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Privatkonzert zu gewinnen

Insa Rudolph auf dem Sprung nach Frankfurt

Vor drei Jahren kam Jazz-Pianist Michael Wollny von der Spree an den Main – der Liebe wegen. Jetzt folgt Sängerin Insa Rudolph, die die Musik für „Sex – Made in Germany“ gemacht hat, seinem Beispiel.
Noch ist sie nur sporadisch in Frankfurt und wird auch weiterhin zwischen Berlin (wo sie gerade eine neue Band gegründet hat), Göttingen (da ist sie Ensemblemitglied am Deutschen Theater) und Frankfurt. Wann Insa Rudolph (Foto) hier ihr erstes, offizielles Konzert haben wird, das vermag noch keiner zu sagen. Aber es gibt ein Privatkonzert vorab zu gewinnen. „Für den, der eine Wohnung vermittelt, gibt es das erste musikalische Statement in Frankfurt Duo mit Gitarrist oder Klarinettist“, bietet die Sängerin Exklusives an. „Drei Zimmer mit Balkon oder Gartenmitbenutzung, gerne Altbau in Bornheim/Nordend/Sachsenhausen“, nennt sie ihr Anforderungsprofil. Angebote schicken Sie bitte an musik@journal-frankfurt.de, wir leiten sie dann weiter. Wer eine Idee davon bekommen möchte, was für Musik Insa Rudolph macht: ihre Homepage www.insarudolph.com ist noch im Aufbau, aber einige Titel kann man bei www.myspace.com/insarudolph hören. Mit ihrem Oktett Sepiasonic überraschte sie die Kritik mit einer ganz besonderen Soundästhetik und einem kammermusikalischen Farbspektrum. Was aber macht Rudolph aktuell? „Vielleicht alternative Popmusik?“, fragt sie selber. „Oder einfach schlicht Lieder, Songs.“ Die sind aber so speziell, dass sich Frankfurt über diesen Zugang freuen darf.

Und – wie sie aus dem downtown-Beitrag im aktuellen JOURNAL FRANKFURT erfahren konnten – können sie Insa Rudolph am 10.6., 22:45 Uhr in der ARD bei „Sex – Made in Germany“ hören. Worum es im Film von Tina Soliman und Sonia Kennebeck im Einzelnen geht, können Sie hier noch nachlesen:

Mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ haben es viele deutsche Produkte an die Weltspitze geschafft. Deutsche gelten als geschätzte Autobauer, geniale Maschinenbauer und vieles mehr.

"Ganz klar als Nr.1“ gilt Deutschland, wie es der dänische Freier auf den Punkt bringt, aber auch bei einer speziellen Dienstleistung: Der Prostitution.

Erstmals zeigt die ARD-Dokumentation „SEX - Made in Germany“ Sex-Tourismus aus aller Welt nach Deutschland. Die Freier kommen aus Dänemark, den USA und Asien, um sich einen Bordell-Urlaub in Deutschland zu gönnen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist international fast konkurrenzlos. Sechs Tage und Nächte fahren die Bordell-Urlauber von einem Amüsierbetrieb zum nächsten. Ganz oben auf der Reiseroute stehen sogenannte Flatrate-Puffs. Einmal zahlen – dafür gibt es Sex und Drinks, so viel Mann will - und kann. Eden für jeden sozusagen. Vor allem in Berlin boomt der Discount-Sex: Die Flatrate gibt es schon ab 49 Euro. „Es ist knapp kalkuliert, es geht auf die Masse. Die meisten Männer überschätzen sich und sagen, ich gehe dann mal sechs, sieben, acht Mal aufs Zimmer. Aber das kommt sowieso nicht vor. Der Mann möchte immer Mann spielen. Das ist alles“, erklärt der Inhaber eines Flatrate-Puffs sein Geschäftsmodell.

Die Autorinnen der ARD-Dokumentation Tina Soliman und Sonia Kennebeck wollten wissen: Wer profitiert wirklich von der Legalisierung der Prostitution in Deutschland? Zwei Jahre haben sie im Milieu recherchiert, sprachen mit Frauen, die dort freiwillig arbeiten, als Prostituierte, Pornostar oder Webcam-Hure. Sie trafen Zuhälter und einen Bordellbetreiber, den sie auch zu Hause, im Kreise der Familie besuchen durften. Er ist allein erziehender Vater von vier Kindern. Seine Töchter aber sieht er nicht in dem Gewerbe, „das wäre ein Schlag ins Gesicht“ bekennt er.

Die Autorinnen fuhren auch nach Rumänien und ins europäische Ausland, sprachen mit Zwangsprostituierten und Frauen, die als Teilzeit-Hure arbeiten.

