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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Happy B’day, Volker ...

Der sanfte Rebell

Trau’ keinem über 30 hieß es in seiner Jugend. Mit 70 hat Kult-Radiomacher Volker Rebell neue Pläne. Mit der Rebell(i)schen Studiobühne. Seinen runden Geburtstag feiert er fern der Heimat: an einem costa-ricanischen Traumstrand.
Ruhestand ist etwas für Langweiler. Erst vor zwei Jahren hat Volker Rebell die Firma seines Vaters verkauft. Inzwischen sind auch die letzten Maschinen entsorgt. Noch bevor das Erdgeschoss von Öl und Schmiere befreit werden konnte, war der erste Stock schon hergerichtet. „Hier, wo wir jetzt sitzen, war die Rohteilfertigung. Hier standen Fräsmaschinen, kleine Schleifmaschinen und eine Drehbank von 1920, ein uraltes Ding“, schweifen Volker Rebells Gedanken weit zurück in die Vergangenheit. Jetzt ist es ein kleiner Veranstaltungsraum. Darüber war Rebells Jugendzimmer.
„Die Mitarbeiter meines Vaters haben mit Eisenstangen gegen die Decke gerumst, weil da der Typ – der ihr Juniorchef war – noch pennte, vielleicht ein Mädel bei sich hatte während sie schon arbeiteten mussten.“

Der Rebell wurde Volker nicht in die Wiege gelegt. Mit 8 war er Ministrant, sang den Engel in der Christmette in St. Marien. „Ein lieber Bub, der niedlich aussah, mit süßer, klarer Bubenstimme“, lacht der gebürtige Offenbacher. Nur allzu gerne hätte er sich ausschließlich seinen musischen Vorlieben hingegeben. Aber er musste eine Werkzeugmacherlehre absolvieren, um später ein Ingenieurstudium anzuschließen. „Eine katholische Erziehung bedeutete: an den Punkt, an den du gestellt wirst, hast du dich zu bewehren“, gab es keinen Widerspruch. Die Zukunft hieß Präzisionsgewindeschneidwerkzeugen. „Mein Vater war begeistert von seinen Gewindebohrern“, erzählt der Jahrgang 1947. „Hätte er Gitarren gebaut oder wenigstens Triangeln oder Maultrommeln“, seufzt Rebell. Immerhin: seine Mutter hatte ein schlechtes Gewissen, schenkte ihrem Sohn 1964 eine teuer Fender Jaguar-Gitarre und einen Bandmaster-Verstärker. Mit seiner Band The Cheats (mit dabei: Nils Selzer von den Strassenjungs) gewann der Sänger und Gitarrist den „Deutschen Beatband-Wettbewerb“ in Kassel. „Mit selbst verfassten deutschen Texten“, sagt Rebell nicht ohne Stolz. Sieben Jahre vor Udo Lindenbergs „Daumen im Wind“, vor den Deutsch-Rock-Pionieren Ihre Kinder. Hier muss die deutsche Musikgeschichte umgeschrieben werden.

Bekannter als mit der eigenen Musik sollte Volker Rebell aber als Radiomacher werden. Im Oktober 1970 gab es bei seiner Premiereviele positive Hörerzuschriften. „Plötzlich hatte ich eine eigene wöchentliche Sendung“, entwickelte Rebell in der Folge „Teens Twens Top Time“, „rumms“ und – absoluter Kult – „Volkers Kramladen“. Hier ließen sich Musikvernarrte nur zu gerne sozialisieren. 2004 wurde der Dauerbrenner in „hr3-Rebell“ umbenannt, war aber immer noch als „Autorenradio“ eine echte Spielwiese. „Ich habe immer Spezialsendungen gemacht, denn durch meine Firma war ich finanziell unabhängig“, konnte er immer unangepasst bleiben. Doch die kreativ genutzte Narrenfreiheit fand ein jähes Ende als „Durchhörbarkeit“ zum übergeordneten Prinzip beim Hessischen Rundfunk erklärt wurde. Kein Platz mehr für Individualisten. Im Dezember 2008 ging die letzte Sendung über den Äther.

Um Entzugserscheinungen zu entgehen, nahm er das Angebot des Internetradios ByteFM an. Da feierte der „Kramladen“ Wiederauferstehung. Längst denkt er über ein eigenes Webformat nach. Das könnte live mit Publikum produziert werden. Auf der eigenen „Rebell(i)schen Studiobühne“. Die soll nach abgeschlossene Renovierung offiziell im Herbst in der Bieberer Straße 145a eröffnet werden. In Konkurrenz mit bestehenden Konzert- und Kleinkunstbühnen will er nicht gehen. „Ich möchte hier auch gerne verrücktes Zeugs machen, es muss nicht immer Musik sein“, stürzt sich Rebell, der am 25.4. seinen 70. Geburtstag feiert(e), ins neue Abenteuer. 65 Plätze gibt es oben, das garantiert einen privaten Charakter. „Ich werde immer über die Website kommunizieren, was in den nächsten Wochen hier passieren wird. Wer Interesse hat möchte dann bitte reservieren“, wünscht er sich „angemeldete Gäste“.
 
25. April 2017, 10.27 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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