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Frankfurt, Bella Ciao!

Sein Bucovina-Sound schlägt ein wie eine Bombe. Der Musiker Shantel hat in vielen Städten der Welt Erfolg. Im JOURNAL FRANKFURT muss er jetzt aber leider mit seiner Heimatstadt abrechnen. Schießt er übers Ziel hinaus? Jedenfalls liefert er Stoff für eine notwendige Debatte. Diskutieren Sie mit!

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Dies ist eine Liebeserklärung, an eine Stadt, in der ich (fast) immer machen konnte, was ich wollte. Jede noch so bescheuerte Idee oder jeder Versuch war in Frankfurt immer möglich. Ein dankbares Publikum, ein fruchtbarer, kreativer Schmelztigel. Doch was ist aus dieser meiner Stadt nun geworden? Sprachen wir nicht immer voller Stolz über unsere selbsternannte Metropole, Frankfurt am Meer?
Die Zeiten sind längst vorbei, aus einer alles umarmenden Weltstadt ist ein kleingeistiger, provinzieller Abenteuerspielplatz geworden. Die charmante hessische Dampfwalze macht alles platt, was sich ihr in den Weg stellt.
Da mag kommen, was wolle, das Glück entspringt nicht in Bornheim-Mitte. Der kulturrelevante Nachwuchs wandert ab nach Berlin, dort löst er sich in Wohlgefallen auf oder macht Karriere in Klein-Schwäbisch-Hall am Prenzlauer Berg. Im Schauspielhaus Frankfurt darf man jetzt zum Beispiel Berliner Techno-DJs bewundern, die krampfhaft: „Berghain, Berghain“ kreischen und mit allen Mitteln 50 zahlende Gäste für das Thema Jugend- und Pop-Kultur begeistern wollen.
Die interessanten Immobilien der Stadt Frankfurt dümpeln vor sich hin. Das Bockenheimer Depot – warum steht dieses wunderbare Gebäude dreiviertel des Jahres leer? Es wäre eine spannende Option gewesen, den Bucovina Club dort zu veranstalten. Leider nein, im allgemeinen Kompetenzgerangel um Verantwortlichkeiten und Finanzen unmöglich.
Ich spiele fast 250 Live-Konzerte pro Jahr, gut verteilt um den Globus. Vom Dorfplatz zur Opernbühne. Festivals, Clubs und ganz wunderbare Sommer-Open-Air-Konzerte im Herzen europäischer Großstädte. Also Stadt-Mitte. Jedesmal fragen mich dort die Veranstalter: „Und? Wo kommst du her? Macht man in deiner Stadt auch so etwas?“ Nein, das macht man in Frankfurt ganz bestimmt nicht! Live-Konzerte im Freien, das ist so gut wie unmöglich. Bei uns ist bei 86 Dezibel im Freien Schluss.
Das reicht noch nicht mal für einen Tanz-Tee im Altenheim. Ja, bei uns gibt es sogar einen Weihnachtsmarkt, der schließt jetzt offiziell eine Stunde früher, weil ein Frankfurter Oberstudienrat es so will!
Das Einzige, was in dieser Stadt im Freien zu funktionieren scheint, sind die unzähligen und unerträglichen Sport-Events, Public-Viewing, Turnfest, Ironman und wie sie sonst noch heißen. Mir graut es jedes Mal davor. Erwachsene Frauen und Männer in hautengen, grellen Batman-Kostümen quälen sich durch die Straßen, ich finde es entsetzlich!
Im vergangenen Jahr bin ich mal das gesamte Museumsuferfest auf- und abgelaufen, ich empfinde das mittlerweile leider so: Folklore-Multikulti-Karneval, bei dem jede Form von Anarchie und Romantik auf der Strecke bleibt.
Neulich hat zum Beispiel die Frankfurter Tourismus und Congress GmbH anlässlich irgendeiner Sportveranstaltung ein musikalisches Rahmenprogramm organisiert, da haben Bands gespielt, von denen habe ich noch nie etwas gehört, und aus Frankfurt kamen die Musiker auch nicht. Ich habe sogar schon Mitarbeiter der GmbH sagen hören, „es gibt keine Musiker in Frankfurt, sondern nur DJs, und die sind alle fast taub“.
Nicht taub ist der Frankfurter Wirtschaftsdezernent, der sich im Gegensatz zum Kulturdezernenten sehr für die Kultur einsetzt.

Text: Stefan Hantel, Foto: Katja Nideroest
 
3. August 2010, 08.36 Uhr
Redaktion
 
 
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