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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Ladenkino Offenbach

Filme zwischen Fahrrädern

Filme gucken im Fahrradladen: Klingt komisch, kommt aber super an, stellte Anja Bamberger, Inhaberin des „Artefakt“ in Offenbach, fest. Daher verwandelt sie ihr Geschäft nun einmal im Monat in ein Kino.
Daniel Brettschneider, der gemeinsam mit Gregor Maria Schubert und Johanna Süß das Freiluftkino in Frankfurt organisiert, brauchte vor einiger Zeit ein neues Fahrrad. Dafür suchte er ein Geschäft mit besonderem Angebot. Eines, das nicht Masse sondern eine gute Auswahl vorweisen kann. So landete er in Offenbach im „Artefakt“, einem Rad- und Taschenladen. Nach einigen Espressi hatte Brettschneider nicht nur das richtige Bike gefunden – er hatte auch Freundschaft mit Inhaberin Anja Bamberger geschlossen. Das wiederum führte zu einem ungewöhnlichen Event, das verbindet, was auf den ersten Blick nicht zusammenpasst: Kino und ein Fahrradshop. Das „Ladenkino“ war geboren.

Im Januar startete das Projekt mit dem Film „Wir sind die Neuen“ und wurde sofort zum Erfolg. „Die Leute haben es von Anfang an super angenommen und waren gar nicht skeptisch“, erzählt Bamberger. Vier Stunden Umbau und der Laden hatte sich in ein Kino verwandelt. Dafür wurden die Räder zur Seite geschoben. Auch der große Tisch im Eingangsbereich, an dem Kunden gemütlich Kaffee trinken können, musste weg. Die Werkstatt sowie der Kassenbereich wurden zu Theken umfunktioniert – hier konnten sich die Gäste mit Wein und Snacks eindecken. Die Verpflegung war im Eintrittspreis von zwölf Euro bereits enthalten. Dafür herrschte aber Selbstbedienung. So soll es auch künftig im „Ladenkino“ ablaufen. „Wir mussten sogar Einige wieder wegschicken“, berichtet die „Artefakt“-Inhaberin vom ersten Kinoabend. Denn für mehr als 100 Zuschauer sei im Laden einfach kein Platz. Daher gibt es die Karten lediglich im Vorverkauf und nur im Laden. „Vorbestellungen gibt es nicht. Es wäre schaden, wenn ich jemanden absage und dann bleiben Karten liegen.“

Möglich sei die Organisation nur mithilfe von Film-Profi Brettschneider. Er liefert nicht nur Stühle und Beamer, sondern sucht auch die Filme aus. „Sie haben alle im weitesten Sinn etwas mit Fahrrädern zu tun“, erzählt er. Am 28. Februar läuft etwa der erste saudi-arabische Film überhaupt, der auch noch von einer Frau gedreht wurde. „Das Mädchen Wadjda“ heißt er. Das Rad steht hier als Symbol für Freiheit. Denn lange Zeit war es Mädchen in Saudi-Arabien nicht erlaubt, Fahrrad zu fahren. Bis Mai soll im „Artefakt“ jeden Monat ein Film laufen. Im Sommer könnte man auf die Grünfläche neben dem Laden am Starkenburgring 4 ziehen, so die Überlegung. „Der Beamer funktioniert auch bei Licht, aber die Atmosphäre hier drinnen ist bei Dunkelheit schon etwas anderes“, sagt Bamberger.

Angst, dass er sich selbst Konkurrenz macht, habe Brettschneider nicht. „Das Freiluftkino ist ja in Frankfurt. Hier in Offenbach kommen schon andere Gäste“, sagt er. Das Publikum sei im „Ladenkino“ bunt gemischt – von der alten Dame bis hin zum HfG-Studenten. Da die Resonanz so gut war, überlegen die beiden Initiatoren, das Kino-Konzept auszubauen und öfters als einmal im Monat zu veranstalten. Im Gespräch ist etwa eine Sonntagsmatinee. „Dann gibt’s statt Wein eben Kaffee und Croissants“, sagt Brettschneider. Er sei begeistert von Idee, in kleinen Läden Filme zu zeigen. „So hat es historisch auch angefangen, bevor es die großen Kinosäle gab. Da wurden in etlichen Läden abends die Auslage zur Seite geschoben und eine Leinwand aufgebaut.“ Außerdem hätten so auch ältere Streifen wieder die Möglichkeit, ins Kino zu kommen. „Es gibt ja viele Programmkinos. Aber die zeigen nur die neuen Filme.“

Auch Bamberger freue sich sehr über die Zweitnutzung des „Artefakts“. Sie führt das Geschäft gemeinsam mit ihrem Mann seit Oktober 2013. Jahrelang arbeitete das Paar im Messebau. Dann endeckten sie die leeren Verkaufsräume. Früher war hier ein „Schlecker“-Laden Zuhause. „Mein Mann geht immer gegenüber zum Friseur und hat den Laden so entdeckt“, erzählt Bamberger. Der Bezug zu Fahrrändern kommt ebenfalls durch ihren Mann – der war in jüngeren Jahren Radsportprofi. Davon zeugen immer noch Bilder, die im Laden hängen. Darüber hinaus engagierten sich die Bambergers schon immer gerne für Kultur in Offenbach. Etwa, als die Wanderausstellung „Vor uns die Sintflut“ keine passenden Räume in der Stadt fand. „Da haben wir einfach Container organisiert und die Ausstellung dorthin verlegt“, erzählt Bamberger. „Und unser Anspruch war schon immer, auch ins ‚Artefakt’ etwas Kultur zu bringen.“ So gab es im Laden vor einiger Zeit ebenfalls eine Schau, von Fotograf Thomas Lemnitzer.

Geld verdienen die „Ladenkino“-Betreiber nicht mit ihrem Projekt. Es gehe darum, schöne Veranstaltungen auf die Beine zu stellen und ein wenig Werbung für den Laden zu machen. Das scheint zu funktionieren. „Zwei Gäste haben beim letzten Mal sogar noch ein Rad vor der Vorstellung gekauft“, so Bamberger. Die Karten für die Vorstellung am 28. Februar sind übrigens schon zu großen Teilen vergriffen. Wer also Interesse hat, muss sich beeilen.

>> „Ladenkino“ im „Artefakt“, 28. Februar , Starkenburgring 4 in Offenbach, Eintritt 12 Euro inklusive Verpflegung. Karten können nur im Laden erworben werden. Es gibt keine Abendkasse
 
16. Februar 2015, 10.47 Uhr
Christina Weber
 
 
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