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Praktikantenweisheiten IV

Wein Maschine.jpg

Rebensaft auf Knopfdruck präsentierte neulich an einem wunderschönen Sommerabend das Weinhaus Horn in der Welle. „Die vollautomatische Weinzapfanlage ist die erste ihrer Art in Frankfurt“, so Inhaber Michael Horn beim Begrüßungsauftakt. Dies soll meine erste Verkostung in solch gehobenem Ambiente sein.
Ich blicke in die staunenden Gesichter der anderen Presseleute und geladenen Gäste. Horn erklärt fachmännisch den Aufbau und die physischen Prozesse des sogenannten Degustationssystems, das von einer italienischen Firma entwickelt wurde. Dabei fliegt mir allerlei weinkennerisches Vokabular um die Ohren. In graziöser Haltung passte ich mich der Mehrheit der scheinbar aufmerksamen Gäste an, die so tun, als wüssten sie genau Bescheid. Auch ich lasse in regelmäßigen Abständen ein erstauntes „Oh“ und „Aha“ verlauten – lauschte aber konzentriert, um meine bescheidene Weinkenntnis mit neuem „Futter“ anzureichern.

Das Ausschanksystem funktioniere wie jede andere Zapfanlage, erläutert Michael Horn. 24 exquisite Flaschen können hinter massivem Glas bewundert werden. aus denen der Wein fließt. Trotzdem – die „Rebensaft-Maschine“ wirkt wie von einem anderen Stern. Dass es außerdem den Zauber zerstört, scheint keinem aufzufallen. So innovativ die Idee zwar scheint, ist es doch wiederum ein Automat, der eine Menschenhand ablöst. Schade.

Gezapft wird schließlich mit der exklusiven Wine Card, die mit ihrem Chip an eine Karte zum Geldabheben erinnert. In einen schmalen Schlitz eingeführt, wird die Anlage aktiviert. „Zu besonderen Anlässen auch ein nettes Geschenk“, so Horn, während er sie herzeigt. Die aufladbare Karte gilt als Ticket zur ultimativen Vino-Reise und ermöglicht jedem Rebensaft-Fan vor Ort das Genießen unterschiedlichster Spitzen-Weine per Knopfdruck. Je nach Gusto können drei Portionsgrößen ausgewählt werden. Ein spezielles Stickstoff-Hochdrucksystem sorgt für die Frischeversiegelung der Flaschen, die stets auf optimale Temperaturen gebracht werden. „Große Weine haben meist auch ihren Preis. Über diese Anlage kann man elegante Tropfen probieren, ohne gleich eine ganze Flasche kaufen zu müssen“, verrät der Weinspezialist. Allerdings haben wir es dabei nicht etwa mit Discount-Preisen zu tun, sondern mit ganzen Monatsgehältern – und das während der Finanzkrise ...

Schlussendlich überzeugen wir uns selbst und legen Hand an. Wir verkosten Weiß- und Rotweine, deren Preisklasse (von 1000 bis 2000 Euro!) uns in unbekannte Welten entführt. Das vermeintliche Highlight an diesem Abend ist ein 1952er Riesling, dessen Bukett sich schon bei der Geruchsprobe entfaltet und einen besonders holzigen Geschmack im Abgang hinterlässt (wie ich an diesem Abend lerne). Für den wahren Weinkenner ein unglaubliches Erlebnis. Während er meine Kehle hinunterrinnt, stelle ich mir vor, welch große Augenblicke der deutschen Geschichte dieser Wein miterleben durfte: Die Geburt meines Vaters 1953, den Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung…

Zurück in der Redaktion lerne ich von meinem Chef, dass dies bei weitem nicht der einzige Automat seiner Art in Frankfurt sei - die mittlerweile drei Filialen der italienischen gehobenen Gastronomie "Lukullus" verfügen jeweils über eine solche Wein-Maschine. Als Herzstück der Restaurants. Einziger Unterschied: Hier zapft der Kellner und nicht der Kunde selbst. Und natürlich gibts keine Chipkarte...
 
17. August 2009, 15.21 Uhr
Kathrin Leimner
 
 
Fotogalerie:
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