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Foto: Tamara Marszalkowski
Foto: Tamara Marszalkowski

Maxim Biller beim achten Mal literaTurm

Literatur im 21. Stock

In der Skylounge der BHF-Bank hatte man am Dienstagabend den Blick frei auf ganz Frankfurt. Am Horizont braute sich ein Gewitter zusammen. Immer wieder waren Blitze zu sehen. Doch die Musik spielte eigentlich woanders.
Würde das Gewitter dem Schriftsteller Maxim Biller bei seiner Lesung die Show stehlen? Das fragte man sich direkt zu Beginn der Veranstaltung von literaTurm. Schnell wusste man jedoch: Nein. Dafür ist Biller eine kleine Naturgewalt in sich. Biller las aus seinem im März erschienenen Roman "Biografie". Moderiert wurde die Lesung von Daniel Cohn-Bendit. Die beiden saßen nicht zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Denn Biller durfte Cohn-Bendit bereits als Gast im Literarischen Quartett begrüßen, von dessen Neuauflage er ein Teil ist. Bescheiden wie Biller ist, begründete er diese besondere Ehrung ein Teil des Literarischen Quartetts zu sein damit, dass er nur angerufen worden sei, weil Harald Schmidt abgesagt hätte.

Der 55-jährige Biller ist Schriftsteller und Kolumnist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung und der Zeit. Die anfänglichen Probleme mit dem Mikrofon mussten fix gelöst werden, schließlich sei er zu unpolitisch zum Schreien, so Biller. Damit hatte Cohn-Bendit hingegen weniger Probleme. "Ich hab 'ne laute Stimme. Die ist noch aus Hörsaal 6", witzelte er. Beide wirkten gemeinsam kollegial und wohlgesonnen. Schon las Biller aus seinem fast 900 Seiten prallen Roman. In dem geht es um Schuld und Sex, um das Trauma der Shoa und die Spuren der eigenen Herkunft. Auf eine detailliertere Inhaltsangabe sollte man sich gar nicht einlassen, schon allein das Personenverzeichnis "würde den Rahmen der Zeit sprengen", so Biller.

Sex und der "Dudek" eines der Protagonisten spielen eine große Rolle im Roman und den gelesenen Textstellen. Doch der Schlüssel für den Roman liege in der Herkunft des Autors, das Jüdisch-Sein, so Cohn-Bendit. Dementsprechend viel gehen beide im gemeinsamen Gespräch darauf ein. "Ich bin Jude und nichts anderes", so Biller. Als plötzlich Billers Wecker klingelt. Er witzelt: "Der klingelt jeden Tag ein Mal. Damit ich nicht so viel über Juden rede".

Billers Texte seien literarische Variationen gelebter Situationen, sagt er. Gutes Schreiben bestehe aus Handwerk und einer Mischung aus "ordnen und sich gehen lassen". Er selbst schreibe nur, was ihm selber gefalle. "Ich denke nie darüber nach, was jemand anderes denken könnte", so Biller. "Außer bei meiner Tochter." Ob das oder Cohn-Bendits Schlüssel hilft das opulente Werk besser zu verstehen? So oder so fiel der Vorhang am Ende der Lesung, doch der atemberaubende Ausblick blieb.
 
8. Juni 2016, 11.29 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
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