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Foto: Städel Museum
Foto: Städel Museum

Städel-Führungen für Demenzkranke

Kunst gegen das Vergessen

Das Projekt "Artemis" bringt demenzkranke Menschen ins Städel Museum. So soll ihr Wohlbefinden verbessert werden. Darüber hinaus erforscht die Goethe-Uni, welche Auswirkung der Umgang mit Kunst auf das Krankheitsbild hat.
Eine Gruppe Senioren sitzt im Halbkreis um ein Ölgemälde im Städel. Eine Mitarbeiterin des Museums analysiert mit ihnen, was darauf zu sehen ist – eine füllige Dame in ihrem Wohnzimmer, „eine Opernsängerin“, wie die Leiterin erklärt. Diese Information animiert eine Teilnehmerin spontan dazu, ihr Gesangstalent zu präsentieren und ein paar Töne zu trällern. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht auffällt, das hier ist eine besondere Führung. Sie ist Teil des Projekts „Artemis“. Die Hälfte dieser Museumsbesucher ist demenzkrank, die andere Hälfte besteht aus persönlichen Betreuern, überwiegend aus dem Familienkreis.

„Es ist ein großes, besonders wichtiges Pilotprojekt“, sagt Städel-Direktor Max Hollein über das Programm. Es handelt es sich dabei um den Versuch, Demenzkranken den Zugang zur Kunst zu erleichtern. Darüber hinaus wird erforscht, wie sich die Auseinandersetzung mit Kunst auf die betroffenen Menschen und deren Krankheitsbild auswirkt. Das Konzept wurde gemeinsam mit Johannes Pantel, Leiter des Arbeitsbereichs Altersmedizin an der Goethe-Uni, entwickelt. Es läuft seit Oktober 2014.

Demenzkranke werden dabei nicht nur durch das Museum geführt. Sie haben auch im Anschluss die Möglichkeit, in den Atelierräumen des Städel selbst kreativ zu werden und Kunst zu schaffen. Wissenschaftliche Begleiter analysieren, welche Auswirkungen das auf Wohlbefinden und Kommunikationsverhalten der betroffenen Menschen hat. Auch eine Kontrollgruppe gibt es. Diese besteht ebenfalls aus Demenzkranken, wird aber ohne Führung durchs Museum geschickt. Dann werden die Ergebnisse verglichen. „Nach Abschluss der Analyse erhält die Kontrollgruppe natürlich auch eine Führung“, erklärt Pantel.

Ein Vorbild für „Artemis“ ist ein Programm aus den USA. Auch das Museum of Modern Art in New York bietet extra für demenzkranke Menschen Führungen an. „Diese Idee hat uns nicht mehr losgelassen. Wir dachten: was die in New York können, können wir auch, vielleicht sogar besser“, erzählt Pantel. Der Unterschied zum amerikanischen Vorbild ist die Kontrollgruppe – die gibt es beim Original nicht.

In der ersten Phase des Projekts sollen innerhalb von zwei Jahren 60 Paare – sprich 30 Demenzkranke plus Begleitperson – teilnehmen. Das wird rund 200.000 Euro kosten, erklärt Pantel. Wenn „Artemis“ dann weitergeführt wird, werden die Kosten sinken, da man ja schon auf wissenschaftliche Erkenntnisse zurückgreifen kann. Finanziert wird das Projekt von der Familie Schambach-Stiftung. Hansjörg Werner, Vorstandsmitglied der Stiftung stehe voll und ganz hinter dem Projekt. „Es ist beeindruckend, wie leicht Kommunikation zwischen den Teilnehmern zustande kommt“, sagt er.

Auch der Schirmherr, Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), zeigt sich begeistert. Besonders den Rahmen, in dem das Projekt stattfindet, lobte der OB. „Wir sind nicht in einem Altersheim, sondern in unserem Städel. Und neben mir sitzt kein Altenpfleger, sondern der Museumsdirektor“, sagte er.

Für Führungen 2015 werden noch Teilnehmer gesucht. Kosten entstehen für sie nicht. Die Anmeldung läuft über die Goethe-Uni, entweder per E-Mail: tesky@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de; schall@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de oder per Telefon: 069-630183621; 069-630187657.
 
18. November 2014, 11.50 Uhr
Christina Weber
 
 
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