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Rossmarkt hoch 3

Gelitin und der öffentliche Raum

Ein vielleicht letztes Mal werden Künstler und Schüler im Oktober den öffentlichen Raum auf dem Rossmarkt für ein Projekt nutzen. Zur dritten Auflage von Rossmarkt³ sind gelitin aus Wien geladen.
Am Konzept hat sich nichts geändert: Eine Jury aus 25 Schülern der Stadt wählt Künstler aus, mit denen sie die Frage nach öffentlichem Raum, seiner Bedeutung, seiner Nutzung und Möglichkeiten thematisieren. Das jeweilige Projekt ändert sich Jahr um Jahr aber sehr wohl. Nach Tamara Grcic, deren mit Lautsprechern beladener Wohnwagen erst vor wenigen Tagen seinen Platz auf dem Rossmarkt aufgab, werden sich dieses Jahr die Wiener Provokateure von gelitin mit den Facetten des Themas auseinandersetzen. Was genau sie machen wollen und wie sie dabei auch noch die Jury-Mitglieder „einbauen“ können, wissen die vier noch nicht genau, vage Ideen schwirren immerhin bereits im Raum umher. Es wird aber wohl kaum wieder ein auditives Projekt werden wie das vergangene. Die Stärken der Wiener liegen im Bereich der Partizipation. „Die Schüler bauen wir vielleicht ein, wenn wir eine Eremitenhöhle auf dem Platz schaffen und ein paar da reinsetzen, oder so eine Art Chinesische Mauer. Da sollen ja auch Menschen eingebaut worden sein“, flachst gelitin-Mitglied Ali Janka. Aufgrund ihres Humors, ihrer anti-institutionalistischen Außendarstellung wählte die jugendliche Jury die Österreicher für Rossmarkt hoch 3 aus. Es ist gut vorstellbar, dass der Rossmarkt ein letztes Mal zum Streitpunkt der Öffentlichkeit wird.

Sowohl das Projekt von Tamara Grcic als auch das von Tomás Saraceno 2010 fand nicht nur lobenden Anklang. Die Frage, wieso man nicht etwas „Gradlinigeres“, etwas „Schöneres“ auf dem Rossmarkt ausstellen konnte, mussten sich sowohl die Projektleiterin Juliane von Herz als auch Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) anhören. „Es geht doch bei Rossmarkt hoch 3 genau um das Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Funktion“, stellt der Stadtrat klar. Kunst sei eben kein demokratischer Prozess. Und das Projekt keine Veranstaltung für Werbeagenturen. Die Sinnesschärfung für den öffentlichen Raum und dessen Nutzungsmöglichkeiten stünden im Mittelpunkt des Interesses. Trotz aller Verteidigung von Rossmarkt³ denkt Herr Semmelroth dennoch laut darüber nach, ob das Projekt eine Zukunft hat. Dem Namen nach ist das Projekt auf drei Turnusse ausgelegt. „In Frankfurt wird alles, was einmal da war, schnell zum Bleiben verurteilt“, kritisiert der Kulturdezernent. „Gleichbleibende Veränderung“, nennt er das antonymisch verständlich. Vielleicht sollte man besser ein neues kontroverses Projekt starten, damit öffentliche Kunst weiter im Gespräch bleibt, schockiert und Fragen aufwirft.

Jurymitglied Malte Sonnenschein hat das Anliegen des Kunstprojekts auf Anhieb verstanden und meint, er sehe den Rossmarkt schon jetzt mit ganz anderen Augen: Als grauer Platz mit grauen Straßen drum herum und grauen Anzügen darauf müsse der Platz aus seiner Tristesse ausbrechen. Mit gelitin soll das gelingen. „Sie stehen für Skandal, Farbe und Innovation“, so Malte Sonnenschein. Immerhin haben die Künstler in der Vergangenheit einen riesigen rosa Stoffhasen in den Alpen platziert und einem der oberen Stockwerke des World Trade Centers – als es denn noch stand – für eine halbe Stunde einen Balkon angebaut. Was den Rossmarkt erwartet, wird wohl erst im Oktober bekannt. „Wird schon schiefgehen“, meint Herr Janka. Das wiederum ist nur schwer vorstellbar.
 
7. Mai 2012, 08.44 Uhr
Gerald Schäfer
 
 
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