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Vorhang auf für das kleine Volkstheater im Nordend

Bäppi redet Tacheles und mischt sich ein

Die Debatte um Michael Quast und den Wegfall des Paradieshofs kann der Travestiekünstler und neuerdings Intendant des "kleinen Volkstheaters im Nordend" nicht mehr hören. Bäppi setzt sich vielmehr für private Theater ein.
Wie gut, wenn man vielseitig ist so wie der Tanzschullehrer Thomas Bäppler-Wolf, dessen Tanzkurse nun ohne ihn über dem Theatrallalla in der Friedberger Landstraße stattfinden, während er ein Stock tiefer derzeit mit der Eigenproduktion „Meine dicke Freundin“ auf der Bühne steht und mit der Bäppi Show, dem "Rosa Bock", Erfolge feiert. Demnächst steht er beim Volkstheater auf der Bühne und will im Nordend die Nachfolge desselben übernehmen. Museumsführungen, etwa bei der Tutanchamun-Ausstellung, hat er auch schon gemacht und ähnliche Aufgaben könnten auch künftig wieder ein Thema sein. Bäppi fühlt sich also finanziell autark, weshalb er sich nun in die Debatte um Michael Quast und den durch den städtischen Sparzwang gestrichenen Paradieshof einmischt und eine neue Facette hinzufügt.

Auf die Frage, warum er sich als Volkstheaterbefürworter nicht bei der Matinee, der Solidaritätsveranstaltung im Schauspiel Frankfurt hatte blicken lassen, wo er doch im gleichen Boot säße, antwortet Bäppler, er habe mit vielen Theatermachern gesprochen, die wenig begeistert seien von der Idee, dem Herrn Quast ein Theater zu bauen. „Es traut sich keiner das Maul aufzumachen – außer mir wahrscheinlich. Aber ich werde nicht subventioniert, mir kann man nichts streichen.“ Bäppi kritisiert die Überhöhung Quasts in der Öffentlichkeit. „Ich finde dieses ‘Wir stellen ihn mal auf den Sockel und strahlen ihn nachts an‘ leicht übertrieben.“ Außerdem ärgert sich der als Travestiekünstler bekannte Tanzschullehrer über die hin und herschwankenden Argumente: „Es hieß die ganze Zeit der Cantate-Saal wird abgerissen. Der Cantatesaal muss weg. Das Volkstheater im Hirschgraben sei nicht mehr brandsicher. Das war der Grund, warum alles aufgehört hat, das war der Grund, warum die Christ-Schwestern gesagt haben: ‚Wir haben keinen Bock mehr. Wir hören auf.’“ Doch seit einer Woche sei von Brandgefahr keine Rede mehr und es gibt Vorschläge, Quast könnte das Theater übernehmen. “Das gibt einem das Gefühl, man hat es jetzt geschafft. Die zwei alten Schnecken sind weg" – wie er sie liebevoll nennt –  "und jetzt haben wir den Saal und jetzt kann er da rein. Abgesehen davon hieß es doch die ganze Zeit, es geht nicht um dem Herrn Quast sein Theater, sondern um den Aufbau von Sachsenhausen und urplötzlich ist es nur noch Theater, Theater, Theater.“

Bäppi erklärt sich solidarisch mit den vielen kleinen Theatern ohne städtische Fürsprecher. „Ich empfinde es als einen Schlag ins Gesicht aller Theatermacher dieser Stadt, deren Theater geschlossen werden müssen, die rumkrebsen ohne Ende, weil kein Geld da ist, damit es überhaupt weiterexistieren kann. Ich erwähne nur das Stalburg-Theater, das 2009 bitten und betteln musste.“ Damals sprang nach einigem Zögern letztlich doch die Stadt mit einem höheren Betrag ein. „Es gibt genug Leerstände in dieser Stadt. Das Depot ist zum Beispiel bespielbar, auch die Probebühne in der Schmittstraße ist bespielbar und wenn der Herr Reese sagt, wir haben zu wenig Theater in dieser Stadt, dann sag ich: wir haben genug Theater! Dann sollen die erstmal zu 100 Prozent gefüllt werden und wenn die Leute dann noch abends auf der Straße Schlange stehen um die Theater herum, dann würde ich sagen: wir haben zu wenig.“ Bäppi führt zum Vergleich New York heran: „Am Broadway gibt’s offiziell 40 Theater, ich glaub wir haben 35, wir kommen New York schon ganz nah und dann bin ich der Meinung, wir haben nicht zu wenig.“ Man könne doch nur von zu wenig sprechen, solange man zu 100 Prozent ausgelastet sei, aber das könne Reese auch nicht vom Schauspiel behaupten. „Kein Theater heute kann das heute noch. Außer dem König der Löwen in Hamburg vielleicht. Auch privatgeführt und da kostet die Karte 140 Euro.“

Und dann nimmt Bäppi Bezug auf die Unterschiedlichkeit der einzelnen Theater: "Herr Quast war noch nie bei mir, in den letzten 20 Jahren nicht, und hat sich eine Aufführung von mir angeschaut, und ich glaube nicht, dass er in der Komödie beim Herrn Helmer, im Fritz Rémond oder im Volkstheater war. Das Publikum im Volkstheater, was jetzt bald kein Theater mehr hat, ist nicht das Publikum, was zur Fliegenden Volksbühne geht. Das ist auch ein ganz anderer Humor, als der Herr Quast hat. Ich sag nicht, dass er schlecht oder dass er nicht gut ist. Aber es ist nicht der Humor für diese Menschen. Die wollen einfach kommen, Spaß haben und lachen.“

Mit Gastauftritten, Shows und Eigenproduktionen wie demnächst "Zartbitter"will Bäppler im Theatrallalla die Lücke schließen. „ Wir wollen dem Publikum, dass das Volkstheater gewohnt war, den Spaß auch weiterbieten. Volkstheater heißt ja nicht unbedingt, dass man Hessisch babbeln muss, sondern ganz normale Stücke spielt. Volkstheater ist nun mal Theater fürs Volk.“
 
15. März 2013, 12.44 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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