Soliman und Kennebeck gingen in die Finanzämter und Rathäuser, wo gutgelaunte Beamte ihre für die Prostituierten und Bordelliers ständig neu erfundenen Steuern offen verteidigen. Schließlich sei „die Ethik nicht Gegenstand des Steuerrechts. Geld stinkt nicht“, heißt es in den Amtsstuben. Wie das Geld verdient wurde und unter welchen Bedingungen, ist für die Sachbearbeiter in den Ländern und Kommunen unbedeutend.

Die NDR-Autorinnen zeigen aber auch, in welche Richtung sich die Vermarktung des Körpers entwickelt - wie „Prostitution 2.0“ funktioniert und wer daran verdient. Junge Frauen ziehen sich vor Web-Cams aus, teilnahmslos, zwar ohne Berührung, aber auch ohne Tabu. 80 Prozent ihres Verdienstes gehen an den Betreiber der Online-Plattform, den „Zuhälter 2.0“ sozusagen.

Konkreter wird es auf der Sex-Auktions-Plattform „gesext.de“. Auf sogenannten „Lifestyle-Plattformen“ lassen sich meist junge Frauen ersteigern - und finden sich dabei auch noch „cool“. Käuflicher Sex, aber mit einem anderen Etikett.

Die 22jährige Nathalie nennt sich „Elfenversuchung“. Sie ist blond, hat blaue Augen und besticht durch eine irritierende Arglosigkeit: „Das ist wie bei eBay. Ich setze einen Text dort über mich hinein, wie ich aussehe, wie alt ich bin, und eben auch, was für Vorlieben ich habe, dass ich zum Beispiel gerne küsse und natürlich auch Dinge, die ich vor allem nicht mag. Und wem das halt zusagt, der kann mich dann natürlich ersteigern. 550 Euro hat ein Bieter einmal für eine Stunde mit mir geboten.“ Nathalie ist stolz darauf. Die Bieter sind meistens zwischen 20 und 30. Sie lockt die Anonymität des Internets. Außerdem falle die lästige Phase des Flirtens weg. Die Lustbefriedigung per Maus-Click ist effektiv: kein Werben, kein Warten, keine Zurückweisung. Der digitale Habitus lässt gar nicht mehr Dinge zu, die erst langsam reifen müssen. Er verlangt nach dem Sofort. Es ist wie Fast Food. Ein ganz besonderes Event sei die Versteigerung der Jungfräulichkeit, findet Nathalie, „wer kann schon von sich behaupten: ich habe meine Jungfräulichkeit versteigert. Das ist auch mal eine ganz besondere Sache!“ Auch der Plattform-Betreiber findet es völlig in Ordnung, wenn ein Mädchen seine Jungfräulichkeit versteigert, „wenn sie reif dafür war“. Im Übrigen sei alles ganz legal – womit er Recht hat. Sein „Lifestyle-Portal für aufgeschlossene Erwachsene“ hat Erfolg, und er weiß, wem er das zu verdanken hat: dem deutschen Gesetzgeber.

Selbst die Bordellbetreiber wundern sich über den allzu lockeren Gesetzgeber. Dass Deutschland zum größten Puff Europas geworden ist, sei längst weltweit bekannt. „Der Sex in Berlin ist so günstig wie nirgendwo. Wenn ich hör‘: Thailand, Pattaya, dann denke ich immer gleich an Berlin, denn es ist hier nicht anders. Berlin ist ein Sexparadies. Der Bordellbetreiber kann ruhig schlafen“, schickt er strahlend nach. Er findet das „super“.

Sex als Ware, als Luxusartikel oder zum Discount-Preis. Die Sinneslust als Hobby und Lifestyle – aber auch als lukrative Einnahmequelle für klamme Kommunen.

Prostitution ist in Deutschland seit der Legalisierung vor rund 10 Jahren ein lukrativer Wirtschaftsbereich geworden – alle wollen daran teilhaben. Und im Ausland machen „eine vorbildliche Infrastruktur, Reinheit und die große Bordell-Dichte mit einer breiten Auswahl an Frauen“, wie es ein Sex-Tourist formuliert, Lust auf Deutschland. Hier kann alles gekauft und verkauft werden, bis in den intimsten Bereich. Die Märkte und damit die verbundenen Wertvorstellungen haben es geschafft, vor allem die Jugend zu beeindrucken. Für sie wird Sex zum coolen Lifestyle, zu einem Gebrauchswert, „wie die Sonnenbrille, die man sich eben schnell bei eBay ersteigert“. Der Körper wird zum Markenartikel oder zum Schnäppchen, der Verlust der Jungfräulichkeit zum Kick für willige Teenager.

Das ist „SEX made in Germany“ – alles legal und moralisch legitimiert durch das deutsche Prostitutionsgesetz – längst ein ernstzunehmender Wirtschaftsfaktor von dem viele bedenkenlos profitieren.
 
1. Januar 2009, 16.15 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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