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Foto: Städel Museum
Foto: Städel Museum

Im Labyrinth der Moderne

Vasarely bewegt Kunst und uns

Victor Vasarely lotete in seinem Werk die Grenzen zwischen angewandter Grafik und freier Kunst immer wieder aufs Neue aus. Er wollte eine Kunst für alle, die ihn fast vergessen ließ. Jetzt wird Vasarely und sein Œuvre wiederentdeckt und neu gewürdigt.
Kürzlich ließ die Deutsche Bundesbank im Zuge der anstehenden Sanierung in ihrer Frankfurter Zentrale die Rauminstallation des ungarisch-französischen Künstlers Victor Vasarely ausbauen, um sie für die Ausstellung „Victor Vasarely. Im Labyrinth der Moderne“ im Städel Museum zur Verfügung zu stellen.




Victor Vasarely (1906–1997) und Yvaral (1934 – 2002) Speisesaal, 1972, Rauminstallation Kunstsammlung Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto: Wolfgang Günzel

Diese 1972 von Vasarely für den sich in der 13. Etage der Deutsche Bundesbank befindenden Speisesaal geschaffene Installation besteht aus 582 Kunststoff- und Aluminiumscheiben, die in stufenweiser Abfolge über Gelb-, Ocker- und Schwarztöne bis hin zu einem hellen Grau in ihrer Farbwirkung changiert und ein Paradebeispiel der Optical Art, kurz Op Art genannt, ist. Vasarely gilt als Hauptvertreter und Begründer dieser illusionistisch-dekorativen Kunstströmung, die sich bereits seit der 1960er- Jahre etablierte und auf die optische Täuschung des Betrachters abzielt.

Doch mit dieser Rauminstallation, die nur exklusiven Gästen des Bundesbank-Vorstandes vorbehalten war, widersprach Vasarely seinem kunstpolitischen Credo „Kunst für alle“. Vasarely, der gleichsam als Werbegrafiker und Künstler die Grenzen zwischen freier und angewandter Kunst hinterfragte, wollte die Kunst demokratisieren und sie einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich machen, denn elitär wollte er nie sein. Er empfand das Kunstwerk als eine Art Prototyp, dessen Anwendung seiner Formen durch Wiederholbarkeit und serielle Vervielfältigbarkeit über die Kunst hinausreichte. Mit großflächigen Werken für den öffentlichen Raum verfolgte Vasarely sein Ziel, Kunst in den Alltag zu tragen. Jeder sollte sich seine durch Siebdruckserien erschwinglich gemachten Werke leisten können, die dadurch in die Alltagskultur integriert werden konnten.




Victor Vasarely (1906–1997) Vega Pal, 1969 Acryl auf Leinwand, 200 x 200 cm Musée Unterlinden, Colmar © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Foto: Städel Museum

Vasarely produzierte jede Menge Kunst für die alltäglichen und öffentlichen Bereiche: für Wartezimmer, Büroetagen oder die heimischen Jugendzimmer. In den sechziger und siebziger Jahren waren seine Werke allgegenwärtig und sie hatten vor allem eine Qualität: Sie waren allgemeinverständlich, da sie weder kultureller Vorbildung noch Kennerschaft bedurften. Die Omnipräsenz seiner Werke im profanen Raum führte Anfang der neunziger Jahre allerdings dazu, dass Vasarelys Œuvre an Wertschätzung verlor und mit der Zeit in den Depots der Museums- und Unternehmenssammlungen verschwand.

Vielleicht ist es der aktuellen Retro-Welle zu verdanken, dass Vasarelys Arbeiten nun peu à peu wieder neu entdeckt und allmählich aus den Depots hervorgeholt wird. Doch vor allem ist es die Erkenntnis, dass endlich die Zeit gekommen ist, nicht nur einen der bedeutendsten Op Art Künstler zu würdigen, sondern auch einen großartigen Maler wiederzuentdecken. Der neue Vasarely Trend setzte vor wenigen Jahren ein, mit Ausstellungen in Zürich (2014), Würzburg (2017) und Madrid (2018), der nicht nur den Op Art Künstler und Grafiker, sondern auch Vasarely als großartigen Maler feierte.
Tatsächlich bewegte sich Vasarely auch im Genre der Malerei und schuf auratische Einzelwerke.

Im Städel Museum, in dem momentan der Aufbau für die große Vasarely Retrospektive unter Hochdruck läuft, wird anhand von 120 Werken aus über 60 Jahren – von seiner frühen, zum Teil noch figurativen Malerei über seine „Noir-et-Blanc“-Periode der 1950er-Jahre bis hin zu den Hauptwerken der Op-Art – aufgezeigt, dass Vasarely nicht nur ein bedeutender Op-Art Künstler war sondern als eine zentrale Figur der Moderne verstanden werden muss.




© Städel Museum




© Städel Museum

Vasarelys Op Art ist allgegenwärtig. Das Städel Museum lädt zu einer Instagram-Challenge ein. Finden Sie Vasarelys Muster, Motive und Effekte in ihrem Alltag und setzt Sie sie in Szene - auf Instagram bis zum 18. November unter Hashtag #VasarelyEverywhere. Weitere Infos unter: blog.staedelmuseum.de/vasarelyeverywhere/

>>Victor Vasarely. Im Labyrinth der Moderne, Ffm: Städel Museum, Schaumainkai 63, 26.9.2018-13.1.2019, Paris: Centre Pompidou 6.2.-6.5.2019
 
24. September 2018, 10.12 Uhr
Anett Göthe
 
 
Fotogalerie:
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