Samba, Lust und Lebensfreude – all das gibt es in Lateinamerika, aber dank „Brasil Brasileiro“, einer schnellen Tanzshow, auch am Main. Der berühmteste Straßenfeger der Welt tanzt mit und der Lambada ist auch dabei.

Kennen Sie den berühmtesten Straßenfeger der Welt? Renato Lourenço, von allen Renato Sorriso – also der lachende Renato genannt – wohnt in Rio und hat es zu großer Berühmtheit gebracht. Mittlerweile kennt ihn in Brasilien jedes Kind, Topmodel Gisele Bündchen drehte mit ihm einen Werbespot, beim Abschlussfest der Olympischen Spiele in London repräsentierte er Brasilien an der Seite von Fußballikone Pelé und demnächst soll sogar sein Leben verfilmt werden. Und all das nur, weil Renato 1997 das erste Mal beim Karneval im Rio für das Sambodrom eingeteilt war. Angestachelt von den bebenden Sambaklängen fegte er nicht nur den glitzernden Tanzschulen im Sambódrom hinterher, nein er tanzte ekstatisch mit dem Besen und einem glücklichen Lächeln im Gesicht. Die Zuschauer waren begeistert und filmten ihn. „Sein Chef wollte ihn schon rausschmeißen“, berichtet Steffen Dauelsberg, Produzent der brandneuen Show Brasil Brasileiro, die ab 26. August in der Alten Oper gastiert. Doch obwohl Renato nun ein Star sei und drei Monate mit Brasil Brasileiro Europa bereise, wolle er ein einfacher Straßenkehrer bleiben. Im Bild oben erkennt man ihn übrigens am Streifenshirt.

38 Talente versammelt
Steffen Dauelsberg weiß viel über „Brasil Brasileiro“ zu erzählen, in der viele handverlesene Persönlichkeiten musikalisch, gesanglich und tänzerisch mitwirken. „Vier Jahre lang hat der Regisseur Claudio Segovia in Brasilien nach Talenten gesucht, dafür sogar die letzten Spelunken besucht.“ Es sei dem Regisseur auf talentierte Typen angekommen, nicht unbedingt auf studierte Profis. Innerhalb einer Choreografie lasse Segovia dem Ensemble künstlerische Freiheiten, daher sei jede Show leicht anders. Insgesamt stehen zehn Musiker, vier Sänger und 24 Tänzer auf der Bühne, um in rund 30 Darbietungen dem Samba zu huldigen.

Alles Samba oder was?
Samba ist ein Oberbegriff, der rund 100 Tanzstile umfasst, und Brasiliens Kultur beschreibt. Lebensfreude, aber auch die Tradition der Ureinwohner, der afrikanischen Sklaven und der europäischen Einwanderer vermischen sich und all das wird in der Show Brasil Brasileiro künstlerisch erzählt. Wer jetzt Federboas und Glitzerbikinis erwartet, wird vielleicht kurz enttäuscht sein, denn die gibt es in der Show nicht. „Das ist das Klischee, Karneval als Touristenimage“, sagt Dauelsberg. „Die Show zeigt die Wahrheit, Brasilien wie es wirklich ist.“

Brasilien auf der Bühne
Und so beginnt die Show wie ein Zeitstrahl mit schlichtgekleideten Menschen, die auf den Boden klopfen, dem Rhythmus huldigen und hangelt sich weiter zu den Tanzsalons, in denen Tanzen ein gesellschaftlicher Zeitvertreib wird bis hin zu den erotischen Tänzen der Neuzeit. Die Kostüme sind auffallend schlicht gehalten, dafür stechen die Darsteller umso mehr heraus. Der Zuschauer hat so die Möglichkeit, seine Lieblingscharaktere auszuwählen und auf Persönlichkeiten zu achten, statt auf Paillettenflitter. Ein besonders großer Spaß ist die Nummer mit dem Straßenfeger, der im Anzug mit Hut vor einer Leinwand steppt und dabei einen gigantischen tanzenden Schatten wirft. Das hat einen ganz eigenen nostalgischen Charme. Gleichwohl jede Nummer ihren Reiz hat und schön choreografiert ist, so muss auch gesagt werden, dass die Dramaturgie zu wünschen übrig lässt. Manchmal könnte es mehr Pep geben, wie etwa zum furiosen Ende hin. Dafür hat sich Regisseur Claudio Segovia umso mehr um die musikalische Artenvielfalt bemüht, integriert Forró, Fado und Capoeria und auch den Lambada. Und so amüsieren wir uns am Ende eines ausgelassenen und durchaus unterhaltsamen Showabends: Ja wenn der Lambada net dabei gewesen wäre, dann hätten wir die Tickets net genomme [frei nach Badesalz].

Sie hätten gerne ein Ticket?
Wir verlosen 3x2 Tickets für die Vorstellung am 27. August in der Alten Oper.

>>Brasil Brasileiro ist vom 26. August bis zum 3. September in der Alten Oper zu sehen, Tickets gibt es für 28 bis 68 Euro.