Die hr-Bigband verliert ihren Bassisten. Thomas Heidepriem geht in den Vorruhestand und sucht sich neue Aufgaben. Er war daran beteiligt, dass die hr-Bigband zu einem "Global Player" wurde. Nun verabschiedet er sich.
Detlef Kinsler /
Den nörgelnden Kollegen in Freiburg sei Dank. Als Thomas Heidepriem, durch seinen Vater früh mit Jazz sozialisiert, vom autodidaktischen gelernten E-Bass ohne Lehrer auf den Kontrabass umsteigen wollte, versuchten die ihn auszubremsen: „Das geht nicht ohne zu studieren.“ Der gebürtige Breisgauer wollte aber seinen Kopf durchsetzen. „Da habe ich mir gesagt: euch zeige ich’s“, lacht er. Von wegen Widerstand ist zwecklos.
„Ich bin auch manchmal in eine Sackgasse hineingerannt, musste Konzepte verwerfen, aber durch meine Inbrunst hat es doch geklappt.“ Da war der Jahrgang 1953 junge 19, Mitte der Siebziger entschied er sich, nach seinem Studium Profimusiker zu werden. Anders als viele Jazzer auf Selbstfindungsegotrip wollte er ein guter „Dienstleister“ werden. „Das ist vielleicht ein nüchterner Ausdruck, meint einen Teamplayer, der sich einbringt in Gruppen, seine Idee beisteuert.“ Ein Dienst an der Musik, an einem Werk. Mit diesem sympathischen Understatement hat es Heidepriem weit gebracht, war u.a. Sideman für internationale Stars wie George Gruntz, Carla Bley, Toots Thielemans, Kenny Wheeler, Maria João und Frankfurter Größen wie Christof Lauer oder Albert Mangelsdorff. Erst 1993 nahm er sein erstes eigenes Album „Brooklyn Shuffle“ auf. Es blieb sein einziges. Denn Heidepriem, der auch in Stuttgart, Mannheim und Frankfurt eine Lehrtätigkeit ausübte, ging voll in der hr-Bigband auf. Zu der hatte ihn Kurt Bong 1991 geholt.
„Ich durfte miterleben, wie die hr-Bigband zu einem Global Player wurde. Und ich durfte das mitgestalten“, schwärmt Heidepriem von einem anspruchsvollen Job. „Ich hatte da tolle Kompositionen, die besten Arrangeure, super Gastmusiker.“ Darunter waren „große Helden“ von ihm wie die Brecker Brothers oder Jack Bruce. Jahrhundertmusiker für ihn. „Das war ein großes Ereignis für mich mit ihnen auf der Bühne zu stehen. Ich habe einen schönen Erfahrungsschatz eingefahren“, lautet sein enthusiastisches Fazit. Tatsächlich hört Heidepriem Ende März nach 26 Jahren beim HR auf. „Erst mal runterkommen im April und spüren wie das ist mit 63 wenn man keine Verpflichtungen mehr hat“, hat er sich vorgenommen. Und dann vielleicht R&B spielen oder eine Bossa-Platte aufnehmen.