zweifel: gerade die Musik der Zeit, ihre ungemeine Lust an der Körperlichkeit (besonders der Rolling Stones, z.B. "Jumpin’ Jack Flash") haben nachgewirkt.
Stein: Ja, ich besuchte damals die Oberstufe der Ernst-Reuter-Schule, die in der Emanzipationsbewegung der Schüler und Studenten eine große Rolle spielte.
Quelle: PIA/Stadt Frankfurt am Main, Fotos: privat
6. Mai 2008, 16.25 Uhr
Pflasterstrand
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